Story: Han-na (Kim Ah-jung) ist mit einer wunderbaren Stimme gesegnet. Nur leider ist sie wegen ihres Übergewichts
nicht wirklich das, was man in der koreanischen Popwelt sehen will. Deshalb singt sie für den Popstar Ammy hinter der
Bühne. Sie hat wegen ihres Äußeren ein schwaches Selbstwertgefühl, doch geben ihr die Worte von Sang-jun (Joo Jin-mo),
dem Producer von Ammy, immer wieder Halt. Er scheint sich nicht darum zu kümmern wie sie aussieht und ist beeindruckt
von ihren Gesangsfähigkeiten. Han-na verliebt sich langsam in ihn, allerdings ist es wohl eine hoffnungslose Liebe
wie sie herausfinden muss. Durch Zufall muss sie nämlich mit anhören, wie Sang-jun über ihr Äußeres abfällig redet,
woraufhin für sie eine Welt zusammenbricht...
Zuerst denkt Han-na über Selbstmord nach, aber dann kommt sie zu einem drastischen Entschluss. Sie lässt sich mit
Hilfe plastischer Chirurgie komplett ummodellieren. Ein Jahr lang verschwindet sie von der Bildfläche, was
gleichzeitig bedeutet, dass Popstar Ammy nun niemanden mehr hat, der ihre Lieder singt, denn alleine trifft sie keinen
einzigen Ton.
Han-na taucht nun als Jenny, eine schlanke, wunderschöne Frau, bei Sang-jun auf, der immer noch nach
einem Ersatz für Han-na sucht. Ganz begeistert von ihr will Sang-jun sie ganz groß rausbringen und Jenny hat überdies
endlich die Möglichkeit eine romantische Beziehung zu ihm aufzubauen. Jedoch scheint Ammy hinter Jennys Geheimnis
gekommen zu sein und will ihre Karriere im Keim ersticken...
Kritik: "200 Pounds Beauty" ist der Überraschungshit aus Korea dieses Jahr. Warum etliche Kinogänger
begeistert sind? Nun, das entzieht sich mir vollkommen... "Vollkommen" trifft es vielleicht nicht ganz, denn
tatsächlich besitzt der Film seinen ganz eigenen netten Charme, eine gute Portion Humor, Musik und handelt um ein
in Korea sehr aktuelles Thema: Schönheitsoperationen. Doch nach all dem Hype bleibt schlussendlich nur Enttäuschung,
denn die Romantik-Komödie erweist sich als weder sonderlich originell, geschweige denn als umwerfend. Mit der Meinung
scheine ich zwar vielleicht auf verlorenem Posten zu sitzen, wenn man sich mal ansieht was die Fans so
schreiben, aber unbegründet ist diese nicht. "200 Pounds Beauty" ist einfach gefundenes Genre-Futter für alle Rom-Com
Begeisterte, das hier und da ein paar schöne Ansätze hat, aber dann auch wieder viele Fehler begeht.
Die Geschichte von "200 Pounds Beauty" basiert auf einem Comic von Suzuki Yumiko und bietet von der Grundidee genügend
Stoff um für ein paar Lacher zu sorgen. Diese beziehen sich dann meistens darauf, was für eine Wirkung Jenny/Han-na
durch ihr Äußeres auf ihre Umwelt hat und funktionieren im fortschreitenden Verlauf des Films erstaunlich gut,
obwohl man sich gerade am Anfang hier etwas unbeholfen angestellt hat. Immer wieder wird sich ein Spaß aus dem
Schönheitswahn der Koreaner gemacht. Männer finden Frauen dürfen sich plastischer Chirurgie unterziehen, solange es nicht
die eigene Freundin ist und die Popkultur ist vollgepackt von großäugigen, perfekt schlank und braungebrannten Idolen.
Das dies auch seine Nachteile hat, zeigt sich z.B. wenn Sang-jun etwas intimer mit Jenny werden will und dieser einfällt,
dass ja eigentlich alles an ihrem Körper künstlich ist und jederzeit "verrutschen" könnte, um es mal überspitzt
auszudrücken. Die Art wie dieses Schönheitsideal Koreas auf die Schippe genommen wird ist sehr erfrischend und ohne
Zweifel die große Stärke des Films.
Außerdem positiv anzumerken ist, dass im Gegensatz zu vielen anderen Genrevertretern Kim Yong-hwas ("Oh! Brothers") Film
seiner heiteren Grundstimmung treu bleibt und nicht am Ende noch zum Drama umschwenkt. Hier will man einfach nur
gute Laune auf die Leinwand bringen und das funktioniert auch. Es wird auch gar nicht versucht irgendeine Message oder
Stellungnahme zum Schönheitswahn zu nehmen, oder zumindest niemals direkt.
Dennoch ist "200 Pounds Beauty" keinesfalls originell und bleibt äußerst vorhersehbar. Während man dem Film nur
an einigen wenigen Stellen abnehmen kann, dass Jenny nicht mehr wirklich weiß wer sie eigentlich tatsächlich ist und
unter einer Identitätskrise leidet, aber hier noch ein Auge zudrücken kann, so kann man ihm das ungemein kitschige
Ende einfach nicht verzeihen. Die Auflösung
kommt einfach zu tränenreich und mit allem nötigen übertriebenen Bühnenfeuerwerk, so dass es die Gesamtqualität des
Films enorm nach unten zieht. Hier wurde einfach zu dick aufgetragen und sich nicht darum geschert, das es tatsächlich
Zuschauer da draußen geben könnte, die nicht so leicht durch ein paar ehrliche Worte und Schluchzer zu manipulieren
sind.
Leider ist die Komödie im Gesamten auch nie wirklich zusammenhängend. Vieles wirkt hier einfach zu zufällig, konstruiert
und wahllos. Da wäre zum einen der Fan von Jenny, der ein Spiegelbild von ihr darstellt, ihr Hund, der plötzlich bei
Sang-jun landet und natürlich noch Ammy die nichts Besseres zu tun hat als von morgens bis Abends bei Han-nas Vater
zu bleiben um zu schauen, ob diese irgendwann auftaucht. Ein struktureller Aufbau ist hier kaum zu erkennen und
überdies bleiben einige Charakter sehr flach. Vor allem wundert es, dass Joo Jin-mo, der den Musikproduzenten
darstellt erschreckend ein-dimensional bleibt. Irgendwie können wir nie Sympathie für ihn entwickeln und so tritt auch
die Liebesgeschichte oft auf der Stelle. Dafür wird man zwar mit Kim Hyeon-sook, die Han-nas Freundin darstellt
entschädigt und auch ein paar andere Nebencharaktere sind ganz nett in den Film eingebunden, aber die große Lücke
im Film wird hier nicht aufgefüllt.
Star des Films ist natürlich Kim Ah-jung, die durch ihre natürliche Schönheit besticht und dennoch etwas von der
Künstlichkeit der von der Popkultur gestalteten Plastikfrauenkörper erahnen lässt. Mit wieviel Selbstvertrauen und
Augenzwinkern sie dabei ihren Körper auf die Schippe nimmt ist faszinierend und erfrischend anzusehen. Gerade wenn man
sie anfangs noch in einem fetten Körperanzug a la Eddie Murphy in "Der verrückte Professor" zu sehen bekommt.
Wirklich beeindruckend wird es allerdings wenn man Kim Ah-jung singen hört. Sie mag zwar vorher noch nie professionell
gesungen haben, aber sie singt dennoch weitaus besser und kraftvoller als so mancher K-Pop-Star! Ihr "Blondie"-Coversong
"Maria" ist dann in Korea natürlich auch gleich die Charts raufgeklettert. Musikliebhaber werden also auch bestens
bedient und trotzdem erweist sich der Film hier nicht als unnötig aufdringlich. Wenn man sich bloß auch nur anderweitig
daran gehalten hätte...
Letztendlich versagt "200 Pounds Beauty" wegen des starken Kitschfaktors gegen Ende, einigen blass ausgearbeiteten Charakteren und einem dünnen Drehbuch. Es ist löblich, dass wir nicht wie gewohnt noch ein "Nur die innere Schönheit zählt" mit auf den Weg gegeben bekommen, und überdies sind auch einige der Gags sehr nett, obwohl gerade hier quantitativ mehr rauszuholen gewesen wäre, dennoch kann der Film einfach nicht seinem guten Ruf gerecht werden. Schlussendlich mangelt es dem Werk nämlich am nötigen Biss, den man doch gerade hoffte hier zu finden. Vielleicht mag dieses Review deshalb auch besonders kritisch ausfallen, aber das spiegelt eben auch die Enttäuschung des Schreibers dieser Zeilen wider.