Story: Der Vater der kleinen So-hee stirbt, aber da er von seiner Krankheit schon vorher wusste erzählt
er ihr noch, dass er zum Mars gehen wird, um ihr so den Abschied zu erleichtern. So-hee fängt also nach dem Tod ihres
Vaters in ihrer kindlichen Naivität an Briefe zum Mars zu schreiben. Einer von So-hees Freunden, der Junge Seung-jae
bittet den örtlichen Postboten ihm zu helfen und so schreibt Seung-jae fortan Briefe an So-hee und
gibt vor ihr Vater zu sein. Durch den Briefverkehr wird die Freundschaft der beiden Kinder auch immer enger, doch
irgendwann muss So-hee nach Seoul zu ihrer Tante ziehen und die schönen Kindheitstage sind vorbei...
Jahre später lebt Seung-jae (Shin Ha-kyun) immer noch in seinem Dorf, in dem sich Landschaft und Leute nie ändern.
Allerdings gibt es gerade jetzt große Umwälzungen, denn ein Damm soll gebaut werden, der die Bewohner dazu
zwingen würde wegzuziehen und ihr Dorf aufzugeben. Jedoch sind sich die meisten nicht dieser ernstzunehmenden
Situation bewusst. Ebensowenig wie Seung-jae, der sich darüber freut, dass So-hee (Kim Hee-seon) nach Jahren wieder
ihre Großmutter besucht, um die er sich in letzter Zeit gekümmert hatte. Langsam entwickelt sich zwischen den
früheren Kindheitsfreunden eine kleine Liebesbeziehung. Aber hat diese Beziehung eine Zukunft? So-hee wird bald wieder
nach Seoul gehen. Außerdem ist da noch der Damm, der gebaut werden soll...
Kritik: Es ist erstaunlich, dass man über so viele unbedeutende Eintags-Rom-Coms hört, aber noch nichts von
"A Man who went to Mars" gelesen hat. Zumindest erging es mir so, als ich durch Zufall über den Film gestolpert bin und
dann wahrlich positiv überrascht wurde. Später sollte ich herausfinden, dass der Film von niemand geringerem als
Kim Jeong-kwon ist, der schon mit "Ditto" einen tollen Beitrag zum Genre geleistet hat. "A Man who went to Mars"
ist ein kleines Juwel, das man durch
Zufall durch einen Berg von Kohle hindurchschimmern sieht. Und solche Momente sind eine Rarität.
Warum so wenig über den Film im Netz zu erfahren ist, und wenn dann nicht unbedingt Positives, bleibt ein Rätsel.
"A Man who went to Mars" ist vollgepackt mit Stars und wurde von Jang Jin mitproduziert, der selbst schon für Filme
wie "Guns and Talks" und "Someone Special" verantwortlich ist. Natürlich ist solch eine Namensliste noch kein Garant
für einen guten Film, aber das fertige Werk kann tatsächlich mehr als überzeugen.
Zuerst einmal fällt auf, dass der Film nicht durch seine bunten Bilder die Zuschauer blenden will, sondern mit seinen
stellenweise schlichten, an anderen Stellen schönen, aber dezenten Naturaufnahmen begeistern will. Die Farbgebung ist
dabei relativ grau gehalten, dennoch strahlt der Film keine depressive Stimmung aus, sondern kann in einem sogar
ein warmes Gefühl hervorrufen, auch wenn es hier und da tatsächlich mal etwas emotional trauriger wird.
Der Grund warum der Film dem Zuschauer so nahe gehen kann, liegt in der schlichten Schönheit der Art wie die
Geschichte erzählt wird und wie einem die Charaktere vorgestellt werden. Sehr unaufdringlich erfahren wir etwas über
die Einwohner des Dorfes aus dem unsere Hauptprotagonisten stammen, bis wir uns in den engen Straßen und den wenigen
öffentlichen Gebäuden fast schon heimisch fühlen.
Gerade die Story kann also besonders punkten, denn in "A Man who went to Mars" geht es eben nicht nur um eine
tragische Liebesgeschichte, sondern auch um das Drama eines Dorfes, das umgesiedelt werden muss und dessen Bewohner
so sehr daran gewöhnt sind, dass sich nie etwas in ihrem Dörfchen ändert, dass sie dies nicht wahrhaben wollen. Oder
an anderer Stelle wenig erfolgreich protestierend durch die Straßen schreiten. Das ist zwar nur die Nebenhandlung des
Films, aber es wird offensichtlich, dass die Stärken des Films darin liegen, dass wir sehr glaubwürdige Lebensumstände
der Hauptcharaktere präsentiert bekommen, die einen hervorragenden Nährboden für die Liebesgeschichte bieten.
Etliche Nebencharaktere werden uns im Laufe vorgestellt und so kann einem nicht nur der zum Pflegefall gewordene
Vater Seung-jaes in Erinnerung bleiben, sondern auch der Bruder von Seung-jae, der diesem überhaupt nicht ähnlich ist,
dafür eher ein Abziehbild des Gegenteils, sowie die Großmutter von So-hee hinterlassen einen bleibenden Eindruck.
Selbst der Frisör, die Apothekerin oder der Chef der Poststelle wirken unwahrscheinlich lebendig, so dass man bald
das Gefühl hat das gesamte Dorf zu kennen.
"A Man who went to Mars" ist aber eindeutig ein Drama und ein Romantikfilm, was sich nicht nur am verstärkten
Gebrauch von klavierlastigen, aber gelungenen Stücken im Soundtrack wiederfinden lässt, sondern eben auch auf dem
Bildschirm offensichtlich wird. In einer Art Einleitung bekommen wir die Kindheit der beiden Hauptcharaktere
vorgestellt und hier zeigt sich schon, dass sich der Film Zeit nimmt seine Geschichte zu erzählen. Wenn man sich
erstmal auf das Tempo eingelassen hat, dann stört das aber keineswegs zumal eigentlich immer etwas passiert, selbst
wenn es auf den ersten Blick nicht den Anschein machen sollte.
Besonders schön ist, dass die Liebesbeziehung zwischen den beiden Protagonisten einem Annähern und Wegbewegen ähnelt.
So-hee verliebt sich in Seoul in einen reichen Mann und die Apothekerin des Dorfs ist schon seit langem unsterblich in
Seung-jae verliebt. Aber mehr als alles andere verbindet die beiden Hauptcharaktere ihre Freundschaft, die seit
ihrer Kindheit nach all den Jahren in denen sich für So-hee alles und für Seung-jae nichts geändert immer noch
besteht.
Shin Ha-kyun ("Save the Green Planet", "Sympathy for Mr. Vengeance") erfüllt seinen Charaker mit komplexem Leben.
Seine Liebe für seine Kindheitsfreundin überdauert die Jahre und wird nur stärker und so muss ihm So-hee wegen seines
guten Herzens schließlich irgendwann verfallen. Doch natürlich endet der Film hier nicht. Es gibt einige Steine, die
den beiden in den Weg geworfen werden, aber Seung-jae glaubt in seiner, ja, man muss eigentlich schon Naivität sagen,
dass seine Liebe nie verloren gehen wird. Tatsächlich ist es so, dass Seung-jaes Herz unwahrscheinlich rein ist. Vielleicht
eben auch zu rein für diese Welt. Glücklicherweise wirkt Seung-jae aber auch wie ein Mensch, der seine Bedürfnisse hat
und der einen erstaunlich vielschichtigen Charakter aufweist.
Kim Hee-seon ("The Myth", "Wanee & Junah") wirkt dagegen manchmal etwas zu kalt. Erst spät merkt sie was für ein
Mensch Seung-jae ist und dann bekommt auch sie ihre Momente in denen sie etwas mehr von sich zeigen kann. Leider
bleibt ihr Charakter aber eindeutig etwas zu schwach gezeichnet und dargestellt.
"A Man who went to Mars" hat hier und da ein paar kleine Temposchwierigkeiten und das Drehbuch, obwohl wirklich
erfrischend komplex, bietet dann eben auch einfach etwas zu viel, so dass man sich nicht sicher sein kann, worum
es in dem Film eigentlich wirklich geht. Einfach um die Liebe zweier Menschen, die irgendwie trotz allem unter einem
schlechten Stern steht, oder um einen Mann, der sich nicht ändern kann, es aber muss, wenn er nicht untergehen will?
Der Film ist manchmal vielschichtiger als es ihm gut tut, denn letztendlich erweist er sich doch nur als ein
Romantikdrama. Dennoch ist es erfrischend so viele Aspekte in einem solchen Film vorzufinden und dafür muss man dem
Werk Respekt zollen.
Das warme Gefühl, das "A Man who went to Mars" bei einem am Ende hinterlässt ist ein Indiz dafür, dass man gerade
einen besonderen und bewegenden Film gesehen hat. Wegen einiger genannter Schwächen reicht es aber leider ganz knapp nicht
für ein "Super". Sehr gut ist dieses kleine Juwel aber allemal und ist (wegen der fehlenden Promotion)
ganz klar ein Geheimtipp, den man sich nicht entgehen lassen sollte!