Story: Su-jin (Son Ye-jin) hatte eine Affäre mit ihrem verheirateten Chef. Doch nun hat sie dieser sitzen gelassen
und sie befürchtet von ihrer eigenen Familie verstoßen zu werden, da sie die Familienehre beschmutzt hat. Allerdings
verzeiht ihr diese schnell und auch auf der Arbeit geht es gut voran, obwohl sie öfters das Thema von Tratschgeschichten
ist. Eines Tages trifft sie dann unter merkwürdigen Umständen Cheol-su (Jung Woo-sung) und ihr kurzes Aufeinandertreffen
wird fortgesetzt als Su-jin ihn auf einer der Baustellen ihres Vaters wiedertrifft. Cheol-su ist Zimmermann, ein harter
Kerl und Su-jins Objekt der Begierde. Dieser muss sich schließlich schnell dem Charme der jungen Frau geschlagen geben
und die zwei werden ein Paar.
Nach etlichen gemeinsamen Dates beschließen die zwei zu heiraten. Cheol-su ist nun Architekt geworden und hat seinen
ersten Auftrag bekommen, als Su-jin von ihrem Arzt schlechte Nachrichten bekommt. Sie leidet an einer vererblichen
Variante der Alzheimer-Erkrankung. Die Symptome werden von Tag zu Tag schlimmer, Su-jin findet oft den Weg nicht mehr
nach Haus und vergisst in unregelmäßigen Abständen ihre Zeit mit ihrem Ehemann und glaubt noch mit ihrem Chef Yeong-min
(Baek Jong-hak) zusammen zu sein. In einem Moment geistiger Klarheit gibt sie ihrem Ehemann zu verstehen, dass sie ihm
keine weiteren Schmerzen zubereiten möchte und dass sie ihre Beziehung beenden sollten. Doch Cheol-su will seine Frau
nicht aufgeben und kämpft weiter um sie...
Kritik: "A Moment to Remember" ist fast schon die Referenz in Korea, wenn es um Taschentuch-Dramen geht. Dabei
wird diese abfällige Bezeichnung des Genres dem Film auf gar keinen Fall gerecht, denn erstaunlicherweise erweist sich
das Endprodukt hier als sehr unterhaltsam und emotional äußerst mitnehmend.
An einigen Stellen mag Regisseur John H. Lee ("The Cut Runs Deep") zwar etwas zu stark auf die Tränendrüse drücken und
oftmals wirkt sein Film dann auch wirklich zu kitschig, doch interessanterweise fällt das die meiste Zeit nicht auf, da
die Emotionen auf dem Bildschirm sehr echt wirken, das Thema und die Darsteller einen sofort fesseln und man sich
irgendwann gar nicht mehr über die stellenweise formelhafte "Krankheit der Woche" Story aufregen kann, da man einfach
in den Film eintauchen und mit den Charakteren mitleiden muss.
Schon die Einleitung bereitet uns darauf vor, was wir zu erwarten haben. Cheol-sus Worte, dass manche glauben, wenn die
Erinnerung verloren gehe, dann würde man auch seine Seele verlieren, zeigen uns, dass wir hier ein waschechtes Drama
zu sehen bekommen. Doch die erste Stunde lässt uns noch nichts davon vermuten. Die beiden Hauptcharaktere treffen sich
auf wundersame und lustige Art. "Schuld" daran ist Su-jins Vergesslichkeit, denn ohne diese hätte die darauffolgende
Romanze wohl nie stattgefunden. Wie gesagt kommt hier auch der Humor nicht zu kurz, so sind z.B. die ersten Worte die
die beiden miteinander wechseln ein Rülpsen (wenn das überhaupt als Wort durchgeht - es handelt sich auf jeden Fall um
eine Art der Kommunikation). Allerdings sollte man hier keine falschen Vorstellungen bekommen, denn uns erwartet hier
keine dümmliche Korea-Romantikkomödie mit derbem Humor. "A Moment to Remember" zeichnet sich des Weiteren auch nicht
durch übertriebene gute Laune aus. Eine fröhliche Atmosphäre ist zwar vorhanden, doch vermischt sie sich mit dem leicht
verträumten Stil des Films. Romantisch und liebreizend sind wohl die Worte, die es am Besten beschreiben. Besonders
erstaunlich ist vor allen Dingen, dass das Ganze so unwahrscheinlich gut funktioniert und nicht in einem Sumpf aus
Kitsch untergeht.
Doch trotz der tollen Bilder, einer schönen Cinematografie und sehr detaillierten Sets, hätte die Story nur halb so
gut funktioniert, wenn sie nicht von zwei herausragenden Darstellern getragen worden wäre. Son Ye-jin ("The Classic",
"April Snow") sieht nicht nur unwahrscheinlich gut aus, sondern kann einen mit ihrem Charme auch sofort für sich gewinnen.
Sie hat ihre kleinen Fehler, die sie umso menschlicher machen, ist aber was ihre Beziehung zu Cheol-su angeht sehr
selbstsicher und möchte sie weiter vertiefen.
Cheol-su auf der anderen Seite, gespielt von Jung Woo-sung ("Musa", "Sad Story"), hält zwar auch viel von seiner
Beziehung zu Su-jin, sieht die Dinge wegen seiner bitteren Lebenserfahrung aber etwas pragmatischer. Ob sich die
Beziehung nun lange hält oder nicht, hauptsache sie haben jetzt eine schöne Zeit. Doch schließlich lässt er sich
zu einer Heirat überreden, erweist sich dann aber als erstaunlich fürsorglicher und liebevoller Ehemann. Der harte Kerl
vom Anfang des Films bleibt zwar bis zum Ende durchscheinend, doch seine Frau weckt neue Seiten in ihm und zügelt seine
temperamentvolle, leicht aggressive Art. Die Chemie zwischen den beiden ist perfekt und sie ergänzen sich
einfach wunderbar. Ein Fundament, ohne dass der ganze Rest des Dramas nicht hätte funktionieren können.
Die Beziehung entwickelt sich sehr fließend, macht aber manchmal ein paar Sprünge und gibt uns nur Ausschnitte aus
ihrem Leben. Trotzdem stößt das nicht bitter auf, sondern ist sogar sehr vollkommen, denn auch so mutet "A Moment to
Remember" in seiner 144-minütigen Director's Cut Version schon ein wenig zu lang an.
Nachdem also die Bühne für das Drama perfekt vorbereitet wurde setzt dieses dann auch ein.
Wie es nun einmal häufig der Fall ist
wirkt das auch hier etwas plötzlich, obwohl wir indirekt durch die Einleitung und einige Kleinigkeiten, wie den etlichen
Stiften, die Su-jin bei sich trägt, weil sie immer welche überall vergisst, auf das was kommt vorbereitet wurden.
Die Art der Krankheit erfordert zum Glück nicht, dass wir etliche Krankenhausszenen zu sehen bekommen, dennoch gibt es
sehr intensive Emotionen von Seiten beider Schauspieler zu bestaunen. Von Unglauben bis zu Verzweiflung und Angst gibt es hier
die ganze Palette zu sehen. Und irgendetwas in den Szenen sorgt dafür, abgesehen von den großartigen schauspielerischen
Leistungen natürlich, dass dies alles nicht zu melodramatisch oder kitschig wirkt.
Ich revidiere meine Aussage: "A Moment to Remember" ist oftmals melodramatisch, und das sogar in großen Dosen. Doch das
interessiert einen irgendwann einfach nicht mehr, da man selbst schon so stark in den Film eingebunden ist, dass es nicht
wirklich störend ist. Oftmals hört man in seinem Kopf ein kleines Männchen klopfen, das einen darauf aufmerksam machen
will, dass das doch einfach ungeheuerlich dramatisch und gelegentlich sogar kitschig ist, was man da gerade
sieht. Aber wir ignorieren ihn. Und zwar mit Freude. Wir verlieren uns in diesem Film und leiden mit den Protagonisten,
die beide sehr lebendig und deren Emotionen und Ängste sehr real wirken. Durch die dramatischen Hintergrundgeschichten
um Su-jin und ihre Affäre mit einem verheiratetem Mann, sowie Cheol-sus Story seiner bitteren Kindheit und seinen
Problemen mit den Eltern bekommt das Werk noch mehr Farbe und Glaubwürdigkeit.
Viele der Dialoge rühren einfach zu Tränen. Alzheimer ist eine der schlimmsten Krankheiten überhaupt und auch wenn
diese zumeist nur ältere Menschen befällt, so gibt es doch tatsächlich wenige dokumentierte Fälle von einer genetisch
übertragbaren Version, die auch jüngere Menschen betreffen kann. Man stelle sich nur mal vor man habe einen Blackout,
finde sich plötzlich auf einer Straße wieder und weiß nicht wo oder wer man ist. Die Panik, die einen da überkommen
muss ist mit Sicherheit enorm.
Neben den ganzen Tränen werden auch ein paar unaufdringliche Fragen eingeschoben.
Sind die Erinnerungen das, was unsere Seele und unseren Charakter ausmachen? Was ist Liebe? Schlussendlich ist das
traurigste an Alzheimer, das vor dem physischen Tod ein mentaler stattfindet.
"A Moment to Remember" trägt seinen Titel nicht umsonst. Das Ende schließt einen Kreis und führt uns wieder zum Anfang.
Die letzte Szene bringt den gesamten Film dann auf einen Punkt: eigentlich unwahrscheinlich kitschig, doch die Magie
des Films lässt alles einfach hervorragend funktionieren und kann einen emotional sehr bewegen.
Ein passender Sountrack mit vielen italienisch anmutenden Titeln, Opernstücken oder Titel im "La Paloma" Stil, geben dem
Werk zusätzlich eine verträumte und süße Note. Das gute Auge für kleine Details von Regisseur Lee, ein gut ausgearbeitetes
Script und zwei hervorragende Schauspieler lassen den Film viel besser funktionieren, als er es eigentlich dürfte.
"A Moment to Remember" wird wohl eher ein weibliches Zielpublikum ansprechen und das aus gutem Grund. Denn auch gestandene
Männer werden hier am Ende einige Tränen vergießen können und sich am Schluss einfach nur emotional erschöpft fühlen.
Sofern das nicht das eigene Selbstbild zerstört, sollten sich aber auch Männer den Film auf jeden Fall ansehen, denn
"A Moment to Remember" sitzt zu Recht auf dem Thron der kommerziellen koreanischen Taschentuchdramen!