Story: Lee Jeok-yo (Park Hae-il) ist ein angesehener Autor um die 70 Jahre, der einen Schüler namens Seo Ji-woo (Kim Moo-yeol) hat.
Dieser lässt sich von Jeok-yos Ideen inspirieren und erledigt im Gegenzug die Hausarbeiten. Eines Tages sitzt plötzlich das Schulmädchen Eun-gyo (Kim Go-eun)
auf der Veranda des Hauses. Da Ji-woo etwas Zeit braucht, um an seinem eigenen Roman zu schreiben und Eun-gyo nach einem Nebenjob sucht, übernimmt sie
die Hausarbeiten. Jeok-yo ist von ihrer Spontanität und frischen Jugendlichkeit wie verzaubert und das Mädchen sehnt sich nach einer Vaterfigur, die sie
in dem gealterten Autor findet. Doch Ji-woo ist irritiert von der Art der Beziehung zwischen den beiden. Jeok-yo bringt unterdessen seine wiedergefundene
Jugend zu Papier und verspürt ein starkes Verlangen zu der unschuldigen Schönheit Eun-gyos. Das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler verschlechtert sich
von Tag zu Tag, bis Ji-woo der Neid schließlich zu Taten treibt, die er später bereuen wird.
Kritik: Ein Poet, der eine Muse findet und sein Leben in einem ganz neuen Licht betrachtet. Gefühle, von denen er glaubte, sie in seinem
Alter nicht mehr empfinden zu dürfen, überwältigen ihn und bringen ein Gefühl der Jugendlichkeit zurück. "A Muse" ist ein trauriges Drama, das von seinen
zuweilen poetischen Bildern lebt. Letztendlich sind es aber die Charaktere, die den Film am Laufen halten und ihm eine gewisse Tiefe geben. Man fühlt sich
sofort von dem Drama mitgenommen und die Spannung in der Dreiecksbeziehung steigert sich kontinuierlich bis zum Schluss. Darüberhinaus punktet der Film
mit durchgängig hervorragendem Schauspiel, das eine dichte Atmosphäre schafft und die Charaktere angenehm dreidimensional ausgestaltet.
Die Geschichte des Films basiert auf einem Roman von Park Bum-shin, der diesen nach seinen eigenen Gedanken über das Älterwerden schrieb. Der 70-jährige
Poet verliebt sich im Film in die 16-jährige Schülerin Eun-gyo. Es wird zwar gesagt, dass sie 17 ist, aber in Korea zählt man das Geburtsjahr mit. Eine
skandalöse Geschichte, die allerdings mit dem richtigen Feingefühl erzählt wird. Nun könnte man sagen, dass der Poet lediglich eine Sehnsucht nach
seiner verloren gegangenen Jugend hat, aber die Bilder zeigen eindeutig, dass sich auch ein sexuelles Verlangen bei ihm einstellt. Nahaufnahmen von
Eun-gyo und einzelnen Körperpartien sind keine Seltenheit und gerade die ungewöhnlichen Kameraeinstellungen im Zusammenspiel mit sonnendurchfluteten
Räumen können äußerst angenehme Bilder schaffen. Außerdem wird ohne Zweifel eine starke Sinnlichkeit transportiert.
Park Hae-il ("War of the Arrows") spielt den alten Poeten. Wenn man genau hinsieht, entdeckt man auch, dass ein wesentlich jüngerer Schauspieler die
Rolle übernommen hat. Dennoch handelt es sich bei Parks Darstellung des alten Mannes um die bisher überzeugendste Darstellung eines jüngeren
Schauspielers, die ich bisher gesehen habe. Das liegt auch an dem Make-up, das nicht nur das Gesicht älter werden lässt, sondern auch Hände oder
andere Körperteile. Park wird sicherlich stundenlang für dieses sehr beeindruckende Make-up in der Maske gesessen haben. Sein Schüler wird von
Kim Moo-yeol ("Doomsday Book") gespielt, der ein Geheimnis hat, das später ans Tageslicht treten soll. Seine Person ist die wahrscheinlich unspektakulärste,
aber sein Neid auf den Poeten resultiert schließlich auch in einem Verlangen nach Eun-gyo.
Regisseur Jeong Ji-woo ("A Modern Boy", "Happy End") verdient ein Lob dafür, den Mut gehabt zu haben, die Rolle des Schulmädchens mit einem unbekannten
Gesicht zu besetzen. Kim Go-eun hatte bisher noch nicht einmal in einer Fernsehserie mitgespielt, doch sie bringt etwas Frisches und Sinnliches in den Film.
Sie verkörpert die Reinheit der Jugend, obwohl auch ganz klar ist, dass sie zuhause kaum Aufmerksamkeit bekommt und nach einer Vaterfigur sucht. In einigen
Szenen erscheint sie allerdings doch etwas zu reflektiert für ihr Alter. Ansonsten ist sie aber sehr spontan und erweckt gerade damit die Lebensgeister
des Poeten zum Neuen. Körperlich darf sich der Poet aber nur in seiner Fantasie dem Mädchen annähern, dann darf Park auch endlich einmal ohne Make-up in
Erscheinung treten.
Es gibt dennoch ein paar sinnliche Sexszenen, eine spezielle von ihnen, die gleichzeitig den dramatischen Höhepunkt des Films darstellt, ist dabei so grafisch
eindeutig, dass damit so mancher Pink Eiga Film in den Schatten gestellt wird! Doch "A Muse" wird dadurch nicht billig, die schönen Bilder und der zum Teil
walzerartige Soundtrack geben dem Film zusammen mit den gut ausgearbeiteten Charakteren eine Klasse, die man so selten zu sehen bekommt. Park Hae-il
ist in seiner bisher besten Rolle zu sehen und darüberhinaus weiß der Film sehr gut, die Spannung innerhalb der Dreiecksbeziehung auf die Spitze zu treiben
und dabei noch ein paar Überraschungen zu liefern. So erscheinen auch die fast 130 Minuten Laufzeit viel kürzer. Ein gelungenes Drama über eine tabubehaftete
Liebe.