Story: Die beiden Schwestern Su-mi (Lim Su-jeong) und Su-yeon (Mun Geun-yeong) kehren nach längerer Zeit zusammen
mit ihrem Vater (Kim Kap-su) in ihr Elternhaus zurück. Die eher forschere Su-mi ist bemüht ihre ruhige und introvertierte
Schwester Su-yeon vor den psychischen und körperlichen Misshandlungen ihrer Stiefmutter (Yum Jung-ah) zu beschützen.
Irgendetwas stimmt mit ihrer Stiefmutter nicht und auch das Haus kommt Su-mi irgendwie merkwürdig vor. Als sie
ihrem Vater von der Tyrannei ihrer Stiefmutter erzählt, will dieser nichts davon wissen. Auch er benimmt sich
eigenartig.
Schon in der ersten Nacht in dem Haus hören die beiden Geschwister merkwürdige Geräusche und sehen überall Schatten.
Gibt es einen Geist, der Su-mi etwas mitteilen will oder sich einfach auf einem Rachefeldzug befindet? Sicher ist
jedenfalls, dass etwas Grausames in diesem Haus passiert sein muss, und auf irgendeine Art hat die gesamte Familie
damit zu tun.
Während die beiden Schwestern um ihre verstorbene Mutter trauern, macht ihnen ihre Stiefmutter das Leben auf
unterschwellige Art zur Hölle. Doch sie erweist sich mit der Zeit als das geringste Problem, als Su-mi endlich
etwas über ihre Vergangenheit herausfindet...
Kritik: Manchmal gibt es Filme, die so einzigartig sind, dass sie mit keinem anderen Film verglichen werden können.
"A Tale of Two Sisters" ist eines dieser seltenen Werke.
Mit unwahrscheinlich dichter Atmosphäre und einem
beeindruckenden, düsteren visuellen Glanz erzählt Regisseur Kim Ji-woon ("The Quiet Family", "The Foul King") die
Geschichte zweier Mädchen und ihrer mysteriösen Vergangenheit, welche auf einem alten koreanischen Volksmärchen basiert.
Der Horror kommt hier wesentlich subtiler daher als in anderen Horrorfilmen, obwohl es auch einige direktere
Schreckmomente gibt. Hauptsächlich baut der Film aber auf seinen Charakteren auf und ergründet langsam die
Vergangenheit der Protagonisten bis schließlich alle Leichen aus dem Keller zum Vorschein kommen. Der
psychologische Horror ist dank vertrackter Story perfekt gelungen und lässt einem das Blut in den Adern gefrieren.
Die erste Hälfte des Films ist sehr langsam gehalten und uns werden erstmal die einzelnen Personen vorgestellt.
Schnell merken wir, dass nicht jeder das ist, was er zu sein vorgibt. Da wäre zum einen die böse und hinterhältige
Stiefmutter, die von Yum Jung-ah ("Tell me Something") so grandios verkörpert wird, dass es einem einfach Spaß
macht ihr zuzusehen. Trotz aller Boshaftigkeit schafft sie es nämlich ihren eigenen Charme zu versprühen.
Und der Zuschauer rätselt währenddessen weiter, was an ihr nicht stimmt und welche Geheimnisse sie wohl verbirgt.
Beinahe noch unergründlicher ist der Vater, der von Kim Kap-su ebenfalls sehr überzeugend dargestellt wird. Was
verbirgt er und warum ignoriert er die Hilfeschreie seiner Töchter?
Womit wir auch schon bei den beiden
Hauptdarstellerinnen angelangt sind. Lim Su-jeong gibt eine vielseitige und tolle Darstellung der beschützenden
großen Schwester und kann den Film fast alleine tragen. Doch mit Mun Geun-yeong, welche ihren Bekanntheitsgrad
mit der Romantikkomödie "My little Bride" später noch weiter ausbauen sollte, ist eine mindestens ebenso gute
Darstellerin gefunden worden, welche als zerbrechliche und ängstliche kleine Schwester überzeugt.
Wie gesagt fängt der Film etwas langsam an, was auch sein einziger Schwachpunkt ist. Aber wer glaubt, dass deswegen alles
was auf dem Bildschirm vor sich geht unwichtig sei, irrt sich gewaltig! Jedes noch so kleine Detail hat eine größere
Bedeutung, welche erst im Nachhinein offensichtlich ist. Nichts ist hier dem Zufall überlassen und so darf sich
der aufmerksame Zuschauer auf einige Aha-Effekte gefasst machen.
Am Ende bekommen wir dann keinen Storytwist in letzter Sekunde vorgesetzt, sondern es wird einem plötzlich bewusst, dass der
gesamte Film auf das Ende hingearbeitet hat. All die kleinen Andeutungen und jeder einzelne Dialog wird am Schluss auf
überwältigende Weise zu einem Ganzen zusammengesetzt, das einen einfach vollkommen überraschen muss. Doch auch nach der
genialen Auflösung, gibt es noch etliche Fragen, die im Raum bleiben, aber ohne weiteres vom Zuschauer selbst
beantwortet werden können. Denn der Film gibt einem mehr als genügend Anhaltspunkte. Ja, es gibt sogar so viele, dass
es gleich mehrere Interpretationsmöglichkeiten gibt. Aber das macht den Film auch so besonders. Dennoch bleibt das
Ende im Gegensatz zu vielen anderen Werken, die ein mehr oder weniger offenes Ende aufweisen, im höchsten Maße
zufriedenstellend.
"A Tale of Two Sisters" ist einer jener Filme, die einfach mehrmals gesehen werden müssen, damit
man sie nicht nur vollständig versteht, sondern auch zu würdigen weiß.
Das Ende zeigt einmal mehr mit welcher Perfektion der Regisseur vorgegangen ist, denn nun erscheint alles in einem
deutlicheren Licht und die vielen kleinen Anhaltspunkte, die im Film verstreut waren werden zu barem Gold. Selten
wird einem Zuschauer so viel Wertvolles in einem Film geboten.
Die Visualisierung seines Werkes hat Kim Ji-woon ebenfalls nicht dem Zufall überlassen. In fein durchkomponierten
Bildern, die durch dumpfes Licht, viel Schatten und blasse Farben bestechen, schafft er seinen ganz eigenen Stil.
Am Anfang sind es schöne Landschaftsidyllen, die eingefangen werden. Doch sehr schnell verlagert sich der Schwerpunkt
auf das große, rustikale, dunkle
Haus, das mit der Zeit immer düsterer und bedrohlicher wird. Das Setting kann in einem Film viel ausmachen und
das hat wohl auch Kim gewusst, denn hier wirkt jeder Lichteinfall, jedes Möbelstück und jedes geblümte Tapetenmuster
aufs Genaueste ausgearbeitet, um die bedrückend rätselhafte und düstere Atmosphäre noch weiter verdichten zu können.
Mit tollen Kameraeinstellungen und einem mal subtilem, dann wieder aufdringlichem Soundtrack wird uns das Fürchten
gelehrt. Dabei wird meistens auf den typischen Geisterhorror verzichtet, dafür steht mehr der psychologische
Terror im Vordergrund. Dennoch lässt es sich der Film nicht nehmen auch ein paar kleinere direktere Szenen einzubringen,
die einem das Herz stocken lassen. Hauptsächlich sind es aber die unvorhersehbaren Motive der Charaktere, die einem
immer wieder eine Gänsehaut bescheren oder aber Szenen, wie jene, in der wir einer Blutspur folgen und dann einen
blutbesudelten zugeschnürten Leinensack entdecken. Wer oder was befindet sich wohl darin?
Nach dem eher etwas langsamen Auftakt, geht es in der zweiten Hälfte, trotz weiterhin gemächlichen Tempos Schlag auf
Schlag. Hier wird einem keine Ruhe gelassen, die Gedanken des Zuschauers rasen wirr im Kreis und der Psycho-Terror
erreicht mehr als einmal seinen Höhepunkt.
Einzig der langsame Auftakt und die zu vielen Fragen, die manchem ungeduldigen Zuschauer nicht bekommen werden,
verweigern dem Film die Höchstwertung. Was aber nichts daran ändert, dass "A Tale of Two Sisters" ein kleines
Meisterwerk ist und dank genialer Story, super Atmosphäre und einer tollen
Besetzung ein klares Highlight des Genres darstellt. Unbedingt ansehen!