Story: Wang Li (Rene Liu) und Wang Bo (Andy Lau) sind ein ganz besonderes Paar. Sie legen ihre armen Opfer
im großen Stil herein und können deshalb besser leben als so manch anderer Dieb. Li hat aber eines Tages plötzlich
genug von der ganzen Sache und findet in einem buddhistischen Tempel zum Glauben. Anscheinend möchte
sie nun ein besserer Mensch werden. In dem Tempel trifft sie auch den naiven Root (Wang Baoqiang), der mit seinem
zusammengesparten Geld nach Hause will um dort eine Frau zu finden und ein Haus zu kaufen.
Durch einen Zufall treffen Wang Li und Wang Bo wieder auf Root, der mit ihnen im gleichen Zug reist. Da Root den
anderen Mönchen beweisen will, dass es auf der Welt keine Diebe gibt, schreit er auf dem Bahnsteig hinaus, dass er
viel Geld bei sich hat und nur auf einen Dieb warten würde. Wang Bo möchte Root eine Lektion erteilen und ihm seine
Naivität vor Augen führen, indem er das Geld klaut. Doch Wang Li ist dagegen und es kommt zu einem Streit. Li
deklariert Root nun sogar als ihren neuen "kleinen Bruder" und so reisen die drei als Gruppe gemeinsam mit dem Zug.
Allerdings erweist es sich als gar nicht so einfach Root vor Dieben zu schützen, da der Zug voll von ihnen ist.
Angeführt wird die Diebsgruppe von Uncle Bill (Ge You) und seiner rechten Hand Leaf (Li Bingbing). Auf der
Reise kommt es zwischen Uncle Liu und dem Diebespaar zu einem Kampf um Roots Geld bei dem es um Scharfsinn und
Geschicklichkeit geht.
Kritik: "A World without Thieves" ist ein unterhaltsamer Film, der zwar in Richtung Drama geht, aber dennoch
eine gute Portion Humor bietet. Zweifellos hat es der Film der gelungenen Regie von Feng Xiaogang zu verdanken, dass
er so toll aussieht und weniger kitschig rüberkommt, als man es befürchten könnte. Doch zum Großteil verdankt der
Film seine Qualität auch den hervorragenden schauspielerischen Leistungen seiner beiden Hauptdarsteller.
Die Story an sich mag zwar nicht sonderlich originell sein, aber sie ist mit viel Herz und glaubwürdigen Dialogen
unterlegt, weshalb man sich gerne auf diese unterhaltsame und abenteuerliche Zugreise begibt.
Was "A World without Thieves" so interessant macht ist aber tatsächlich der Grundplot um Root, der in seiner
Naivität glaubt, dass es
auf der Welt keine Diebe gibt. Darsteller Wang Baoqiang kann zwar auf schauspielerischer Ebene durchaus überzeugen, aber
das hilft leider nicht wirklich, wenn es darum geht Root glaubwürdig erscheinen zu lassen. Jemand wie Root kann in
seiner dargestellten Form so einfach nicht existieren. Dieser Fakt müsste eigentlich den Film zerstören, aber glücklicherweise
schafft es Regisseur Feng mit seinem Auge für kleine Details und netten Dialogen seine Story gut zu verkaufen. Unser
Diebes-Pärchen muss sich plötzlich damit auseinanderschlagen was richtig und was falsch ist, und die Gegenpartei
rund um Uncle Bill bringt noch ein wenig Spannung ins Spiel.
Was uns auch zu einigen Kampfeinlagen bringt, die eigentlich als solche nicht wirklich bezeichnet werden können. So sieht
das Aufeinandertreffen zwischen Andy Lau und Li Bingbing nicht ohne Grund aus wie ein kleiner Tanz, den sie mit
versteckten Rasierklingen durchführen. Leider sind es aber gerade jene Szenen, die mit ihren schnellen Schnitten und
eingeworfenen Special Effects zwar die Geschicklichkeit unserer Diebe unterstreichen sollen, tatsächlich aber etwas
zu aufgesetzt daherkommen. Dies fällt auch bei einigen anderen SFX-Einlagen, wie der Szene in der Wang Bo einen
Eiswürfel in die Luft wirft, auf. Weniger wäre hier mehr und vor allem glaubwürdiger gewesen, aber da zeigt sich dann
eben auch, dass "A World without Thieves" an sich selbst eben kaum Anspruch stellen, sondern nur unterhalten will. Das
schafft er aber wie gesagt erstaunlich gut.
Andy Lau ("Infernal Affairs", "House of Flying Daggers") beweist hier einmal mehr, dass er ein wirklich ordentlicher
Schauspieler ist, der seinem Charakter nicht nur Charisma, sondern eben auch eine gewisse Glaubwürdigkeit verleihen
kann. Rene Liu ("Double Vision") ist ebenfalls ein interessanter Charakter und letztendlich stimmt auch die Chemie
zwischen ihr und Lau. Sie streiten sich, ärgern sich, sind wütend aufeinander, aber schlussendlich finden sie immer
wieder zueinander, so dass der Zuschauer bald überzeugt davon ist, dass sie das perfekte Paar sind.
Ge You stellt den Bösewicht dar, der zwar später tatsächlich immer mehr verabscheuungswürdige Züge annimmt, gerade
am Anfang jedoch sehr charismatisch wirkt und mal einen etwas anderen Gegenspieler darstellt. Li Bingbing dagegen ist
hauptsächlich was für's Auge und sorgt für das Sex-appeal im Film. Etwas mehr von ihrer schauspielerischen Seite wäre
zwar wünschenswert gewesen, aber zumindest die männlichen Zuschauer werden auch so mit ihr zufrieden sein können.
Schlussendlich ist es die romantische Beziehung zwischen Wang Li und Bo, die das Herz des Films ausmacht und gerade
dadurch besticht, dass sie nicht perfekt ist und immer wieder durch sehr menschliche Konflikte getragen wird. Immer
wieder müssen sie Entscheidungen treffen und sich letztendlich klar machen, wo sie eigentlich im Leben stehen. Dieser
mehr dramatische Storyfaden funktioniert sehr gut, aber es ist wohl hauptsächlich die Nebenstory rund um das Katz-und-Maus
Spiel zwischen dem Paar und Uncle Bill, das so mitnehmend und spannend ist. Ab und zu mag zwar vorhersehbar sein
was geschehen mag, aber das kleine Spielchen, bei dem derjenige gewinnt, der mehr Scharfsinn beweist, ist schön
erzählt und sorgt dafür, dass die zwei Stunden Film niemals langweilig werden. Das Tempo stimmt zu jeder Zeit und das
Drama gibt sich mit dem Thriller immer eine schöne Waage.
Irgendwie erwartete man von "A World without Thieves" mehr Substanz als man im Endeffekt bekommt. Das mag zwar
enttäuschend sein, doch ändert das nicht an dem guten Unterhaltungswert des Films. Der Zug stellt einen schönen
Schauplatz dar, der für die verschiedenen Diebesgruppen als kleiner Spielplatz dient, dem sie auch nicht so einfach
entfliehen können, wenn sie es denn eigentlich müssten. Manchmal mag die Story etwas künstlich wirken,
aber gute Dialoge, eine glaubwürdige Liebesgeschichte,
interessante Nebencharaktere und Regisseur Feng Xiaogangs Auge für das Wesentliche in einem Unterhaltungsfilm, machen
"A World without Thieves" schließlich zu einem empfehlenswerten Filmchen, dem man gerne verzeiht, das er etwas
kommerzieller ist als man es sich gewünscht hätte.