Story: Mi-sook (Shim Hye-jin) geht langsam auf die 40 zu, doch sie und ihr Ehemann Kim Do-il (Kim Jin-geun)
scheinen unfähig zu sein ein Kind zu bekommen. Nach langer Diskussion kann Do-il sie endlich dazu überreden ein Kind
zu adoptieren. Bei einer Agentur entdeckt Mi-sook eine Zeichnung, die sie schon einmal bei ihrer Tätigkeit in einer
Grundschule gesehen hat. Das Bild wurde vom kleinen Jin-seong (Mun Oh-bin) gemalt. Der Junge ist zwar etwas zurückhaltend,
doch Mi-sook verliebt sich sofort und adoptiert ihn. Endlich sind Mi-sook, Do-il und ihr neuer Sohn eine richtige
Familie. Aber das Glück hält nicht lange an. Jin-seong verhält sich merkwürdig und glaubt, dass die Akazie im Garten
seine leibliche wiedergeborene Mutter ist.
Als Mi-sook plötzlich schwanger wird nimmt das wahre Drama erst seinen Lauf. Jin-seong befürchtet nicht zu Unrecht
nun in den Hintergrund zu treten und als er schließlich versucht seinen neuen Bruder zu ersticken, scheint nicht mehr nur
seine böse Großmutter dafür zu sein ihn "zurückzugeben". Plötzlich verschwindet Jin-seong jedoch, was einen großen
Keil in die Familie treibt. Do-il und Mi-sook verhalten sich immer merkwürdiger und der Akazienbaum im Vorgarten
scheint ein Eigenleben zu entwickeln...
Kritik: "Acacia" ist ein stimmungsvoller Psycho-Thiller mit einigen Horrorfilm-Anleihen. Leider wurde er aber
eben als reiner Horrorfilm betitelt und genau hier versagt "Acacia" dann auch. Es gibt zwar einige Schockmomente,
doch zeichnen sich diese hauptsächlich durch einen rapiden Anstieg des Lautstärkepegels und einem ordentlichen Score
aus. Hier heißt es wieder einmal: Ton aus und über die angeblich erschreckenden Szenen lachen, wenn z.B. ein Wollfaden
über das Bett kriecht.
Doch wir wollen nicht unfair sein, denn tatsächlich bietet Regisseur Park Ki-Hyungs ("Whispering Corridors") Werk
viel mehr als es ihm einige Kritiker zugestehen wollen. Da wäre zum einen die tolle Cinematografie und die daraus
resultierende dichte Atmosphäre, zum anderen kann aber auch die Story recht fesselnd sein. Der Verfall einer Familie,
die sich wegen eines großen Geheimnis immer merkwürdiger benimmt bis die Mitglieder schließlich gegenseitig
aufeinander losgehen, ist spannend mit anzusehen und beweist einmal mehr, dass Verdrängung niemals zu einem guten
Ende führen kann. Oder doch? Wir wollen an dieser Stelle ja nicht allzu viel vorwegnehmen...
Stimmungstechnisch bewegen wir uns mit "Acacia" auf dem Weg zu einem "A Tale of Two Sisters", leider kommen wir an
dessen Klasse aber nie heran. Das eigentlich schon europäisch anmutende Haus, die Möbel und die Beleuchtung können
einen aber immer wieder verzaubern. Besonders mit der Farbgebung hat man sehr gelungen experimentiert, verschiedene
Filter zum Einsatz gebracht und so immer die richtige Stimmung eingefangen. Dadurch schafft es der Film von der
Atmosphäre her mit dem Voranschreiten des Plots immer düsterer und bedrückender zu wirken.
Außerdem hat man sich auch nicht einige Spielereien mit der Kamera nehmen lassen. Sie dreht und wendet sich um unsere
Protagonisten, zoomt manchmal an Gesichter heran und kann in uns manchmal ein Schwindelgefühl hervorrufen, wenn wieder
einmal am Schärferegler gedreht wird. Irgendwie wirken die Bilder manchmal wie in Trance geschossen und lassen den
Zuschauer etwas orientierungslos werden. Das aber im positiven Sinne. Technisch kann man hier wirklich nichts aussetzen.
Die Akazie steht mal bedrohlich und tot im Garten und ein anderes Mal färben sich ihre Blüten blutrot und lassen nichts
Gutes erhoffen. Künstlerisch anspruchsvoll und zugegeben auch ziemlich gruselig sind ebenso die Szenen, in denen
Räume komplett mit roter Wolle ausgehangen sind. Mit den richtigen Bildern lässt sich eben nicht nur so einiges an guter
Atmosphäre auf den Bildschirm zaubern, sondern auch die Sinne können durch sie angesprochen werden.
Doch all diese anspruchvollen Kompositionen mit den Bildern sind auch bitter nötig, denn das Erzähltempo ist nicht
wirklich eines der Schnellsten. Wer gut darin ist sich in einem Film zu verlieren, der wird damit nicht wirklich ein
Problem haben, bei allen anderen könnte jedoch schnell Langeweile aufkommen. Denn eigentlich passiert nicht wirklich
viel in "Acacia" und das Interesse wird nur durch das nicht nachvollziehbare merkwürdige Verhalten der Charaktere und
einigen eingestreuten Traum- und Horrorsequenzen aufrecht erhalten. Dabei ist man immer bemüht auch ja aufmerksam die
Geschehnisse zu verfolgen, da wir ja seit "A Tale of Two Sisters" wissen, dass manchmal jede noch so unbedeutende
Szene enorme Bedeutung haben kann. Nicht jedoch hier. Man erwartet vom Film, dass er intelligenter ist, als das für
was er sich im Endeffekt zu erkennen gibt: einen leider "nur" interessanten Film.
Die Auflösung ist gegen Ende nichtsdestotrotz sehr ansprechend, wenn auch nicht wirklich vollkommen überraschend, und
gibt dem Verhalten der Personen, sowie einigen vorherigen merkwürdigen Szenen endlich einen Sinn, der zwar simpel ist,
aber dennoch begeistern kann.
Die größte Schwäche von "Acacia" sind allerdings die Protagonisten. Sie alle wirken unwahrscheinlich distanziert, kühl
und fast schon leblos. Mit oftmals hölzerner Mine gehen sie ihr Trauerspiel durch und auch wenn dies ihren Charakteren
und dem Film im Gesamten etwas nicht Greifbares und Mysteriöses gibt, so fühlt sich der Zuschauer doch immer meilenweit
entfernt von den Personen. Eine ungewollt komische Szene ist da z.B. auch die in der Mi-sooks Mutter zu ihrer Tochter
meint, dass sie viel besser aussehen würde als vorher. Große Fragezeichen kommen da nicht nur bei mir auf, sondern
zumindest noch bei einer weiteren Person, die in ihrem Review über den Film auch darauf hingewiesen hat, dass
Darstellerin Shim Hye-jin hier eben genauso den nichtssagend-düsteren Gesichtsausdruck hat wie den gesamten Film
über. Nur in den wenigen etwas emotionaleren Momenten kann man fast so etwas wie Nuancen im Gesichtsschauspiel
wahrnehmen.
Eine schöne Ausnahme stellen allerdings die zwei Großeltern, aber vor allem die zwei Jungdarsteller im Film dar.
Jeong Na-yoon freundet sich als Nachbarkind Min-jee mit dem etwas unheimlich wirkenden Mun Oh-bin an, der seinem
Charakter etwas undurchdringlich Mysteriöses gibt. Hier können die Erwachsenen was das Schauspielern angeht noch
einiges von den Kleinen lernen!
Ein Baum, der vorgibt das dominierende Horrormotiv im Film zu sein, etliche Traumsequenzen, und ein düsterer Soundtrack
führen den Zuschauer in die Irre. "Acacia" ist kein wirklicher Horrorfilm, da sich der gesamte Horror eigentlich nur
in den Köpfen der Protagonisten abzuspielen scheint. Wer also mehr einen dramatischen Thriller mit einigen übernatürlichen
Zugaben erwartet, der wird weitaus mehr von dem Film haben als der geneigte Horrorfan.
Parks Werk hat zweifellos seine Schwächen, doch an anderen Stellen kann er wieder punkten, z.B. mit seiner fabelhaften
Cinematografie und Erzählweise. Am Ende wird in der Auflösung äußerst gekonnt zwischen den verschiedenen Zeitebenen
hin- und hergesprungen und plötzlich sieht man den gesamten Film in einem neuen Licht. Wenn der Rest bloß nicht so
"unnahbar" wäre...
Schlussendlich bleibt zu hoffen, dass man "Acacia" eine Chance gibt, denn es handelt sich hier wirklich um keinen
schlechten Film.