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Original Title:
Fu zi

Hong Kong 2006

Genre:
Drama

Director:
Patrick Tam

Cast:
Aaron Kwok
Ng King-to
Charlie Yeung
Kelly Lin
Valen Hsu
Qin Hailu
Qin Hao
Lester Chan Chit-Man
Allen Lin
Wang Yi-xuan
Xu Liwen
Tsui Ting Yau
Lan Hsin-mei
Faith Yang


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After this our Exile

Story: Der kleine Lok-yun (Ng King-to) ist bei seiner Mutter Lin (Charlie Yeung) aufgewachsen, die in einem Nachtclub arbeitet. Doch Lok-yuns Vater Shing (Aaron Kwok) kehrt schließlich zur Familie zurück, und so leben die drei in einer kleinen Wohnung ohne Geld. Shing verspielt nämlich immer wieder sein Gehalt bei Glücksspielen, so dass er schließlich auch bald eine Bande von Schuldeneintreibern am Hals hat.
Lin kann so nicht mehr weiterleben. Ihr Mann ist ein totaler Versager, dessen aufbrausendes Temperament ihn keine Freunde gewinnen lässt. Er sagt Lin zwar, dass er sie liebe, aber er zeigt es nie, und wird manchmal sogar handgreiflich. Was Shing nicht weiß ist, dass Lin eine Affäre mit einem anderen Mann hat, der sie heiraten will, und der ihr auch finanzielle Sicherheit bieten kann. Lins erster Fluchtversuch von Shing misslingt, hauptsächlich dank des wachen Auges ihres Sohns, aber schlussendlich kann sie bei ihrem neuen Freund unterkommen.
Shing und Lok-yun sind nun auf sich alleine gestellt und trotz den Versprechungen Shings, dass er einen Job finden und alles besser werden wird, versucht sich Shing lieber an dubiosen Geschäften. So versucht er sich z.B. auch als Zuhälter für die Prostituierte Fong (Kelly Lin), bis er schließlich sogar seinen Sohn für sich stehlen lässt. Erst jetzt erkennt der kleine Lok-yun, dass sein Vater sich und ihn direkt in einen Abgrund der Armut manövriert...

Kritik: "After this our Exile" ist eine bittere Enttäuschung. Der Film kann nicht annähernd die Gefühle rüberbringen, die er im Zuschauer eigentlich hervorrufen will. Ein Art-House Film, der zu kühl und distanziert wirkt, um uns wirklich bewegen zu können. Dabei sprach doch so vieles für dieses Drama. Bei den Hong Kong Film Awards und den Golden Horse Awards hat er einige Preise abgeräumt, und außerdem stellt der Film das Comeback von Regisseur Patrick Tam ("My Heart Is That Eternal Rose") dar. Die Bilder des Films sind allesamt auch sehr schön anzusehen und stechen durch gute Komposition von Farben und Stimmung hervor, aber das Tempo erweist sich selbst für einen Art-House Film als zu gemächlich. Besonders gewöhnungsbedürftig ist der oftmals merkwürdig sprunghaft anmutende Schnitt, der zeigt, dass Patrick Tam früher bei Wong Kar-Wai Werken wie "Ashes of Time" mitgewirkt hat. Alles in allem schafft es Tam trotz seiner stilistischen Mittel aber einfach nicht seinem Film ein Herz zu verleihen.

An dieser Stelle muss außerdem erwähnt werden, dass sich dieses Review auf die 160-minütige Director's Cut Version bezieht, die ganze 40 Minuten länger als die Kinofassung ist. Vielleicht hatte letztere Fassung weniger mit den Schwächen des langsamen Tempos und dem repitativen Stil zu kämpfen, aber das soll uns hier nicht weiter interessieren, denn wie der Name schon sagt ist der Director's Cut immer die Version, wie sie der Regisseur eigentlich intendiert hat.
Die ersten dreißig Minuten des Films stellen eine Einleitung in das Leben einer nicht intakten Familie dar, und die Zeit fliegt hier förmlich dahin. Danach allerdings scheint nur noch wenig Bedeutsames zu passieren. Die Entwicklungen der Beziehung zwischen Vater und Sohn, denn genau darauf fokussiert sich der Film wie der Originaltitel des Films schon andeutet (Fu zi = Vater und Sohn), hätte wesentlich kompakter auf den Bildschirm gebracht werden können. Es wird sich einfach zu viel Zeit mit Szenen gelassen und einige von ihnen wirken wie gesagt sehr repitativ.

Als Drama baut "After this our Exile" natürlich sehr stark auf die zwischenmenschlichen Beziehungen. Anfangs sind diese auch noch sehr interessant. Charlie Yeung, die Lin spielt, stellt einen interessanten Charakter dar, dem wir zuerst noch starke Vorwürfe machen, dass sie einfach so ihre Familie, vor allen ihren Sohn, verlassen will. Das ständige Telefonklingeln und der Umstand, dass sich niemand auf der anderen Leitung meldet, wenn nicht Lin an den Apperat geht, lässt uns schon vermuten, dass die Mutter eine Affäre hat, und mit ihrem neuen Mann durchbrennen will. Doch je mehr wir Shing kennenlernen, desto mehr Sympathien entwickeln wir für Lin und haben schließlich größtes Verständnis für ihre Entscheidung. Shing ist nämlich ein unwahrscheinlicher Loser, wenn man es etwas platt ausdrücken will. Sein Temperament und seine Vorliebe andere Leute herumzukommandieren und zu kritisieren, lässt ihn immer wieder bei anderen anecken. Kein Wunder also, dass er als Koch gefeuert wird, denn er will sich nicht von anderen Leuten befehligen lassen. Aber das ist nur der Anfang der Liste seiner schlechten Eigenschaften...

Irgendwie schafft es der Regisseur aber dennoch, dass wir ab und zu mit Shing Mitleid empfinden können. Er scheint seine Familie auf seine Art tatsächlich zu lieben, doch ist er nicht in der Lage für sie zu sorgen. Es fragt sich warum, denn eigentlich müsste er sich nur einen richtigen Job suchen. Das versucht er aber nicht ein einziges Mal. Er will sich eben selbst sein eigener Boss sein und landet damit auf der Straße. Das Tragische daran ist, dass er auch seinen Sohn mit sich in diesen Sumpf zieht. Lok-yun klammert sich an seinen Vater, weil er niemand anderen mehr hat. Seine Mutter hasst er verständlicherweise, weil sie ihn verlassen hat. Der kleine Junge kann natürlich nicht alle Hintergründe verstehen und so folgt er treu und naiv seinem Vater, bis dieser ihn zum Stehlen zwingt. Erst hier erkennt der Junge, dass das was sein Vater macht und wie dieser sich benimmt nicht richtig sein kann. Dies ist dann auch der Moment, wo der Zuschauer vermehrt Hassgefühle gegen Shing hegt. Man muss dem Regisseur allerdings zu Gute halten, dass die Beziehung zwischen Vater und Sohn tatsächlich recht komplex ist. Für einen 160 minütigen Film reicht der Stoff des Dramas aber eben einfach nicht aus.

Löblich ist, dass Aaron Kwok ("Divergence") diesmal tatsächlich so aussieht als wenn er schauspielern würde. Nur bei den Szenen in denen er weinen muss, erkennt man aber immer noch, dass der Canto-Popstar kein Profi ist. Leider versorgt ihn das Drehbuch auch nicht wirklich mit einem Charakter, den man richtig ausgearbeitet nennen kann. Hier und da fehlen Shing einfach Ecken und Kanten, was besonders in einem Art-House Drama auffallen muss. Der kleine Ng King-to dagegen macht seine Aufgabe recht gut, die anderen Schauspieler haben nur wenig zu tun, da das Drehbuch die Storystränge mit ihnen recht dünn hält und schließlich auch einfach fallen lässt. Dies fällt besonders bei der Prostituierten Fong auf. Hier hätte man viel mehr rausholen können.
Die runtergekommenen Gebäude und die manchmal recht ärmlich wirkenden Gegenden, können dank der tollen Cinematographie trotz allem eine nicht zu leugnende Schönheit ausstrahlen. Regietechnisch geht Patrick Tam sehr sorgfältig vor, nur der sprunghafte Schnitt kann wie gesagt oft sehr irritierend sein. Manchmal wissen wir auch erst Minuten später ob etwas jetzt wirklich geschehen ist oder vielleicht doch nur Wunschdenken war. Trotz allem bleibt der Film, auch besonders dank einiger schöner Außenshots Malaysias, ein Werk, das durchaus etwas für das Auge bietet. Und für die Ohren gibt es einen ansprechenden Soundtrack von Robert Ellis-Geiger.

Leider kann Tam aber auf emotionaler Ebene einfach nicht mit seinem Film überzeugen. Die Schrifttafel am Anfang, die uns darauf vorbereitet, dass der Film nicht jedem gefallen mag, aber dennoch hoffentlich in uns etwas bewegen kann, wirkt deshalb nur umso bitterer. Wir fühlen uns nicht bewegt. Nicht mal durch das bittersüße Ende, das etwas plötzlich kommt. Diese Kritik mag vielleicht etwas harsch ausfallen, aber wenn einem Drama eine Sache gelingen sollte, dann doch die, seine Zuschauer zu bewegen. "After this our Exile" kann zum Nachdenken anregen, sonst aber nichts in uns auslösen. Das ist schade, denn vom gemächlichen Tempo einmal abgesehen, ist der Film eigentlich gar nicht mal schlecht. Ihm fehlt nur einfach das Herz...

(Autor: Manfred Selzer)
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