Story: Ah Long (Chow Yun-fat) lebt alleine mit seinem Sohn Porky (Wong Kwan Yuen) in einem heruntergekommen
Apartment. Ah Long verdient als einfacher Arbeiter auf dem Bau nicht viel, doch ihn und sein Sohn verbindet eine
außergewöhnliche Liebe, die am besten als bruderhaft beschrieben werden kann. Eines Tages wird Porky von einer
Agentur für einen Werbefilm entdeckt. Ah Long trifft dabei die Leiterin des Projects, die zufällig Por-Por
(Sylvia Chang), seine frühere Frau ist. Por-Por ist vor 10 Jahren nach Amerika ausgewandert, nachdem Ah Long sie
mit einer anderen betrogen hat. Por-Por war sogar schwanger, doch erzählte ihr ihre
Mutter, dass ihr Kind bei der Geburt gestorben sei. Tatsächlich wurde ihr Kind jedoch in ein Pflegeheim gegeben, bis
Ah Long nach dreijährigem Gefängnisaufenthalt wegen einer Verfolgungsjagd mit der Polizei, seinen Sohn aus dem
Heim holte und ihn seitdem aufzieht.
Por-Por ist schockiert als sie herausfindet, dass ihr Sohn noch am Leben ist. Sie verbringt nun mehr Zeit mit ihm und
Porky lernt seine Mutter sogar lieben. Auch Ah-Long scheint noch in Por-Por verliebt zu sein, aber sie hingegen ist
zufrieden mit ihrem stabilen Leben in Amerika. Schließlich bittet sie Ah Long darum, dass sie Porky mit nach
Amerika nehmen darf. Seine Liebe zu Porky hat Ah Long zu einem besseren Menschen gemacht und er weiß nicht wie er
ohne seinen Sohn weiterleben soll, aber er weiß auch, dass Porky im Ausland bessere Bildungsmöglichkeiten hat...
Kritik: Johnnie To schafft hier mit seinem Drama von 1989 ein schönes Werk, das aber leider nicht sein ganzes
Potential ausschöpfen kann und wegen seinem überzogenen und überflüssigen Ende einfach nicht überzeugen will. Dabei ist
bis dahin alles an dem Film großartiges Hong-Kong-Drama mit einer netten, wenn auch künstlich wirkenden Story, und vor
allem einem großartigen Darsteller: Chow Yun-Fat. Seine Darstellung des Vaters, der versucht mit den wenigen Mitteln,
die er hat, seinem Sohn ein gutes zu Hause zu bieten, ist sehr überzeugend. Gerade da er ein Mann mit vielen Fehlern ist.
Aber er hat aus seiner Vergangenheit gelernt und möchte nun alles besser machen. Ah Long ist ein Mann wie aus dem
wahren Leben gegriffen, der einem trotz oder gerade wegen seiner Defizite und seines gutherzigen Kerns, schnell ans
Herz wachsen muss.
Es ist schon interessant diesen Männerhaushalt zu sehen, in dem Porky, grandios frech-selbstbewusst von Wong
Kwan Yuen verkörpert, fast so etwas wie der kleine Bruder von Ah Long ist. Porky ist demnach keineswegs auf den
Mund gefallen und weiß sich durchzuboxen auch wenn er gegen seinen Vater dann doch meist den Kürzeren zieht. Aber
gerade die ärmlichen Verhältnisse in denen Porky aufwachsen muss, sowie sein Vater haben ihm einiges über das Leben
gelehrt, so dass der kleine Junge für sein Alter eine erstaunliche Menschenkenntnis und Intelligenz besitzt.
Die Chemie zwischen Vater und Sohn ist hier einfach perfekt. Natürlich fehlt da auch nicht der Humor, der zuweilen
ganz schön deftig sein kann, so z.B. wenn Ah Long seinem Sohn auf offener Straße die Hose runterzieht. Aber so sind sie
eben, die Chinesen... oh, Entschuldigung, Hong Konger. Man muss einfach etwas mit diesem Humor anfangen können um darüber
lachen zu können.
Auch Sylvia Chang gibt eine gute Darstellung als Geschäftsfrau ab, die erst spät von ihrem Mutterglück erfährt. Sie
ist anfangs etwas kühl, aber taut dann bald dank ihres Sohnes auf. Natürlich sorgt ihre Beziehung zu einem anderen
Mann für Spannungen, denn Ah Long hätte Por-Por gerne wieder zurück. Der Film macht es sich aber nicht so einfach
und porträtiert eine billige Dreiecksbeziehung,
sondern zeigt die schwierige Entwicklung und die Gefühle zwischen Ah Long und Por-Por auf sehr glaubwürdige
Weise. Por-Por rennt nicht einfach wieder ihrem Ex-Ehemann in die Arme, und einige Rückblenden zeigen uns auch warum.
Ah Long war ein Frauenheld, ein Draufgänger, der sich Geld bei Motorradrennen verdiente, und überdies seine Frau
schlug. Der Zuschauer und mit der Zeit auch Por-Por wissen zwar, dass Ah Long dank seiner Vatergefühle nun ein
anderer Mensch ist, aber Por-Por möchte nicht schon wieder enttäuscht werden.
Richtig dramatisch wird es natürlich als Por-Por ihrem Sohn all das kauft, was sich Ah Long nicht leisten kann ihm
zu schenken und Ah Long dann fragt, ob sie Porky mit nach Amerika nehmen kann. Ah Long ist dagegen, muss aber auch
einsehen, dass seine Ex-Frau ihm ein Leben bieten kann, dass er sich nie leisten können wird und stimmt zu. Aber wie
kappt er die außergewöhnliche Liebe zwischen sich und seinem Sohn, die über Jahre aufgebaut wurde? Einfache Schläge, die
Porky zu seiner Mutter treiben, reichen da nicht, denn der kluge Sohn hat schnell erkannt, dass ihn sein Vater nur
aus seinem Haus ekeln will, damit dieser bei seiner Mutter ein besseres Leben hat. Letztendlich zeigt sich aber, dass
Porky sein Vater all den Annehmlichkeiten wie teueren Klamotten und einem Computer vorzieht. Ach, wie herzergreifend...
Und zugegeben, all diese dramatischen Szenen funktionieren dank der Darsteller auch richtig gut, von einigen wenigen
etwas überzogenen Szenen abgesehen.
Die Regie zeichnet sich durch nichts Besonders aus und Johnnie To sollte erst in seinen späteren Werken zeigen, was
diesbezüglich in ihm steckt. Immerhin ist das Screenplay aber sehr fesselnd. Besonders die runtergekommene Wohnung
Ah Longs in einem Slum-Viertel ist sehr detailreich und ist trotz seines Schmutzfaktors irgendwann viel einladender
als das teuere Luxus-Hotelzimmer Porkys.
Die Story geschrieben von den beiden Hauptdarstellern Chow Yun-Fat und Sylvia Chang geht zwar von einem sehr
unglaubwürdigem Zufall aus bei dem sich Ah Long und Porky wieder über den Weg laufen, ist aber an sich mit sehr viel
Herz geschrieben. Eine Sache hat für mich den Film allerdings komplett ruiniert, und das ist das Ende rund um einen
Nebenplot um ein Motorradrennen. Der Ausgang des Rennens ist total unnötig und wirkt komplett fehl am Platz. Als ob
man auf die letzte Minute dem Zuschauer noch ein paar Tränen abgewinnen wollte. Nun, es hat nicht funktioniert. Ich war
einfach nur frustriert und hätte am liebsten etwas in den Fernseher geworfen, so sehr hat mich das Ende genervt.
Wer das grauenhafte Ende verkraften kann, der wird hier ein nettes Drama mit tollen Schauspielern vorfinden, bei dem
es vor allem Spaß macht dem Vater-Sohn Verhältnis zuzusehen. "All about Ah Long" hat überdies seine bewegenden
Momente, auch wenn dies mit dem Ende alles irgendwie relativiert wird und wir in ein großes schwarzes emotionales
Loch fallen.