Story: Pim (Marsha Wattanapanich) und ihr Freund Vee (Vittaya Wasukraipaisan) leben schon seit einigen Jahren
in Südkorea. Eines Tages erfahren sie jedoch, dass Pims Mutter im Krankenhaus liegt und die beiden fliegen zurück
nach Thailand. Für Pim ist das keine angenehme Reise, da in dem Haus ihrer Kindheit alte Erinnerungen wieder in ihr
hochkommen. Bis ins Teenageralter war Pim unzertrennbar mit ihrem siamesischen Zwilling Ploy verbunden, bis sich Pim
gegen Ploys Willen dazu entschieden hatte eine Operation durchzuführen um endlich ein normales Leben führen zu können.
Ploy überlebte die Operation allerdings nicht...
Langsam fängt Pim jedoch an immer wieder merkwürdige Geräusche und Reflektionen zu sehen, bis sie sich schließlich
sicher ist, dass ihre Schwester zurück ist. Pim steht kurz davor wahnsinnig zu werden, doch sie schlägt die Hilfe
ihres Freundes aus, der einen bekannten Psychiater zu Rate ziehen will. Pims Tagträume und Visionen werden aber immer
schlimmer, so dass sie schließlich einwilligt und mit dem Psychiater versucht ihre Vergangenheit und ihre Ängste
wieder aufzuarbeiten. Es scheint allerdings, dass das was Pim sieht nicht nur bloße Einbildung hervorgerufen durch
Schuldgefühle ist, sondern dass Ploy tatsächlich zurückgekehrt ist...
Kritik: Nach Banjong Pisanthanakuns und Parkpoom Wongpooms "Shutter" waren die Erwartungen an ihren neuesten
Horrorfilm "Alone" recht hoch. Interessanterweise beweisen die beiden Regisseure erneut, dass man selbst mit altbekannten
Mitteln dem Zuschauer eine gehörige Portion Angst einjagen kann. Die Schreckmomente in dem Film sind allererster Klasse
und scheuchen einen immer wieder vom Stuhl hoch. Auch wenn es wieder um den Geist eines Mädchens geht, so hält sich der
Film doch enorm zurück in Klischees zu verfallen. Es gibt zwar einige Bilder des langhaarigen Mädchens, aber diese
wirken erstaunlich neuartig, da wir den Geist hier immer in einer anderen Form präsentiert bekommen. Manchmal als
schnelle Reflektion im Spiegel, die wir gerade so wahrnehmen ohne irgendwelche Details ausmachen zu können, oder als
verwester und entstellter Körper, der uns plötzlich anspringt. Wer nach einem Film sucht, nach dem er im Zimmer das
Licht anschalten muss um unter dem Bett oder im Schrank nach eventuellen Geistern zu schauen, der ist hier genau
richtig.
Der Grundplot an sich ist ja auf jeden Fall schonmal gruselig genug. Es geht um siamesische Zwillinge, die Zeit ihres
Lebens zusammmen waren. Selbst nach dem Tod des anderen scheint immer noch eine mentale Verbindung zwischen ihnen
zu bestehen. Der Film nimmt auch kurz einige typische Irrtümer auf, wie den Fakt, dass der andere Zwilling unweigerlich
und sofort sterben muss, wenn der erste tot ist. Das ist natürlich Unsinn sofern die beiden nicht die gleichen Organe
nutzen. Nur wer würde lieber nicht sterben wollen als seinen Zwilling neben sich liegen zu haben von dem man weiß, dass er
tot ist, und dass er langsam aber sicher verwesen wird? Es ist also offensichtlich, dass der Grundplot alleine schon
gruselig ist, und die beiden Regisseure/Drehbuchautoren bauen voll darauf und liefern einen erstaunlich gelungenen
Horrorfilm ab.
Nachdem wir in das Leben von Pim und ihrem Freund eingeführt wurden, verfällt Pim augenscheinlich immer mehr dem
Wahnsinn. Erst als sie sich dem Psychiater anvertraut bekommen wir endlich mehr von ihrer Hintergrundstory geliefert.
Bis dahin ist der Film storytechnisch recht minimalistisch gehalten und baut voll auf die Schreckmomente. Aber
selbst nachdem wir endlich mehr von Pims und Ploys Story wissen, scheinen immer noch ein paar Puzzleteile zu fehlen,
die allerdings nach und nach komplementiert werden.
Wie es sich für einen guten Horrorfilm gehört führt uns "Alone" natürlich erstmal in eine bestimmte Richtung um uns
dann mit einem Storytwist völlig unerwartet anzuspringen. Es ist selten, dass ein solcher Twist wirklich gelungen ist
und den Zuschauer dazu zwingt den Film in einem neuen Licht zu betrachten, doch hier gelingt dies tatsächlich.
Nachdem wir allerdings die Überraschung dieser Storywende überwunden haben, streckt sich der Film etwas
unnötig in die Länge. Das Finale mit anschließendem Brand im Familienhaus ist Special-effects-technisch
gelungen, erscheint aber ein wenig überflüssig.
In der Hauptrolle gibt es Thailands Popsängerin Marsha Wattanapanich (deren Mutter übrigens Deutsche ist) zu sehen,
die eine wirklich gute Darstellung
abliefert. Gerade in den Szenen, in denen sie kurz vor einem Nervenzusammenbruch steht kann sie punkten. Trotz
ihrer guten schauspielerischen Leistungen kann sie allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass "Alone" die gleichen
Fehler wie so viele andere Horrorfilme hat. Die Charaktere wirken alle etwas blass, was vor allem bei Vee durchscheint.
Sie scheinen lediglich Zahnräder der Story zu sein. Wir können nie wirklich mit ihnen leiden, aber es reicht immer aus
um angsterfüllt vom Stuhl zu schrecken, wenn einer der Protagonisten von einem Geist heimgesucht wird und dessen Leben
offensichtlich in Gefahr zu sein scheint.
Die Story entfaltet sich wie für einen Horrorfilm typisch sehr langsam, aber es gibt nur wenige Szenen, bei denen das Tempo
wirklich etwas zu gemächlich geraten ist. Die meiste Zeit überzeugt der Film wie gesagt mit sehr schönen Schockmomenten
und überaus gelungenen Bildern. Der Grau- und Braunstich der Bilder arbeitet der unheimlichen Atmosphäre sehr gut
in die Hände und auch der Soundtrack ist sehr gut gelungen.
Es ist schwierig zu sagen, was "Alone" besser als seine Konkurrenz macht, denn eigentlich gibt es hier nichts was das
Horrorgenre bereichert. Dennoch sind es vor allem die sehr gelungenen Schockmomente, die diesen Film so
unterhaltsam machen. Wenn man denn ein Faible für Horrofilme hat. Die Atmosphäre ist sehr gelungen und der Storytwist
erweist sich auch als eine der Stärken des Films. Alles in allem hat mir "Shutter" zwar immer noch besser gefallen, aber
dennoch lässt es sich nicht leugnen, dass "Alone" ein gelungener Eintrag ins Horrorgenre ist.
Kurzzeitig glaubt man
zwar, dass es möglich sei, die Geister seien nur Kreationen von Pims schuldbeladenem Gewissen, aber man sollte sich
um Enttäuschungen zu vermeiden nicht davon in die Irre leiten lassen. "Alone" ist durch und durch ein Horrorfilm, und
noch dazu ein guter.