Story: Choe Do-hyung (Song Kang-ho) leitet ein Expeditionsteam, das in der Antarktis zum "Point of Inaccessibility", einer der am schwierigsten
zu erreichenden Orte auf der Welt, will. In seinem Team befinden sich Min-jae (Yu Ji-tae), den Do-hyung wie einen Sohn behandelt, der Navigator Young-min
(Park Hee-soon), der Koch Geun-chan (Kim Kyung-ik), der Kommunikationsexperte Seong-hoon (Yun Je-moon) und der Elektronikspezialist Jae-kyung (Choe
Deok-moon). Das sechsköpfige Team muss gegen harsche Naturgewalten ankämpfen und ist extremen psychischen Belastungen ausgesetzt, da es nur mit einem
Funkgerät Kontakt zur Außenwelt wahren kann. Doch während ihrer Expedition findet das Team das Tagebuch einer britischen Expedition von vor achtzig
Jahren. Mit der Zeit erkennen die Männer, dass es zwischen den Erlebnissen, die das britische Team aufgezeichnet hat, und ihren eigenen eindeutige
Parallelen gibt. Als dann auch noch der Funkkontakt abbricht und es das erste Unglück gibt, greift der Wahnsinn langsam unter den
Teammitgliedern um sich. Do-hyung hat zwar die Möglichkeit jederzeit ein Rettungsflugzeug zu rufen, er ist jedoch nicht bereit ihre Expedition
abzubrechen und alle ihre Strapazen umsonst gewesen zu sein.
Kritik: "Antarctic Journal" ist ein Film, der einem eine Weile im Gedächtnis bleiben wird, unabhängig davon, was man von ihm halten mag.
Das liegt einfach auch daran, dass der Film in der Antarktis spielt und die ewigen weiten Eiswüsten eine ganz eigene Atmosphäre erschaffen können.
Regisseur Yim Pil-sung baut in seinem psychologischen Horrorfilm oder Thriller stark auf die Stimmung, die durch die Einsamkeit dieser unbelebten
Welt hervorgerufen wird. Damit erscheint diese Welt aus Eis der perfekte Ort, um in die Abgründe der menschlichen Psyche einzutauchen oder auch
um ein frisches Setting für einen Horrorfilm zu schaffen. Leider ergibt sich aber genau hier ein Problem, denn was genau Yim für einen Film wollte,
schien er wohl selbst nicht zu wissen. So ist dann auch das größte Manko, dass uns ein paar kleinere Horrorfilm-Einstreuungen immer wieder daran
zweifeln lassen, dass es hier um die Psyche der Charaktere geht. Haben wir hier vielleicht tatsächlich nur einen simplen Horrorfilm vor uns, der
uns in die Irre führt, indem er uns glauben macht, dass er mehr als das sei? Wie auch immer die Antwort ausfallen mag, die Inkohärenz, die diese
Frage für den Film mit sich bringt, erweist sich als großes Problem.
Das Setting und die Isoliertheit einer handvoll Individuen auf einem nicht begrenzten, sondern annähernd unbegrenzten Raum, übt schon einmal einen gewissen
Reiz auf den Zuschauer aus und bietet Spielraum für einige schöne Ideen. Gleichzeitig muss der Film auch an Klassiker wie John Carpenter's "The
Thing" erinnern. Doch wie gesagt, weiß der Film nicht, welche Richtung er einschlagen soll. Des Weiteren können die endlosen, stummen Wanderungen
durch die eisige Einöde auch sehr einschläfernd sein, zumal die Dialoge ungleichmäßig über den Film verteilt sind. Das vergleichsweise sehr langsame
Tempo kann man "Antarctic Journal" aber gerne verzeihen, denn nur durch die endlosen Naturaufnahmen und der Schilderug, wie sich das Team den
Naturgewalten entgegenstellt, kann der Film überhaupt erst seine intensive Stimmung aufbauen. Leider versäumt es Regisseur Yim aber angemessen mit
den Charakteren zu arbeiten und so bleibt zwischen Zuschauer und den Expeditionsmitgliedern eine eisige Trennwand, die es schwer macht, sich für
das Schicksal der einzelnen Personen zu interessieren.
Yu Ji-tae ("Oldboy", "Traces of Love") soll als Identifikationsfigur herhalten, dabei bleibt er allerdings besonders flach. Als Sohn-Ersatz hat er
eine besondere Beziehung zu Do-hyung, der von Song Kang-ho ("Memories of Murder", "The Host") gespielt wird. Song bekommt zwar ebenfalls nicht viel
Material, mit dem er arbeiten kann, aber sein subtiles Schauspiel lässt seinen immer klarer zutage tretenden Wahnsinn einen gewissen Eindruck
auf den Zuschauer machen. Auch die Nebencharaktere werden auf schauspielerischer Ebene gut getragen, nur scheint hier dennoch, wie gesagt, einiges
verpasst worden zu sein. Zu viele Fragen bleiben unbeantwortet und die Szenen, in denen es aus den Dialogen Informationen herauszufiltern gilt, bieten
einfach nicht genügend Material. Ein paar kleinere Anspielungen weisen aber schon auf das hin, was dann erst in der zweiten Hälfte des Films in den
Fokus rückt. Bis dahin führt uns der Film aber immer wieder zu der Erwartung, hier einen Horrorfilm vor uns zu haben. Eine merkwürdige weiße Hand,
die aus dem Eis greift, jedoch nur auf einem Video zu sehen ist, das Tagebuch einer früheren Expeditionsgruppe und irgendein merkwürdiger Organismus,
der sich in dem Eis befindet, das das Team verzehrt. Ist das Team vielleicht mit irgendetwas infiziert?
Die erste Hälfte von "Antarctic Journal" kann wirklich gruselig sein, da der Film sehr langsam Spannung aufbaut und mit der Vorstellung des
Zuschauers spielt. Warum macht sich langsam Feindseligkeit zwischen den Teammitgliedern breit, was ist die Quelle der einsetzenden Paranoia und
ist dem britischen Team von vor achtzig Jahren das gleiche passiert? Regisseur Yim baut allerdings Erwartungen auf, die er nicht erfüllen kann.
Geht es letztlich nur um einen Mann, der bereit ist, alles zu opfern, nur um sich selbst etwas zu beweisen? In der zweiten Hälfte verlagert der
Film seinen Schwerpunkt auf das psychologische Drama, versäumt es aber dabei völlig, die diesem gegenüberstehenden mysteriösen Vorkommnisse aus der
ersten Hälfte zufriedenstellend aufzulösen oder stellenweise überhaupt wieder aufzugreifen. Somit bleibt am Ende ein fast zweigeteilter Film, dem
am Ende vor allem die Spannung fehlt, die ihn anfangs auszeichnete. Teilweise kann das Yim wieder durch die schön schaurigen Sets gutmachen,
aber es reicht nicht völlig, um den Frust beim Zuschauer zu mildern.
"Antarctic Journal" ist eine wahre Augenweide. Die in Neuseeland eingefangene Natur des ewigen Eis wirkt im ständigen Sonnenschein (schließlich gibt es
in der Antarktis ein
halbes Jahr lang Sonnenschein und das andere halbe Jahr Finsternis) oft wunderschön, an anderer Stelle aber auch bedrohlich. Die Kameraeinstellungen,
der Schnitt, die Sets, hier stimmt einfach alles und Yim's wunderbares Auge für Visuelles kann gar nicht genug gelobt werden. Zusammen mit dem
subtilen, aber sehr atmosphärischen Soundtrack von Kenji Kawai (der hier frecherweise ein Stück aus seinem "Avalon"-Soundtrack wiederverwertet) wird
so eine enorm dichte Atmosphäre erzeugt, die aus dem Film ein wahres Meisterwerk hätte machen können. Leider bietet das Script zu viele Mängel und
keinen richtigen roten Faden. Horrorfilm und psychologisches Drama - gegen so eine Mischung wäre nichts einzuwenden, aber ein Wechsel mitten
im Film zerstört einfach das Potential der Geschichte. Außerdem wird es wohl nicht jeder leicht haben, sich mit dem sehr gemächlichen Tempo des Films
anzufreunden. Schade, denn "Antarctic Journal" bleibt trotz all dieser Umstände immer noch interessant und hätte demnach etwas wirklich Außergewöhnliches
werden können...