Story: Jin-hyuk (Ju Ji-hun) ist ein reicher junger Mann, der dank seiner Eltern alles in seinem Leben machen
kann, wozu er Lust hat. Er entscheidet sich allerdings dafür einen Gebäckladen zu eröffnen, obwohl er Kuchen und
Süßigkeiten eigentlich gar nicht ausstehen kann. Sein offenkundiges Interesse sind die Frauen, die einen solchen
Laden besuchen, und so fehlt ihm nichts anderes mehr als ein talentierter Konditor. Diesen findet er in Form des schwulen
Seon-woo (Kim Jae-wook), einem Mann, der im sogleich bekannt vorkommt, denn es ist genau diese Person, die Jin-hyuk
in seiner High-School Zeit seine Liebe gestanden hat und von diesem dann sehr grob abgewiesen wurde. Seon-woo kann sich
aber zuerst nicht an ihn erinnern und so stellt Jin-hyuk den begabten Konditor ein, weil er weiß, dass sein
Charme, dem angeblich weder homo- noch heterosexuelle Männer widerstehen können, keine Wirkung auf ihn ausübt. Die
Belegschaft des neuen "Antique"-Shops wird von dem Ex-Boxer Ki-beom (Yoo Ah-in), der eine Affinität für Seon-woos
Kuchen entwickelt und schließlich bei ihm in die Lehre geht, und dem Bodyguard Soo-yeong (Choi Ji-ho), der schon
seit Kindestagen auf Jin-hyuk aufpasst, nachdem dieser für zwei Monate Opfer einer Entführung war, komplementiert.
Doch neben diversen Streitigkeiten holt Jin-hyuk in seiner Konditorei irgendwann auch seine Vergangenheit wieder ein...
Kritik: Es ist immer wieder schön, wenn man glaubt schon alles gesehen zu haben, plötzlich eines Besseren
belehrt zu werden. "Antique" entzieht sich vollkommen einer Genredefinition, ist stellenweise ungemein originell,
bunt und abgedreht, schafft es aber erstaunlicherweise die zahlreichen Zutaten seines Rezepts in einem gelungenen
Teig zusammenzuhalten. Dabei mag man bei einem Biss in das Endprodukt zwar immer wieder einen neuen Geschmack finden
und sich dabei über die Kombination der Zutaten wundern, aber letztendlich bleibt es ein Kuchen, den man wegen
seiner Einzigartigkeit in Erinnerung behalten wird.
Zugegeben, "Antique" mag oftmals auch etwas befremdlich wirken, aber der Charme der vier Jungs, sowie die schöne
Bildkomposition und die leichtherzige Grundstimmung können das Interesse des Zuschauers zu jeder Zeit aufrecht
erhalten. Regisseur Min Kyu-dong ("All for Love", "Memento Mori") schafft was nur wenigen gelingt: Er vermischt
verschiedene Genres, sodass man nach dieser Achterbahnfahrt eines Films überhaupt nicht mehr genau weiß, was man da
eigentlich gesehen hat. Eines macht "Antique" aber trotz allem auf eine ungewöhnliche Art: Spaß.
Vielleicht gibt der Ursprung des Drehbuchs Aufschluss über den abgedrehten Grundton des Films. "Antique" basiert
nämlich auf dem japanischen Manga "Antique Bakery" von Fumi Yoshinaga. Im Mittelpunkt stehen vier gutaussehende
Jungs, von denen einer schwul ist und ein weiterer es mit guter Wahrscheinlichkeit auch sein könnte. Hauptzielpublikum
der Geschichte sind eigentlich die weiblichen Zuschauer/Leser, da wir wegen der Thematik des Films immer wieder die
feminineren Seiten der Männer zu sehen bekommen. Was also in Heftform so gut bei Frauen ankommt, muss doch auch als
Film funktionieren? Offensichtlich, aber nur in den Händen eines hervorragenden Regisseurs, da das ausschweifende
und vielschichtige Material genügend Stolpersteine bietet um damit gleich mehrere Filme gegen die Wand zu fahren.
Regisseur Min steuert den Film aber mit ruhiger Hand, trotz all der Hektik und sich überschlagenden Ereignissen auf
dem Bildschirm. Gerade in der ersten Hälfte ist das Tempo wirklich halsbrecherisch, etliche Charaktere werden vorgestellt,
Hintergrundinfos eingefügt, Zeitsprünge gemacht und das alles mit einer solchen Geschwindigkeit, dass man fast mit dem
Lesen der Untertitel nicht hinterkommt. Trotz allem bleibt diese Flut an Informationen interessanterweise immer noch
verdaulich.
Vielleicht wurde gerade aber auch ein falscher Eindruck erweckt. "Antique" ist kein Film nur für Frauen, nein, auch
heterosexuelle Männer werden ihren Spaß haben können, zumal ich mich nicht Jin-hyuks Meinung im Film anschließen kann,
dass Männer Deftiges/Salziges und Soju mögen sollten und eben keinen Süßkram. Das sei etwas für Frauen. Nun, an dieser
Stelle muss ich mich dann wohl als ein Fan von Süßigkeiten outen, und die Vielzahl an leckeren Törtchen, Kuchen, Gebäck,
die diversen glänzenden Glasuren, zuckergussartigen Verzierungen usw. lassen einem wirklich das Wasser im Mund
zusammenlaufen. In diversen Split-screens, etlichen Überblendungen, ja sogar in kurzen Tanz- und Gesangseinlagen im Stile
eines "Dasepo Naughty Girls" wird uns die Zubereitung diverser Leckereien präsentiert. Dabei fällt auch immer wieder
auf mit wieviel Liebe zum Detail bei der Bildgestaltung vorgegangen wurde. Die Sets, vor allem der "Antique" Shop,
sehen äußerst edel aus, die Farben sind teilweise knallbunt und die Bilder sprühen nur so vor Ideen, sodass man damit
eigentlich hätte drei Filme drehen können.
Das bringt uns allerdings zu einem Punkt, der durchaus auch negativ zu werten ist. "Antique" scheint manchmal etwas
zu überladen. Die Natur eines Mangas, der einfach viel mehr Raum hat um sich zu entfalten, ist oft sehr vielschichtig.
Da haben wir Comedy, Drama, Thriller etc., und all das versucht Regisseur Min auch in 110 Minuten Film unterzubringen.
Nun, es muss betont werden, dass ihm das unverschämt gut gelingt, aber so hundertprozentig richtig fühlt sich das
trotzdem nicht an. Hier wäre etwas weniger mehr gewesen. Vor allem als die ansonsten sehr heitere Komödie etwas
ernster wird, nämlich als Jin-hyuks Entführung in der Vergangenheit und ein gleichzeitig laufender Kinderentführungs-Fall
der Polizei in den Mittelpunkt gerät, fragt man sich, ob der Film nicht auch prima ohne diesen Zusatz funktioniert
hätte. Allerdings ist auch zu verstehen, warum Min dies in seinen Film implementierte, da hier so dem Film eine gewisse
Richtung gegeben werden konnte. Ein paar kleine gruselige Szenen haben somit auch ihren Weg in "Antique" gefunden, die
wiederum zeigen, dass Min schon in "Memento Mori" genügend Erfahrung gesammelt hat um Drama mit Horror verschmelzen
lassen zu können. Dabei wird, und das muss noch einmal betont werden, allerdings nie der heitere Grundton des Films
zerstört. Das mag zwar schwer vorzustellen sein, aber einen Film wie "Antique" kann man sich auch nicht vorstellen
bevor man ihn nicht gesehen hat.
Natürlich dreht sich der Film aber hauptsächlich um die vier Männer des Konditorei-Ladens, die erst einmal lernen müssen
miteinander zurecht zu kommen. Seon-woos erotischer Charme läuft dabei immer Gefahr die Gefühle der Kollegen zu
verwirren, und als dann auch noch sein Konditorei-Meister aus Frankreich eintrifft, ist das Chaos perfekt. Ja, es wird
auch Französisch gesprochen. Das darf wohl in einem Film über Schwule nicht fehlen, aber man darf beruhigt sein, man
bedient sich ansonsten keiner Klischees, Seon-woo besitzt tatsächlich ein außergewöhnliches Charisma, das auch Männer
nicht verleugnen können, was dazu führt, dass Darsteller Kim Jae-wook seinem Kollegen Ju Ji-hun oftmals die Show stiehlt.
"Antique" ist aber trotz allem nur sehr dezent ein Film über Schwule, es geht vielmehr um die Beziehungen
zwischen den Männern und der Spaß, der damit verbunden ist. Ein Spaß, der dank der visuellen Großartigkeit einem
Rausch der Sinne gleichkommt und so unschuldig heiter ist, wie man es wohl das letzte Mal als kleines Kind an
Weihnachten erlebt hat. Trotz der genannten offensichtlichen Schwächen kann der Film deshalb vor allem wegen
seiner Originalität, Andersartigkeit und seines Ideenreichtums nur empfohlen werden.