Story: Deunan (Ai Kobayashi) ist eine Elitesoldatin, die als eine der letzten im "Großen Krieg" kämpft ohne
zu wissen, dass dieser schon lange entschieden ist. Keine der beiden Parteien hat gewonnen,
aber die Welt liegt in Schutt und Asche.
Von einem Spezialteam wird Deunan aus der Gefechtszone extrahiert und wird schließlich in die letzte Stadt der
Welt gebracht: Utopia. Deunan glaubt sich in einem Traum zu befinden, denn hier herrscht augenscheinlich Frieden und
der Glanz der Stadt raubt ihr den Atem. Das Mädchen Hitomi (Yuki Matsuoka) klärt sie darüber auf, dass Menschen
hier zusammen mit
sogenannten "Bioroids" zusammenleben. Das sind klonähnliche Menschen, die nur ein eingeschränktes Repertoire an
Emotionen haben und sich nicht fortpflanzen können. Diese Bioroids sollen die menschliche Gesellschaft, die dafür
bekannt ist sich selbst zu zerstören, stärken und im Gleichgewicht halten.
Deunans Zweifel gegenüber Utopia scheinen nicht unberechtigt. Der Staat wird von den sieben Ältesten und einem Netzwerk
mit dem Namen "Gaia" überwacht. Doch welchen Plan die Bioroids wirklich verfolgen ist nicht ganz klar. Allerdings bildet
sich schon bald eine Untergrundorganisation der Menschen, die gegen die neue "Rasse" vorgeht. Aber nichts ist so wie
es anfangs scheint und so findet Deunan erst sehr spät heraus, wer hinter der ganzen Sache steckt.
Wird die Menschheit diesen kritischen Punkt in der Geschichte überstehen können oder ist es Zeit für eine neue
Rasse das Licht dieser Welt zu erblicken?
Kritik: "Appleseed" ist eine wahre Augenweide. Etwas gewagt war es schon, Masamune Shirows Manga als einen
computeranimierten 3-D Film auf die Leinwand zu bringen. Doch Fans werden sich wirklich nicht beschweren können, denn
man hat hier eine außergewöhnliche Technik angewandt. Die Charaktere sind tatsächlich alle gezeichnet, weshalb sie
den typischen Manga-flair beibehalten. Trotzdem sind sie dreidimensional animiert und ihre detailverliebten Gesichter
bekommen vor allem durch die starke Verwendung von Schatten- und Lichteffekten etwas sehr lebendiges. Am besten ist
der Stil vielleicht noch mit Cell-Shading zu vergleichen, obwohl hier alles wie gesagt sehr viel räumlicher wirkt.
Für seinen Stil bekommt der Film dann auch gleich etliche Originalitätspunkte, denn so etwas hat man noch nicht
gesehen.
Gleich zu Beginn werden wir in einen Kampf zwischen Deunan und einer Gruppe Cyborgs geworfen. Dabei gibt es natürlich
etliche Schießereien und man zeigt uns auch gleich, wozu man dank des neuen Stils in der Lage ist. Hier gibt es
Kamerafahrten, die man verständlicherweise in einem Anime bisher noch nicht gesehen hat, die Action wirkt dadurch noch
rasanter und die Umgebungen und Charaktere noch plastischer. Wem dann bei den grandiosen akrobatischen Einlagen
Deunans, in Slow-Mo versteht sich, nicht der Mund aufklappt, der ist ein wahrer Kunstbanause.
Leider kann der Film aber nicht halten, was der Anfang verspricht. Vom Coolheitsfaktor bleibt die Einleitung den
gesamten Film über ungeschlagen, was auch daran liegt, dass die nachfolgenden Kämpfe die meiste Zeit in Mechs oder
roboterähnlichen Vehikeln bestritten werden. Das Hauptaugenmerk liegt hier auf den Schießereien, nur leider sind diese
etwas ungleichmäßig über den Film verteilt und das Finale kann einen nicht wirklich vom Hocker reißen. Vielleicht liegt
das aber auch nur daran, dass ich mich noch nie für stupide Ballereien und vor allem für Mechs begeistern konnte.
Allerdings sollte man hier keinen falschen Eindruck bekommen. Die Mechs spielen keineswegs eine übergeordnete Rolle
und wenn einen nicht die Schießereien unterhalten können, dann doch aber auf jeden Fall die atemberaubenden Bilder des
Films.
Wer sich ein wenig mit Animes auskennt, oder wer zumindest einmal Aldous Huxleys "Brave New World" gelesen hat, dem
wird der Plot durchaus bekannt vorkommen. Natürlich kann "Utopia" nicht perfekt sein und zusammen mit unserer
Hauptheldin finden wir langsam heraus was es ist. Wer hier allerdings der "Böse" ist bleibt lange Zeit ein Rätsel und
der Film führt uns gerne mal auf die falsche Spur. Die etlichen Twists sind allesamt recht gelungen und halten das
Interesse des Zuschauers aufrecht. Grundlegend bietet der Film also eine erstaunlich gute Story.
Kommen wir aber zum Negativen. Da mag zum Einen der an die Ethik und Moral appellierende Unterton des Films sein, der
manchmal etwas zu aufgesetzt wirkt. Vielleicht liegt das auch daran, dass wir vieles davon schon auf die eine oder andere
Art gesehen haben. Doch am Schlimmsten fallen die Charaktere auf. Deunan scheint ein interessanter Charakter, aber wir
erfahren eigentlich nur sehr wenig über sie. In einigen Rückblenden wird uns ihr Kampf im Krieg Seite an Seite mit ihrem
Freund Briareos gezeigt, doch ihre Person bekommt dadurch keine neuen Facetten. Die "Liebesbeziehung" zwischen ihr und
Briareos ist etwas zu dezent eingebracht, als dass sie uns wirklich bewegen könnte und leider bleiben auch die anderen
Personen, wie Hitomi oder Athena etwas zu flach.
Da ich den Original-Anime nicht kenne, möchte ich mich hier mit der Kritik nicht allzu weit vorwagen, aber es hat doch
etwas gestört, dass man nie genau erfahren hat, gegen wen Deunan in dem "Großen Krieg" eigentlich gekämpft hat. Was
waren die Hintergründe des Kriegs?
Außerdem störend ist ein merkwürdiger "göttlicher" Eingriff gegen Ende. Was es damit auf sich hat erfahren wir nicht
und auch Interpretationsspielraum bleibt kaum.
Doch von den Schwächen abgesehen bietet der Film doch vor allem eine sehr detailverliebt ausgearbeitet Welt, die vor
allem dank der verwendeten Computertechnik sehr real wirkt. Vieles mag uns Westler an "The Matrix" erinnern, doch
stammen ja eben die Ideen dieses Filmes von Animes wie "Appleseed". So wird sich der eine oder andere wundern, ob er
bestimmte Settings und Roboter nicht schonmal irgendwo gesehen hat.
Die realistischen Bewegungen der Darsteller stammen auch nicht von ungefähr, sondern wurden aufwendig durch Motion
Capturing mit eingebracht. Wie viel Aufwand in dem Film steckt lässt sich vor
allem an den fotorealistischen Hintergründen erkennen. Jeder Computerspieler weiß, dass sich die wahre Qualität eines
Games/computeranimierten Films immer an der Darstellung von Wassereffekten festmachen lässt. Und das Wasser in
"Appleseed" sieht wie alles andere einfach grandios aus.
Spannend erzählt und mit ordentlichen Actionszenen bestückt, vergehen die 105 Minuten des Films wie im Flug. An den
Animationen kann man sich kaum satt sehen und man hat sich sichtlich Mühe gegeben auch das Maximale durch ausgefallene
Kamerafahrten aus diesen herauszuholen. Der Soundtrack mag anfangs etwas gewöhnungsbedürftig sein, doch gerade die
Techno-Stücke treiben in den Actionszenen den Adrenalingehalt nach oben.
Auch wenn sich der Zuschauer nicht allzu stark mit den Hauptprotagonisten verbunden fühlt und sich dadurch einige der
bekannten moralischen Aussagen des Films im Nichts verlaufen, so ist "Appleseed" mit seiner gut durchdachten Story und
seiner Action auf jeden Fall eine Empfehlung wert.
Die Standbilder sagen hier nur sehr wenig über den Film aus, denn die Magie entfaltet die Visualität des Films erst in
der Bewegung. Ein optisches Meisterwerk!