Story: In-su (Bae Yong-jun) ist für die Beleuchtung und die Licht Special Effects bei Konzerten verantwortlich.
Eines Tages bekommt er allerdings die Nachricht, dass seine Frau in einen Autounfall verwickelt wurde. Er lässt sofort
alles stehen und liegen und eilt ins Krankenhaus. Dort erfährt er, dass seine Frau schwer verletzt ist und im Koma
liegt. Die Polizei ermittelt überdies wer am Steuer gesessen und den Unfall verschuldet hat, denn neben In-sus Frau
war noch ein Mann im Wagen. In-su trifft die Frau des zweiten Opfers, das ebenfalls im Koma liegt. Seo-young (Son
Ye-jin) rätselt genauso wie In-su darüber, was die beiden zusammen in einem Wagen gemacht haben. Doch nachdem sie bei
den persönlichen Sachen ihrer Lebensgefährten ein Kondom und eine Videoaufzeichnung entdecken ist die Sache bald
klar: die zwei hatten eine Affäre.
In-su und Seo-young laufen sich fortan häufiger über den Weg, da sie im gleichen Hotel untergekommen sind und täglich
ihre Lebensgefährten im Krankenhaus besuchen. Schließlich kommen die zwei ins Gespräch und gehen auch öfters
miteinander essen. Aus Spaß reden die beiden darüber, dass man sich an ihren Partnern rächen müsste, indem man selbst
miteinander eine Affäre eingeht. Und tatsächlich entwickelt sich zwischen den beiden langsam eine Beziehung...
Kritik: Der Plot von "April Snow" muss Asien-Filmfans unweigerlich an Wong Kar-Wais "In the Mood for Love"
erinnern. Doch von der wenig originellen Story abgesehen nimmt Regisseur Hur Jin-ho leider auch wieder einige Themen
auf, die wir schon in seinen anderen beiden Filmen, dem Meisterwerk "Christmas in August" und "One Fine Spring Day"
gesehen haben. Dabei ist die Parallele zwischen den Titeln "April Snow" und "Christmas in August" nur die geringste
Übereinstimmung. Die Liebe entsteht auch hier wieder aus Schmerz und Einsamkeit und die Annäherung der beiden
Hauptdarsteller findet nur langsam und stetig statt. Das ist dann auch das größte Problem an Hurs drittem Film, denn
das Tempo ist oftmals einfach zu langsam und die Beziehung entwickelt sich nicht ganz so fließend wie in den vorherigen
Werken Hurs. Vor allem aber frustriert, dass wir viele von Hurs hier angesprochenen Themen eben schon gesehen haben und
er sich dabei sogar selbst sehr oft aus seinen Werken zitiert.
Was der Story allerdings fehlt, dass kann Hur mit seiner gelungenen Regie wieder wettmachen. Lange Nahaufnahmen der
beiden Hauptdarsteller sind dabei immer wieder vorzufinden, aber besonders die Szenen auf der Landstraße und die
vorbeigleitende Landschaft unterstreichen die Melancholie und Poesie der Bilder, die "April Snow" eben doch besser
funktionieren lassen als er es dürfte. Von seinem Erzähltempo kann der Film nämlich fast schon als einschläfernd oder
langweilig bezeichnet werden, aber wo man bei anderen Werken dann eben tatsächlich mitten im Film einnicken kann, da
hält einen Hurs Werk eben mit seiner subtilen Bildmagie wach. Außerdem weiß er einfach wie er die Entwicklung der
Beziehung der beiden Hauptcharaktere darstellen muss, damit sie für den Zuschauer interessant bleibt. Nicht zu
verachten ist außerdem, dass er seine charismatischen Darsteller immer ins richtige Licht zu rücken weiß.
"April Snow" beweist sich somit fast schon als ein Art-House-Filmchen, zumindest wenn man nach den Bildkompositionen
urteilt. Das ist dann auch eine der Stärken des Films, denn der Plot erinnert doch nur allzu sehr an die vielen
Taschentuch Dramen, die man sonst so aus Korea zu sehen bekommt. Hur konzentriert sich aber zum Glück mehr auf die Art
wie sich die Beziehung zwischen den beiden Opfern der untreuen Eheleute entwickelt und nicht darauf, was die Story ihm
bieten kann, denn das wäre eben nicht viel gewesen.
Es sind gerade die kleinen Szenen, denen eine besondere Magie innewohnt und die den Zuschauer schließlich für sich
gewinnen können. Da wäre z.B. der psychische Druck auf die Beiden und Seo-youngs Zusammenbruch auf der Landstraße,
nachdem die zwei den Angehörigen des Opfers, das die beiden im Koma liegenden Lebensgefährten umgefahren haben, ihr
Beileid ausgesprochen haben, von diesen aber selbstverständlich nicht sehr zuvorkommend behandelt werden.
Schauspielerisch bewegt sich der Film auf hohem Niveau, aber gerade deshalb fällt auch auf, dass die beiden
Hauptdarsteller an einigen Stellen durchaus etwas mehr aus ihren Rollen hätten rausholen können. Frauenschwarm und
TV-Idol Bae Yong-Joon, der nach seiner Rolle in der TV-Dramaserie "Winter Sonata" besonders in Japan sehr beliebt ist,
zeigt eine ebenso gelungene und feinfühlige Darstellung wie Son Ye-jin ("A Moment to Remember", "The Classic"), die
allerdings zu Anfang noch irgendwie ein wenig platt wirkt. Kein Wunder, darf sie doch bis weit in den Film kaum ein
Wort reden und uns ihren Charakter nur mit ihrem traurigen und indifferenten Blick vorstellen. Aber das ändert sich
zum Glück.
Die Chemie zwischen Bae und Son stimmt und findet ihren Gipfel in zwei überraschenden
Bettszenen. Überraschend deshalb, weil Son Ye-jin mehr von ihrem Körper enthüllt, als man denken würde (nein, wir
bekommen hier glücklicherweise nichts Explizites zu sehen, das hätte dann doch den Film kaputtgemacht). Aber es ist
wohl auch schwierig für eine/n Darsteller/in bei einem so angesehenen Regisseur wie Hur "Nein" zu sagen,
wenn dieser eine Bettszene
in sein Script schreibt. Schließlich wird er schon einen Grund dafür haben, und den gibt es auch. Eine der Bettszenen
zeigt nämlich auf grandios glaubwürdige Weise, die Aufregung, Unsicherheit und freudige Erwartung, die sich aus
ihrer Beziehung ergibt.
Begleitet werden die ruhigen und zuweilen dramatischen Szenen von einem sehr angenehmen Klaviersoundtrack und so
kann Hur mit seinen Bildern fast schon dieselbe meditative Atmosphäre schaffen, wie in seinem "A Fine Spring Day".
Natürlich wird man hier Kitsch dankenswerterweise vergebens suchen und auch wenn dieser dann doch mal zu finden sein
sollte, dann fühlt er sich keineswegs so an. Außerdem muss man es dem Regisseur schon hoch anrechnen, dass wir uns
trotz allem nicht denken können, wie genau der Film wohl ausgehen mag. Ein typisches Taschentuch-Ende trauen wir
dem Regisseur nämlich nicht zu und da enttäuscht er schlussendlich auch nicht. Er verabschiedet uns in ein wohlig-warmes
Ende, das vielleicht etwas zu plötzlich kommen mag, aber dennoch erreicht was es erreichen soll - nämlich dem
Zuschauer nahe zu gehen.
"April Snow" ist in gewisser Weise enttäuschend, da Hur hier nichts Neues präsentiert. Kein Wunder also, dass der Film
in Korea nicht so gut lief. Dennoch, Regisseur Hur mag hier zwar seinen bisher schlechtesten Film abliefern, doch sagt
das noch lange nicht, dass sein Film nicht trotzdem gut wäre. Hur hat einen bestimmten Stil, eine Art wie er die
Bilder komponiert, die einem einfach gefallen muss. Wer sich also auf ein langsames Tempo einlassen kann, der wird
hier eine willkommene Abwechslung zur tränenreichen Konkurrenz vorfinden.