Story: Es ist Krieg. Ein verwundeter Samurai (Takao Osawa) wird von seinem ebenfalls schwer verletzten Freund
in einen Tempel gebracht. Als der Samurai erwacht beginnt er ein Gespräch mit dem Tempelbewohner Aragami (Masaya Kato).
Er erfährt, dass sein Freund nicht überlebt hat. Als sich der Samurai dann darüber wundert, dass seine Verletzungen
beinahe komplett geheilt sind, offenbart ihm Aragami, dass er die Leber seines Freundes gegessen hat und deshalb nun
außergewöhnliche (Heil-)Fähigkeiten besitzt.
Doch damit nicht genug. Aragami ist in Wirklichkeit ein "Tengu", ein Bergdämon, der unsterblich ist. Aragami bittet den
Samurai ihn zu töten, da er nicht mehr auf dieser Welt wandeln will. Allerdings muss der Samurai dies in einem Duell
schaffen, denn Aragami ist schließlich so etwas wie der Gott des Kampfes und kann sich deshalb nicht einfach
wehrlos erschlagen lassen.
Nach einigen Gesprächen kommt es zwischen den zwei ungleichen Kontrahenten zum unausweichlichen Showdown...
Kritik: "Aragami" ist ein Teil des "Duel" Projekts. Wie der Regisseur des Films "2LDK", musste sich auch Kitamura
an ein paar Regeln halten. Der Film musste sich um ein Duell zwischen zwei Personen drehen, es durfte nur ein Setting
geben und man hatte 7 Tage Zeit den Film abzudrehen.
"Aragami" ist wesentlich Martial-Arts-lastiger als sein Gegenspieler "2LDK", doch bietet er vor allem die für
Regisseur Kitamura ("Azumi", "Sky High") typische optische Finesse. Tolle Kameraeinstellungen, eine schöne Ausleuchtung
der Szenen und ein gewisser Coolheitsfaktor sind die Markenzeichen des Regisseurs, die auch hier wieder voll zur
Geltung kommen.
Interessanterweise gibt es keine Action non-stop, sondern der Film fängt eher ruhig an und bietet an sich auch erst
sehr spät ein paar Kämpfe. Vielmehr stehen anfangs die fast endlosen Dialoge im Vordergrund. Zugegeben, manchmal
wirken diese einfach zu lang und pseudo-philosophisch angehaucht, aber die meiste Zeit erfüllen sie ihren Zweck
doch sehr gekonnt - den Spannungsaufbau zu steigern.
Wer vorher noch nichts von dem Film gehört hat, der wird etwas verwirrt und gespannt vor dem Bildschirm sitzen, denn
irgendwie sind beide Charaktere äußerst undurchschaubar. Dies trifft natürlich vor allem auf Aragami zu.
Abgeschottet von der Außenwelt in seinem Tempel sitzend, wissen wir irgendwie dass er kein normaler Mensch ist und
warten nur darauf endlich die Auflösung des Rätsels zu erfahren. Dabei ist die Spannung zwischen den beiden
Hauptcharakteren fast schon greifbar. Doch bis es zur Rätsels Lösung kommt wird noch so manches Gespräch geführt
und so einiges an Sake und anderen alkoholischen Getränken zu sich genommen.
Wer auf Fantasy steht wird mit der Story ganz zufrieden sein können. Diese ist zwar nicht außergewöhnlich, bietet aber
ein paar kleinere spannende Enthüllungen. Ein paar Kenntnisse der japanischen Mythologie können auch nicht schaden, und
gerade die Enthüllung, dass Aragami/der Tengu unter den Menschen mit dem Namen Miyamoto Musashi (der legendäre
japanische Schwertkämpfer) bekannt war, weiß zu gefallen.
Nur schade, dass sich Kitamura wie so häufig in Äußerlichkeiten ergeht und dabei ein wenig das Essentielle aus den
Augen verliert. Allerdings zeigt sich, dass er seit "Alive" dazugelernt hat, und auch seine späteren
Werke sollten zeigen, dass er durchaus in der Lage ist sich zu bessern. So bietet die Story hier aber einfach noch zu
wenig um ganze 80 Minuten zu füllen. Die etlichen Dialoge sind etwas zu langatmig, aber dafür wissen die Charaktere und
die Atmosphäre zu überzeugen.
Die Schauspieler sorgen ebenfalls dafür, dass die Spannung erhalten bleibt. Takao Osawa gibt zwar eine ordentliche
Darstellung ab, doch ein paar seiner Emotionen wirken etwas zu aufgesetzt. Das kann Masaya Kato ("Fighter in the
Wind") mit seiner unwahrscheinlich starken Leinwandpräsenz aber wieder wettmachen. Er bleibt eine ganze Weile lang
undurchschaubar, doch auch später wenn wir mehr über ihn wissen, schafft er es das gewisse Mysteriöse seines
Charakters beizubehalten.
Kanae Uotani spielt das "Dienstmädchen", das bis kurz vor dem Ende kein Wort spricht. Über sie wissen wir am wenigsten,
und auch sie umgibt etwas Rätselhaftes, das jedoch nie geklärt wird.
Die durchgehend gruselig-spannende Atmosphäre, die durch das gelungene Setting des dunklen Tempels noch verdichtet wird,
wird immer mal wieder durch ein wenig Humor aufgelockert.
Gerade Kato, als er seinen Kontrahenten mit seinem Schwert durchbohrt hat, diesen sogleich darauf hinweist,
dass er daran nicht sterben wird, und sich gleichzeitig über dessen dramatische Sterbeszene amüsiert, weiß einiges
zum Humor des Films beizutragen.
Das Ende kann dann auch noch mal mit einem Augenzwinkern aufwarten und bietet einen Gastauftritt Tak Sakaguchis
("Versus").
Überraschend ist auch, dass keiner der beiden Kontrahenten der "Böse" ist, sondern das Thema eher etwas subtiler
angegangen wird. Aragami ist ein Gott und Dämon zur gleichen Zeit. Vielmehr also einfach ein übernatürliches Wesen,
das endlich sterben will, aber dessen Ehre es verbietet nicht in einem Kampf das Zeitliche zu segnen.
Natürlich gibt es dann gegen Ende auch endlich ein paar Kämpfe und diese können wirklich gefallen. Schöne Choreografien,
gute Kameraeinstellungen und ohrenbetäubende Soundeffekte lassen das Adrenalin hochschnellen. Besonders der Kampf
im Dunkeln, der durch Stroboskopeffekte besticht, bildet das Highlight der Action.
Welcher Film einem letztendlich besser gefällt, "Aragami" oder "2LDK", ist wohl Geschmackssache. Beide bieten jedenfalls
schöne Unterhaltung und eine dichte Atmospähre. Auch wenn die Dialoge irgendwann etwas ermüdend werden, was Kitamura
an Originalität fehlt, macht er durch Optik und Action wieder wett.