Story: Lee Seung-min (Uhm Tae-woong) ist Architekt und trifft eines Tages Yang Seo-yeon (Han Ga-in) wieder, mit der er früher die gleiche Universität
besucht hat. Sie sucht ihn auf, weil sie ein Haus bauen lassen will. Seung-min wundert sich, warum sie deswegen ausgerechnet zu ihm kommt, doch sein
Chef macht klar, dass er keine andere Wahl hat, als den Auftrag anzunehmen. Fortan verbringt Seung-min viel Zeit mit Seo-yeon, zum Leidwesen seiner
Freundin, mit der er bald nach Amerika will, um sie dort zu heiraten. Langsam erinnert sich Seung-min immer deutlicher an seine Zeit an der Universität und
an sein erstes Treffen mit Seo-yeon. Sie war für ihn die erste Liebe und da die beiden in der gleichen Gegend wohnten, kamen sie sich auch schnell immer
näher. Der junge Seung-min (Lee Je-hoon) traute sich jedoch nicht, der hübschen Seo-yeon (Bae Su-ji) seine wahren Gefühle zu offenbaren, und sie schien sich
ihrerseits für jemand anderen zu interessieren. Jahre später scheint die Beziehung zwischen den beiden immer noch einige lose Enden zu haben,
aber für Seung-min beginnt nun ein neues Leben ohne Seo-yeon.
Kritik: Wenn es um Romantikstreifen geht, kann man nicht kritisch genug sein. Viele von ihnen sind mit Kitsch überladen und spielen aufs
Billigste mit den Gefühlen des Zuschauers. Ab und zu kommt aber ein Film auf die Leinwand, der eine so große positive Resonanz erfährt, dass auch ich
neugierig werde. Ob der Erfolg von "Architecture 101" gerechtfertigt ist, bleibt aber eine schwierige Frage. Da der Film das Thema der ersten Liebe vor
allem gegen Ende auf sehr erwachsene Weise behandelt, kann man nur positiv überrascht sein, es gibt aber andererseits große Probleme bei den Charakteren. Vor
allen Dingen Seo-yeon stellt jemanden dar, mit dem man echte Schwierigkeiten haben kann, mitzuleiden. Im Endeffekt kann man nicht anders, als ihr für das
ganze Drama die Schuld zu geben.
Es wäre in der Tat interessant zu erfahren, ob es tatsächlich jedem so ergeht oder ob es sich um eine genderspezifische Wahrnehmung handelt. Würden Frauen eher
Seung-min die Schuld für die auf der Stelle tretende Beziehung zwischen den beiden Kommilitonen geben, da er einfach nicht den Mut findet, dem Mädchen
seine Gefühle zu gestehen? Aber die eindeutigen Fragen, die er ihr stellt, lassen niemals einen Zweifel an seinem Interesse an ihr aufkommen. Warum
behandelt sie ihn dann so schlecht? Warum antwortet sie Seung-min, dass sie auf den Vorstand eines Clubs steht, so wie alle Mädchen? Es mag wahr sein,
dass sie diejenige ist, die die ersten Schritte in der freundschaftlichen Beziehung der beiden gemacht hat, aber man muss unweigerlich den Eindruck gewinnen,
dass sie sich lediglich mit ihm trifft, da sie neu in der Nachbarschaft ist und jemanden sucht, der ihr alles zeigt und mit dem sie sich unterhalten kann.
Vielleicht liegt meine nicht zu leugnende Abneigung gegen das Mädchen auch daran, dass ihre Handlungen schlichtweg nicht nachvollziehbar sind und der
Film die in der Vergangenheit liegende Geschichte aus der Sicht Seung-mins erzählt. Wir sehen ihn leiden, wie er sich bei seinem Freund Rat holt und
sich schließlich sogar bei ihm ausweinen muss. Dankenswerterweise gibt es keine billigen Zufälle, die der Beziehung im Weg stehen, sondern eigentlich
nur nachvollziehbare (Fehl-)Entscheidungen seitens Seung-mins. Seo-yeons Verhalten bleibt aber durchgängig nicht nachvollziehbar. Sie hat schließlich einen
reichen Mann geheiratet und wurde unglücklich, blieb aber noch einige Jahre mit ihm zusammen, um bei der Scheidung mehr Geld herausholen zu können. So
jemandem kann man sein Schicksal nur gönnen.
Es ist fast schon Wut, die man dann darüber verspüren muss, dass Seo-yeon nach etlichen Jahren wieder auftaucht und alte Wunden dann wieder aufreißt,
als Seung-min kurz davor ist, zu heiraten. Dementsprechend funktioniert die Hälfte des Films nicht, weil man mit Seo-yeon kein Mitleid haben kann.
Und es ist schwierig zu sagen, ob das tatsächlich die Intention des Regisseurs war.
Der Regisseur selbst hat Architektur studiert und so sollte man bei
dem Titel des Films auch erwarten, dass diese in irgendeiner Form im Fokus steht. Dem ist aber, abgesehen von dem Bau eines Hauses und ein paar
schönen Aufnahmen von diesem gegen Ende, nicht so. Vielmehr handelt es sich einfach um einen Romantikstreifen, der zugegeben vieles besser macht als die
Konkurrenz und mit erstaunlich wenig bis gar keinem Kitsch auskommt, von einer 90er Ballade einmal abgesehen.
Viele Kritiker haben die schauspielerischen Leistungen im Film gelobt. Ich kann diese lediglich als angemessen bezeichnen, denn auch hier bleibt das Problem, dass
man sich ausgenommen vom Seung-min der Vergangenheit kaum mit den Charakteren identifizieren kann, da diese irgendwie kalt bleiben. "Architecture 101" wird
parallel auf zwei Zeitebenen erzählt, aber nur jene in den 90ern ist emotional involvierend. Auch wenn die Bilder dort genauso hell und kontrastreich wirken
wie die der Gegenwart (ein anderer Filter über den Bildern wäre wünschenswert gewesen), können doch einige kleine Dinge, wie der tragbare CD-Player, eine
glaubhabte Zeitreise mitsamt Nostalgiegefühl zustandebringen. "Architecture 101" gehört auf jeden Fall zu den bessen Romantikstreifen, trotz genannter
Probleme. Was ihn aber hauptsächlich rettet, ist sein angenehm erwachsenes Ende.