Story: Mi-heun (Kim Yun-jin) führt ein durchschnittliches, aber glückliches Leben. Sie ist Hausfrau und zieht
mit ihrem Ehemann (Son Byung-ho) die gemeinsame Tochter auf, bis sie eines Tages herausfindet, dass ihr Mann ein
Verhältnis mit einer anderen Frau hat. Bei einem Streit wird sie von der Freundin des Ehemanns am Kopf verletzt, so
dass Mi-heun fortan an chronischen Kopfschmerzen leidet.
Sechs Monate sind vergangen und die Familie ist aufs Land gezogen. Mi-heun kann ihrem Ehemann nach wie vor seine
Untreue nicht verzeihen, doch sie versucht die Familie aufrecht zu erhalten.Das klappt allerdings nicht so gut
wie erhofft. Schließlich trifft sie den Arzt des Dorfes, den jungen In-gyu (Lee Jong-won), der ihr ein Spiel
vorschlägt. Sie beide gehen miteinander eine Affäre ein bis einer von beiden sagt, dass er den anderen liebt. Dann
wird das Spiel sofort beendet und man sieht sich nie wieder. Mi-heun ist anfangs etwas unsicher, aber nachdem sie
auf das Spiel eingegangen ist blüht sie sichtlich auf und ihre Lebensgeister sind wieder geweckt. Entwickelt sich
zwischen den beiden Liebe oder versucht Mi-heun nur es ihrem Mann mit gleicher Münze heimzuzahlen?
Kritik: "Ardor" versucht ein ernstes Drama mit prickelnder Erotik zu verbinden und das Leben einer
durchschnittlichen Frau darzustellen, die an nichts mehr Freude hat, bis sie auf einen Seitensprung mit einem anderen
Mann eingeht. Das psychische Leid und die Qualen einer hintergangenen Frau stehen hier im Vordergrund, einer Frau,
die plötzlich alles verloren zu haben scheint und sich dennoch an etwas klammert, das man Familie nennen kann, die
sich aber dennoch wie keine mehr
anfühlt. Der Weg aus dieser Krise wird mit einem interessanten Ansatz beleuchtet, denn es steht eigentlich immer im
Raum, dass Mi-heun zwar vielleicht Liebe für ihren Seitensprung entwickelt, aber trotzdem vielleicht nur Rache an
ihrem Mann üben will.
Schlussendlich muss sich der Film aber seinem extrem langsamen Tempo, Storymangel und stellenweise sogar Einfaltslosigkeit
geschlagen geben.
"Ardor" ist eindeutig ein Film, der Hauptdarstellerin Kim Yun-jin ("Shiri", "Yesterday") dazu diente ihre schauspielerischen
Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, bis sie schließlich 2 Jahre später für die US-Serie "Lost" entdeckt wurde.
Tatsächlich beweist hier Kim eindeutig ihr Können, allerdings wirken einige ihrer Emotionsausbrüche doch etwas zu
überzeichnet darsgestellt. Es sind eher die subtileren Emotionen, die sie mit Bravour rüberbringt. Sie stellt eine
komplexe Frau dar, deren Leben seinen Sinn verloren hat. Sie fühlt sich wie eine leere Hülle, eine Ehefrau, der durch
den Seitensprung des Ehemanns alles geraubt wurde was sie hat. Dass sie ihrem Mann gegenüber ein schwieriges
Verhältnis hat ist verständlich, aber gerade in ihrem Verhalten ihrer Tochter gegenüber zeichnet sich eine bestimmte
Gleichgültigkeit ab, die ihr gesamtes Leben auszeichnet. Was kann diese Frau wieder aus dieser Krise bringen?
Ganz klar, ein Seitensprung ihrerseits! Zum einen findet sie ihr Selbstvertrauen wieder, denn sie ist in den Augen eines
Mannes begehrenswert, und zum anderen kann sie eine neue Liebe aus dem Abgrund ihres bisherigen Lebens hinauskatapultieren.
Inwieweit sie sich damit auch an ihrem Ehemann rächen will, bleibt unbeantwortet und es ist auch schwierig sich seinen
Teil dazu zu denken, denn interessanterweise vermeidet es der Film diesbezüglich Hinweise zu geben.
Fakt ist jedoch, dass dieser Seitensprung zu einigen heißen Liebesszenen führt. Nun, heiß zumindest bei den ersten
paar Malen, denn dann werden diese Szenen äußerst ermüdend und repitativ. Viel war den Drehbuchschreibern wirklich
nicht eingefallen, denn gerade als der Film mit seinem Seitensprung etwas an Tempo gewinnt, verliert es dieses auch
wieder in etlichen Bettszenen.
Womit wir auch beim größten Problem von "Ardor" sind. Das Tempo ist einfach zu langsam, die Story bietet zu wenig um
unser Interesse durchgehend aufrecht erhalten zu können und das Ende wirkt dann auch noch unnötig aufgesetzt.
Klar, die Prämisse des Films ist interessant, aber sie wird einfach zu sehr in die Länge gestreckt, ohne dass wir
wirklich Essentielles zu sehen bekommen. Eine besinnliche Szene an die andere zu reihen reicht eben nicht aus um
ein knisterndes Erotik-Drama zu schaffen. Oft hat man das Gefühl, dass der Film etwas zu viel mit seiner Hauptprotagonistin
gemein hat, nämlich deren Gefühl der inneren Leere. "Ardor" fühlt sich ebenfalls oft sehr leer an.
Wo der Film punkten kann ist bei der schönen Cinematografie, denn es gibt viele Landschaftsaufnahmen, die das Dorf in
dem sich der Film abspielt im schönsten Licht darstellen. Überhaupt muss man Regisseurin Byun Young-Joo ("Flying Boys")
ein großes Lob für die überragende Regie aussprechen. Auch der Soundtrack mit seinen vielen klassischen Stücken ist
gut gelungen, die Schwächen im Tempo können damit jedoch nicht so einfach aufgewogen werden.
"Ardor" ist ein ruhiges Drama ohne großartige Story, was an sich ja nicht schlimm wäre, wenn es genügend Substanz
gäbe. Diese geht dem Film aber eben oft abhanden, was sich als umso frustrierender herausstellt, als dass man sich
durchaus vorstellen kann, dass man etwas besseres aus der Grundidee hätte machen können. Ein gewisser
Feministinnenfaktor hat sich überdies auch irgendwie störend in den Film eingeschlichen. Der Film soll Frauen wieder die Kraft
geben selbst nach einer Krise weiterzumachen, aber warum sich auf ein Geschlecht versteifen? Gerade aus der manchmal
recht komplex anmutenden Rolle des Doktor hätte man noch viel mehr rausholen können.
"Ardor" ist im Endeffekt eines jener überschätzten Dramen, bei denen manche Kritiker glauben, dass "ruhig" mit
"gut" gleichzusetzen ist. "Ardor" hat aber eindeutig zu viele Schwächen, vor allem im Tempo. Das kann auch Joan
Baez' großartiges "Donna Donna" gegen Ende nicht wieder wettmachen.