Story: Vier Jugendliche überfallen eine Tankstelle und randalieren dort bis kein Stein mehr auf dem anderen
steht. Nur wenige Tage später, beschließen sie aus Langeweile die selbe Tankstelle nochmal zu überfallen. Diesmal
finden sie jedoch eine ziemlich leere Kasse vor. Kurzerhand sperren sie die Angestellten ein und übernehmen den
Laden. Das Geld, das sie von den Kunden für das Tanken bekommen behalten sie einfach.
Die Nacht ist lang und da die vier Jungs was ihre Geduld angeht relativ kurz angebunden sind, werden aus einigen
Kunden ebenfalls Gefangene. Außerdem tauchen immer wieder Gangs auf, die ihre Abreibung wollen und für ein noch
volleres Gefängniszimmer sorgen.
Die vier neuen "Tankstellenbesitzer" müssen sich allerdings auch mit einem
frechen Lieferjungen herumschlagen und auch die Polizei taucht mehr als nur einmal bei ihnen auf. Bis die Nacht in
einem großen Showdown ihr Ende findet.
Kritik: "Attack the Gas Station" ist ein Klassiker des koreanischen Comedygenres. Dementsprechend hoch waren
meine Erwartungen und obwohl der Film wirklich begeistern kann, war ich schlussendlich doch ein wenig enttäuscht.
Man muss einfach zu selten wirklich laut auflachen. Einige Gags funktionieren sogar gar nicht, aber immerhin
fällt das nicht sonderlich schlimm auf. Davon abgesehen wird uns hier ein unglaublich abgedrehter und verrückter
Film präsentiert, der mit tollen Charakteren, einer guten Story und sozialkritischem Unterton zu überzeugen weiß.
Die vier Jugendlichen, die die Tankstelle überfallen sind das Herz des Films. Anfangs kann man sich noch nicht mit
ihnen identifizieren, schließlich sind sie trotz allem Spaß Diebe und Randalierer. Aber nach einiger Zeit erfahren
wir, dass auch sie Moralvorstellungen haben. Ihre Persönlichkeiten und Eigenheiten nehmen schnell Konturen an und so
können wir gar nicht anders, als uns schließlich auf ihre Seite zu schlagen, auch wenn sie gegen das Gesetz handeln.
Etwas später erfahren wir dann auch, warum die vier außerhalb der Gesellschaft stehen. Jeder von ihnen wurde von
Autoritäten verstoßen und sucht seitdem seinen Platz in der Gesellschaft. Leider kommen die Rückblenden und das was wir
über die Vergangenheit der Personen erfahren viel zu kurz.
Wenn die Darsteller der Viererbande nicht so hervorragend gewählt worden wären, wäre der Film nicht nur Gefahr gelaufen,
dass seine Hauptcharaktere zu stereotypen zweidimensionalen Akteuren verkommen, sondern "Attack the Gas Station" hätte
den Großteil seines Charmes verloren. Lee Sung-jae gibt als ruhiger introvertierter Anführer der Bande eine tolle
Darstellung ab, besonders da er es schafft unter seiner kühlen Oberfläche immer wieder Emotionen hindurchschimmern
zu lassen. Yu Oh-seong spielt Bulldozer, einen etwas dümmlichen Schläger, der sein Herz aber an der richtigen Stelle
hat. Neben ihnen weiß auch Yu Ji-tae ("Oldboy") als gescheiterter Maler Paint und Kang Seong-jin als Möchtegernmusiker
zu überzeugen. Doch nicht nur diese farbenprächtigen Charaktere wissen zu gefallen, sondern selbst die unwichtigsten
Nebencharaktere bekommen ihre paar Minuten um sich in die Herzen der Zuschauer zu spielen.
Die Tankstelle verwandelt sich nicht nur für die vier Jugendlichen zu einem Spielplatz, sondern auch für uns. Szenen,
die so abstrus sind, dass man sie sonst kaum in einem anderen Film zu sehen bekommen würden, gehören hier an die
Tagesordnung. Da müssen gestandene Gangmitglieder oder der Tankstellenbesitzer mitten auf dem Platz anfangen zu
singen oder eine der gefangengenommenen Frauen ist gezwungen mit Bulldozer an einem Silbenspiel teilzunehmen, bei dem
sich der Verlierer entkleiden muss.
Nicht nur die unterschiedlichen Personen, die in dieser Nacht zusammentreffen, sondern vor allem die Art wie sie
miteinander agieren sorgt einfach nur für Spaß. Hauptsächlich besticht der Humor durch seine Situationskomik, aber
auch lustige Dialoge kommen nicht zu kurz.
Da die Viererbande ihre Probleme vornehmlich mit Gewalt löst, gibt es auch viel Action zu sehen. Allen voran
natürlich Prügeleien, aber auch Verfolgungsjagden, die das Tempo des Films noch weiter erhöhen.
Regietechnisch hat Kim Sang-Jin gute Arbeit geleistet. Das Bild ist gestochen scharf und farbenfroh. Hier fällt vor
allem auf, dass den vier Jugendlichen jedem eine eigene Farbe zugeordnet zu sein scheint, zumindest was deren Kleidung
angeht. Vor allem die Hauptcharaktere haben immer wieder ein paar coole, stylishe Auftritte, die in Erinnerung bleiben.
Einige nette Kameraspielereien und Weitwinkelaufnahmen des gesamten Tankstellenplatzes sorgen ebenfalls für
eine gelungene Atmosphäre. Auch die Massenschlägereien sind schön wild eingefangen worden.
"Attack the Gas Station" ist nicht das Meisterwerk von dem viele sprechen, aber dennoch eine Komödie, die man gesehen
haben sollte. Die vier Hauptdarsteller schaffen es zusammen mit dem abgedrehten Stil des Films ein doch
außergewöhnliches Filmerlebnis auf die Beine zu stellen. Ein kleiner gesellschaftskritischer Unterton, zusammen mit
gelungener Action lassen diese Nacht der Abenteuer in einer Tankstelle zu einem unterhaltsamen Fernsehabend werden.