Story: Vier perspektivenlose Jugendliche, Band Aid (Derek Tsang), Jason (Wong You Nam), Fatty (Chow Chik Fai)
und ihr "Anführer" Leung (Lawrence Chou) sind kurz davor das College abzuschließen und ins Berufsleben einzusteigen.
Doch sie haben Probleme mit ihren Freundinnen und wollen noch einmal etwas Außergewöhnliches und Großes machen,
bevor sie ins Leben der Erwachsenen eintreten müssen. Schließlich kommen die vier auf die glorreiche Idee einen
AV-(Adult Video) Star zu engagieren. Den Porno, den sie vorgeben zu drehen werden sie zwar niemals veröffentlichen,
aber darum geht es ihnen auch gar nicht. Sie werden sich einen ihrer Träume erfüllen und dafür sind die vier
auch bereit einiges hinzublättern. 2,5 Mio Yen sind erforderlich und mit einem Darlehen sind diese auch schnell
zusammen.
Alles läuft perfekt, der favorisierte Porno-Star Amamiya Manami trifft in Hong Kong ein, der von der Filmschule
geworfene Student Kar-Lok (Tsui Tin Yau) wird als Regisseur engagiert und so gibt es nur noch ein Problem: Die Kosten
sind plötzlich auf 4 Mio Yen angestiegen. Aber Leung hat eine Idee. Er involviert auch noch andere Studenten, die dafür
bezahlen können bei etwas ganz Großem dabei sein zu können - nämlich einen AV-Star bei der Arbeit persönlich zusehen
zu können.
Doch es bleiben noch weitere Hürden. Jason scheint sich in Manami verliebt zu haben und die Dreharbeiten
kommen überdies einfach nicht voran...
Kritik: "AV" ist weitaus weniger schlüpfrig, als er sich anhören mag, aber was noch viel wichtiger ist: Er mag
sich zwar wie eine überdrehte und schlechte Sexkomödie für pickelige Jugendliche anhören, deren durcheinander gebrachter
Hormonhaushalt der einzige Grund ist, warum sie sich über Gags unterhalb der Gürtellinie amüsieren können, aber genau das ist
der Film nicht!
Edmond Pangs Werk nach "Beyond our Ken" zeichnet sich wieder durch den selben bösen schwarzen und leicht abgedrehten
Humor aus, der auch schon in seinem "Men Suddenly in Black" so bezeichnend war. Dabei versucht Pang interessanterweise
öfters mal etwas an Bedeutung und tieferen Sinn in seinen Film einzubringen, scheitert aber schlussendlich daran.
"AV" ist einfach nur leichtherzige, politisch inkorrekte Unterhaltung, ohne dass das Endprodukt dabei dumm wirkt.
Jugendliche, die nicht wissen wo sie im Leben stehen sind nichts Neues. Die Art wie sich die vier Freunde neu definieren
wollen ist jedoch äußerst amüsant und abgedreht. Einmal mit einem AV Star zu schlafen scheint für die vier das höchste
Ziel an ihrem eingeschränkten Horizont zu sein. Albern? Mit Sicherheit ist es das, aber die vier entdecken dabei mehr
als man es anfangs für möglich gehalten hätte. Sie orientieren sich neu im Leben, müssen erfahren, dass es gar nicht
so leicht ist vorzugeben einen Film zu drehen und mit dem Budget haushalten zu können. Natürlich lernen sie dabei
auch etwas für sich, denn nun haben die vier mehr oder weniger Verantwortung zu übernehmen, müssen Geschäftsmänner mimen
und finden so heraus, dass es gar nicht so unmöglich für sie scheint irgendwann einmal einem anständigen
Beruf nachzugehen und ein Teil der bestehenden Gesellschaft zu werden. Doch bis dahin vergehen noch einige spaßige
Minuten, in denen unsere Protagonisten sich nicht nur als Rebellen, sondern fast schon als Revolutionäre sehen.
Gerade zu Anfang dominiert aber ganz klar der Humor. Eines der Highlights ist die Szene, in der die Jugendlichen
versuchen sich das Geld für ihren AV-Star zu leihen. Hier kommen die vier Jungs mit den unmöglichsten Ideen an, wobei
die Erfindung Jasons fast schon praktischen Charakter hat. Ein Gerät, mit dem es sich beim Schere, Stein, Papier - Spiel
vermeiden lässt, dass der andere schummelt...
Es gibt natürlich noch einige weitere ähnliche Szenen und so lässt sich sagen, dass es glücklicherweise keinerlei
schlechte Gags unterhalb der Gürtellinie gibt. Natürlich ist der Intelligenz-Gehalt von Szenen zu bezweifeln, in
denen sich die Jungs Zucker durch die Nase reinziehen, nur um so auszusehen als wenn sie koksen würden um damit die
Aufmerksamkeit einer Gruppe Mädels zu erregen. Dennoch macht es einfach Spaß.
Die Darsteller verleihen ihren einzelnen Charakteren alle einen gewissen Charme und auch wenn sie keine schauspielerisch
anspruchsvollen Leistungen vollbringen müssen, so wirken ihre Charaktere doch sehr individuell und farbig. Als
AV-Star hat Pang einen echten Darsteller der Branche, nämlich Amamiya Manami an Bord geholt. Das war eine gute Wahl,
denn so wirkt die Rolle extrem natürlich und authentisch. Selbstverständlich gibt es die typische
Junge-verliebt-sich-in-Porno-Star Situation und dieser will dann, dass sie ihren Beruf aufgibt. Amamiya wirkt dabei
oftmals sehr naiv und die Art wie sie in die Branche gekommen ist, ist ebenso nur als stereotypisch zu bezeichnen.
Gerade dadurch wirkt ihre Person aber durchwegs glaubwürdig, besonders wenn sich später herausstellt, dass sie es
eigentlich faustdick hinter den Ohren hat.
Edmond Pang nimmt seinen Film wie sonst auch im Handkamera Stil auf, ohne dass der Film dabei die dazugehörige billige
Cinematografie besitzen würde. Wegen seines Themas kann der Film niemals als wirklich zugeknöpft bezeichnet werden, aber
außer einigen Dialogen und Manami oben ohne, gibt es hier nichts zu sehen. Was auch gut so ist, denn mehr hätte dem
Film wahrscheinlich nur geschadet.
Leider verliert "AV" im Laufe immer mehr seine eigentliche Story, bzw. den Fokus aus den Augen. Er wirkt deshalb
oft sehr zerstückelt und zusammenhanglos. Überdies versucht Pang immer wieder die Kurve zu einer Studentenbewegung aus dem
Jahr 1971 zu bekommen, um seinem Werk eine gewisse Bedeutung zu geben. Dass das nicht funktioniert wird besonders an
der am Ende eingebrachten Texteinblendung deutlich. Ja, wir bekommen die ernsten Probleme der Jugendlichen, ihre Angst
vor dem Eintritt ins Berufsleben, ihre Perspektivenlosigkeit präsentiert, aber das reicht nicht
um mehr Anspruch erheben zu wollen als da tatsächlich ist.
Pangs Sarkasmus ist sehr erfrischend und die Art wie er neben dem Filmemachen, auch die Ideale (?) der Jugendlichen
durch den Kakao zieht ist sehr amüsant. Leider ist das Endprodukt aber einfach keine ganze Einheit, was einen hin und
wieder ziemlich stark stören kann. Trotz allem begeistert der schwarze Humor und die einzelnen Charaktere sind einem
bevor man sich versieht stark ans Herz gewachsen. Unterhaltsam ist der Film eben allemal.