Story: Der Krieger Gessai (Yoshio Harada) hat die geheime Mission Attentäter auszubilden um die Kriegsherren
auszuschalten, die das feudale Japan wieder in einen blutigen Krieg stürzen wollen. Gessai durchstreift das Land,
nimmt Kinder auf, deren Eltern in den Wirren des Krieges umgekommen sind und bildet sie in den Bergen zu tödlichen
Assassinen aus. Unter den 10 Kriegern
ist auch das einzige Mädchen in der Gruppe, Azumi (Aya Ueto), die genau wie alle anderen darauf wartet, dass ihre
"Mission" endlich beginnt. Doch die Freundschaft der Krieger wird auf eine harte Probe gestellt, als ihr Meister von
ihnen verlangt, gegen denjenigen zu kämpfen, den sie am meisten lieb gewonnen haben und ihn zu töten. Wer dazu nicht
in der Lage ist, hat nicht den nötigen Willen um die Mission durchzuführen...
Eines Tages ist es endlich so weit und die mittlerweile dezimierte Gruppe aus Kriegern verlässt die Berge um ihren
ersten Auftrag auszuführen.
Doch schon bei ihrer zweiten Zielperson gibt es Probleme. Dieser schickt ihnen nämlich eine Bande aus Kopfgeldjägern
auf den Hals und den noch viel gefährlicheren Bijomaru (Jo Odagiri). Letzterer erweist sich als eine wirkliche Gefahr
und die Mission der Assassinen scheint zum Scheitern verurteilt, wenn da nicht noch Azumi wäre...
Kritik: Nach Ryuhei Kitamuras mäßigem und absolut überschätzten "Versus" war dies der zweite Film des Regisseurs,
den ich mir angesehen habe. Und ich war absolut beeindruckt...
"Azumi" ist eine Manga-Adaption und das sieht man dem
Film auch an. Gleichzeitig funktioniert er aber auch hervorragend als Samurai-Film, und Kitamura schafft es ebenso
seinen ganz eigenen, modernen und sehr gelungenen Stil mit einzubringen. Das Endresultat ist ein unwahrscheinlich
unterhaltender Actionfilm, der seinesgleichen sucht und den Beginn einer neuen Art der Chambara-Filme einläuten
könnte.
Sicherlich, storytechnisch ist der Film unbedeutend, er bietet aber doch ein paar gar nicht mal so schlechte
emotionalere Momente. An oberster Stelle steht aber die Action. Hier gibt es Kämpfe en masse, die dazu noch alle
super choreografiert wurden und sehr stylish aussehen. Da macht das Martial-Arts Herz Freudensprünge! Doch der
Hauptgrund, warum "Azumi" so gut funktioniert ist das Tempo. Mit weit über 142 Minuten hätte der Film leicht Gefahr
laufen können, einige Hänger zu haben, doch das Gegenteil ist der Fall. Der Film ist vollgepackt mit Action und wird
nie langweilig. Bevor man sich versieht sind die 142 Minuten dann auch schon vorbei und man möchte fast schon
nach mehr schreien. Das macht einen gelungenen Actionfilm aus!
Kitamura verschwendet nicht viel Zeit. Der Zuschauer ist sofort mitten im Geschehen und obwohl einem eine Vielzahl von
neuen Charakteren vorgestellt werden, weiß man sofort wer von ihnen wichtig ist und wer nicht. Und schon nach
wenigen Minuten hat der Zuschauer ein emotionales Band zu den Protagonisten geknüpft, das interessanterweise durch die
Szene, in der die Assassinen sich gegenseitig umbringen sollen, noch enger wird. Moralisch bleibt da vieles auf der
Strecke. So will der Meister, dass sie sich nicht einmischen, als ein Dorf von Banditen überfallen und die Bewohner
niedergemetzelt werden. Schließlich geht es darum eine heilige Mission zu erfüllen und da darf niemand wissen um was
für außergewöhnlich fähige Krieger es sich bei der Gruppe handelt.
Für einige mögen Azumi und ihr Gefolge nichts weiter
als kaltblütige Mörder sein, dennoch bewirken gerade sie durch ihre Taten, dass es nicht zu einem weiteren Krieg kommt.
Die moralische Ambiguität dieses Umstands, steht zwar keineswegs im Vordergrund, wird aber des Öfteren angeschnitten.
Besonders Azumi hinterfragt trotz aller Loyalität öfters mal die Entscheidungen ihres Meisters und zeigt damit, dass sie
trotz ihrer manipulativen Erziehung, die sie genossen hat,
immer noch ein Gewissen hat, was sie für das Publikum natürlich besser zugänglich
macht. Wenn es aber drauf ankommt, dann metzelt sie sich am emotions- und rücksichtslosesten durch die Gegnerscharen!
Sie versucht aber dennoch an einer Stelle ihr bisheriges Leben aufzugeben und einfach nur eine Frau zu sein, was sich
aber als gar nicht so einfach erweist. Davon abgesehen, dass sie grammatisch die männliche Form der japanischen Sprache
für sich benutzt, scheint es einfach ihr Schicksal zu sein, mit blutiger Klinge durch das Land zu ziehen...
Doch genug der überflüssig tiefgründigen Betrachtungsweise, denn "Azumi" will einfach nur ein unterhaltsamer
Actionfilm sein und das schafft er besonders gut.
Aya Ueto ist ihres Zeichens J-Pop Star, doch davon sieht man hier nicht viel. Es sollte verboten sein so gut auszusehen und dann
noch eine solche Perfektion mit dem Schwert hinzulegen. Wenn sich Azumi durch die Gegnerscharen kämpft werden einige
Männerherzen höher schlagen! Man stelle sich nur mal ein westliches Pendant wie Britney Spears vor, wie sie es mit
hundert Gegnern gleichzeitig aufnimmt und dabei auch noch so aussieht als wenn sie es wirklich drauf haben würde.
Undenkbar? Richtig! Aya Ueto schafft allerdings dieses Kunststück. Natürlich nicht ohne Kitamuras Hilfe, der es
immer wieder schafft, sie perfekt in Szene zu setzen. Dennoch sieht man, dass Aya Ueto fast alle ihre Stunts selber
gemacht hat und mit dem Schwert wirklich gut umzugehen weiß. Zumindest sieht es so aus. Und die Illusion ist ja das
was zählt.
Schauspielerisch darf man von Ueto nicht viel erwarten, einfach auch weil ihre Rolle es vorsieht, dass sie sich die meiste
Zeit emotionslos durch die Gegend kämpft. In einigen wenigen Szenen darf sie dann aber auch ihre menschlichere Seite
zeigen.
Azumis Gefährten bekommen auch alle ihre paar Minuten auf dem Screen, aber gerade die Bösewichte sind es, die den Film
so sehr bereichern. Da wären zum einen die durchgeknallten Sajiki Brüder oder der total abgedrehte Bijomaru, der ganz
in weiß und mit Rose und Schwert in der Hand einen leicht femininen Touch hat. Natürlich sind gerade solche Charaktere
fast schon typisch, wenn man bedenkt, dass es sich bei "Azumi" um eine Manga-Adaption handelt, trotzdem tragen sie
doch einiges zum Unterhaltungswert des Films bei.
Was "Azumi" am meisten auszeichnet, ist die hervorragende Kameraarbeit. Kein Bild scheint dem Zufall überlassen und
nicht nur die Landschaftsaufnahmen strotzen vor Schönheit. Kitamura weiß einfach, wie man bestimmte
Momente in Szene setzt und diesmal schafft er es im Gegensatz zu "Versus", dass diese Momente auch nicht aufgesetzt
wirken. Höhepunkt dieser tollen Kameraeinstellungen und -fahrten ist die Szene, in der sich im Endkampf die
Kamera nicht wie üblich horizontal, sondern vertikal um die beiden Kontrahenten dreht! Atemberaubend!
Ebenfalls großes Lob verdienen die Kämpfe, von denen es wie gesagt einige gibt. Perfekt durchchoreografiert und
stylish lässt Kitamura seine Hauptdarsteller durch etliche Gegnerscharen laufen, wobei wie bei Samurai-Filmen üblich
die Regel gilt: ein Treffer, ein Toter. Ausgenommen die Endgegner, natürlich...
Wem es zu unrealistisch ist, wenn Azumi es am Schluss mit einer ganzen Stadt aufnimmt, der ist hier Fehl am Platz und
hat immer noch nicht verstanden, dass der Film sich nicht viel aus Realismus macht und auch nicht will. Es steht
einfach die Unterhaltung im Vordergrund und dafür muss halt auch der Body Count stimmen.
Abgerundet wird dieses technisch einwandfreie Werk von einem sehr stimmigen und immer passenden Soundtrack, der mal
ruhig/traditionell ist und dann wieder etwas schneller die Actionszenen mit Gitarrensounds begleitet.
Ryuhei Kitamura erfindet auf keinen Fall das Genre neu, auch wenn sein Film in einigen Belangen einzigartig ist, kann
aber seine Zuschauer so gekonnt unterhalten, wie es kaum ein anderer Regisseur vermag. Einziger Kritikpunkt ist, dass
die Action manchmal sogar zu viel ist, wenn das für einige überhaupt als Kritikpunkt standhalten kann...
Schlussendlich bleibt nur zu sagen: "Azumi" ist ein gelungener, sehr stylisher und atemberaubender Film,
den sich kein Actionfilm-Fan entgehen lassen sollte. Ansehen!