Story: Kim Eun-yeong (Cha Soo-yeon) ist wunderschön. Nicht nur, dass sie auf der Straße oft für eine Schauspielerin
gehalten wird, sie hat auch noch etliche Verehrer. Aber ihre Schönheit ist auch gleichzeitig ihr Fluch. Niemand
scheint wirklich ein Interesse an ihrer Persönlichkeit zu haben. Da sich alle nur für Eun-yeong wegen ihres Aussehens
interessieren, ist diese immer noch single.
Eines Tages gelangt jedoch einer von Eun-yeongs ganz hartnäckigen Verehrer in ihre
Wohnung und vergewaltigt sie. Der Täter stellt sich schon bald selbst der Polizei, aber der seelische Schaden sitzt
in Eun-yeong zu tief, als dass er davon gelindert werden könnte. Sie ist ihre Schönheit Leid und beschließt zuerst
dick zu werden, nur um dann zu sehen, dass Bullimie wohl die einfachere Lösung zu einem hässlicheren Aussehen ist.
Der Polizist Eun-cheol (Lee Cheon-hee), der ihren Fall bearbeitet hat, kann allerdings nicht mit ansehen, wie Eun-yeong
sich zerstört und ist immer zur rechten Zeit am rechten Ort um ihr zu helfen. Doch der Polizist ist schon längst
ebenfalls einer Obsession verfallen und folgt Eun-yeong auf Schritt und Tritt...
Kritik: "Beautiful" ist in gewisser Hinsicht ein Kim Ki-duk Film, und dann auch wieder nicht. Regie übernahm
Neuling Jeon Jae-hong, aber das Drehbuch ist von Kim Ki-duk geschrieben und die Produktion des Films übernahm er
ebenfalls. Überhaupt liest man in den Credits überall seinen Namen, dennoch ist es auch ein wenig so, als wenn der
Film durch Regisseur Jeon gefiltert worden wäre. Einige Dinge bleiben zu vermissen, so hält sich "Beautiful" für einen
Ki-duk Film nämlich erstaunlich stark mit Symbolen zurück. Da, wo er sie anbringt werden diese allerdings zum Problem des
Films. Ein Problem, das zugegeben auch in anderen Werken Kims vorzufinden ist. "Beautiful" spielt nämlich in einer
künstlichen Welt. Die Charaktere sind niemals lebensecht, sondern stellen verzerrte Extreme unserer Realität dar.
Natürlich will der Regisseur so seine Ideen besser auf den Bildschirm bringen, aber für den Zuschauer beweist sich das als
ungemein entfremdend. Wir können uns nie mit den Charakteren identifizieren und ihr Handeln ruft bei uns oft nur
ein Kopfschütteln hervor. Das Ergebnis: Frustration...
In "Beautiful" wird ein Thema angeschnitten, dem sich auch schon in "Time" angenähert wurde. Der Schönheitswahn in
Korea. Eun-yeong ist allerdings eine Frau, die mit einer natürlichen Schönheit gesegnet wurde, was ihr schließlich
zum Verhängnis werden soll. Überall wird sie angesprochen und etliche Männer wollen mit ihr ausgehen. Was uns zu den
Männern bringt. Als Eun-yeong wegen eines Schwächeanfalls mitten auf der Straße zusammenbricht finden sich plötzlich
zahllose Männer, die ihr helfen wollen und sich darum streiten, wer sie denn jetzt ins Krankenhaus fahren darf.
Selbst der Arzt fühlt sich zu Eun-yeong in einer Art angezogen, die nicht normal ist. Es gibt nicht einen einzigen
Mann, der sich nicht für Eun-yeong interessiert, und das Unglaubwürdigste ist: Jeder von ihnen versucht sich ihr auf
sehr direktem Wege zu nähern. Ist es aber dabei nicht so, dass die meisten Männer so verunsichert sind, wenn sie eine
wunderschöne Frau sehen, dass sie es sich zweimal überlegen sie anzusprechen? Nicht in der Realität von "Beautiful".
Denn hier entwickelt sich der Wunsch nach etwas, das einem nicht gehören kann zu einer Obsession, die unweigerlich
das begehrte Objekt zerstören muss.
Objekt ist dabei genau das richtige Wort für Eun-yeong, denn sie, und die Frauen im Film im Allgemeinen, werden als
genau solche dargestellt. Schon früher hat man in Kim Ki-duks Werken Frauenfeindlichkeit vermutet, und in "Beautiful"
werden Kritiker mehr Futter als je zu vor finden. Natürlich gibt es auch wieder Gewalt gegen Frauen. Allerdings
kann man sich nicht sicher sein wer schlechter im Film wegkommt, die Frauen oder die Männer?
Ist es möglich in eine Welt abzutauchen, in der die Charaktere allesamt und ohne Ausnahme krank sind? Nein, denn
wenn jeder dargestellte Charakter ein Krankheitsbild zeigt, wie in Jeon Jae-hongs/Kims Werk, dann ist es unmöglich für
uns den Film ernst zu nehmen. Polizisten, die mit einem Vergewaltiger sympathisieren? Freundinnen, die man seit 10 Jahren
kennt und die einen einfach im Erbrochenen liegen lassen? Irgendwann wird es zu viel, und leider sogar so sehr, dass
es schon ans Lächerliche grenzt. Außerdem mag Cha Soo-yeon zwar gut aussehen, aber als die engelsgleiche Schönheit,
als welche der Regisseur sie darstellen will, mag sie dann doch nicht überzeugen.
Ebenfalls als lächerlich zu bezeichnen ist die Art, wie sich Eun-yeong versucht zu verunstalten. Wie in einem Wahn
versucht sie fett zu werden, nur um sich dann doch lieber in die Bullimie zu flüchten. Gibt es keine einfacheren
Möglichkeiten sich zu verunstalten? Ein Messer zum Beispiel? Wie wäre es man legt sich einfach mal unter das Skalpell
eines Chirurgen, der einen zur Abwechslung mal hässlicher machen soll? Oder ein rasierter Kopf kann auch Wunder wirken!
Aber Eun-yeong und ihr Wahn verdienen es noch am wenigsten kritisiert zu werden, schließlich ist ihr Handeln noch
am ehesten nachzuvollziehen, muss sie doch das Trauma einer Vergewaltigung überwinden.
Was ist jedoch mit dem Polizisten Eun-cheol? Was zeichnet ihn abgesehen von seiner Obsession charakterlich aus? Nichts.
Es ist traurig wie platt die Charaktere in "Beautiful" sind und so findet die Komplexität, die der Plot an sich bietet,
niemals Einzug in den Film. Gerade aus der Beziehung zwischen Eun-yeong und Eun-cheol hätte etwas Faszinierendes
werden können.
Schönheit kann zu einer Obsession werden, aber vor allem genauso gut entfremden. Warum der Zuschauer aber letzteres
im Film am eigenen Körper erfahren muss, bleibt ein Rätsel, und war mit Sicherheit nicht Intention der Macher. Ist es denn
so schwierig dem Publikum einen Zugang zu einem Film zu verschaffen, der sich mit schwierigen Themen und krankhaften
Menschen auseinandersetzt? Eine einzige menschliche Bezugsperson würde doch reichen. Jemand, der positive als auch
negative Seiten vorweisen kann. Kein Symbol oder eine Schablone einer bestimmten negativen Emotion, die eine unsichtbare
Wand zwischen Film und Zuschauer schafft. Wir haben das Gefühl, dass uns Kim damit schon zu oft frustriert hat.
Vielleicht hat Kim Ki-duk aber auch selbst gemerkt, dass er gerade auf der Stelle tritt und hat deshalb sein Drehbuch
von jemand anderem verfilmen lassen. "Beautiful" ist eindeutig Art-House Kino, aber was viele Kritiker noch nicht verstanden
zu haben scheinen ist, dass dieser Begriff nicht sofort mit Qualität gleichzusetzen ist. Jeons Films ist frustrierend,
kühl, entfremdend und verpasst es daher seine Botschaft zu übermitteln. Darüber können auch keine interessanten Ideen oder
ein ansprechender Piano-Soundtrack hinwegtäuschen. "Beautiful" ist einfach enttäuschend.