Story: Baek Hee-soo (Uhm Jeong-hwa) ist eine Bestseller-Autorin, deren neuestes Werk jedoch plötzlich von den Medien als Plagiat verurteilt
wird. Hee-soo bestreitet, ihr Buch kopiert zu haben, und das obwohl sie das Originalwerk als Mitglied einer Jury nachweislich zugeschickt bekommen
hat. Hee-soos Ruf ist zerstört, doch zwei Jahre später überredet ihr Verleger sie, einen neuen Roman zu schreiben und empfiehlt ihr, sich dafür
in ein altes Haus an einem See zurückzuziehen. Die Schriftstellerin lebt seit jenen Plagiatsanschuldigen getrennt von ihrem Ehemann
Yeong-joon (Ryoo Seung-yong) und so nimmt sie nur ihre Tochter Yeon-hee (Park Sa-rang) mit in das kleine Städtchen, in dem sich etwas abseits das
alte Haus am See befindet. Allerdings hält Hee-soos Schreibblockade an. Erst als ihre Tochter anfängt, mit einer imanginären Freundin zu reden und
sie von ihr deren Geschichte zu hören bekommt, fügt sich in dem Kopf der Schriftstellerin eine Geschichte zusammen, in der es um eine Frau geht,
die von einer geheimnisvollen Gruppe von Männern umgebracht und deren Leiche in dem Haus am See versteckt wurde. Ein neuer Bestseller bahnt sich an,
doch für Hee-soo soll ihr neues Buch schreckliche Konsequenzen nach sich ziehen...
Kritik: "Bestseller" ist ein solider Thriller, der sich auch in ein paar andere Genres wagt. Ein paar Schockmomente aus dem Horrorgenre sind
da nicht so überzeugend, wie der Versuch mit dem Thema Plagiatsaffäre dem Film etwas mehr Gewicht zu geben. Leider arbeitet der Thriller aber hier
immer nur an der Oberfläche und das obwohl mit ein paar guten Ideen gepunktet werden kann. Die Momente, in denen versucht wird, mit Intertextualität,
Plagiaten und erzähltechnischen Metaebenen zu arbeiten können faszinieren, ansonsten erweist sich "Bestseller" in Thriller-Belangen jedoch als
äußerst unspektakulär und selbst in seinen Wendungen als vorhersehbar. Glücklicherweise kann Hauptdarstellerin Uhm Jeong-hwa eine psychologisch
sehr angeschlagene Persönlichkeit äußerst überzeugend auf den Bildschirm bringen und ist damit das Bindeglied, das den Film zu jeder Zeit
zusammenhält. Den Funken Genialität, um "Bestseller" zu einem wirklich tollen Thriller zu machen, sucht man aber leider vergebens.
Hee-soo fährt zu einem Haus am See und macht dort die Bekanntschaft mit einem Geist. Nicht nur das weckt eindeutig Assoziationen mit anderen Filmen
des Genres, auch weitere Elemente werden fleißig von bekannten Genrevertretern geborgt. Da wären die irgendwie merkwürdigen Einheimischen, eine
geheimnisvolle Frau, die in einem abgerissenen Waisenhaus lebt, und ein besonderer Raum in einem düsteren Haus, in dem etwas Grausames geschehen
sein muss. Die Aufnahmen in dem Haus erzeugen eine dichte Atmosphäre und erinnern stark an einen Horrorfilm. Die Schreckmomente im Film zeichnen sich
zwar nicht durch Erfindergabe aus, wir haben hier eigentlich alles schon einmal gesehen, aber die Atmosphäre kann schließlich überzeugen. Das liegt
nicht zuletzt an den guten Sets, und es scheint auch, dass das Haus in "Bestseller" dasselbe ist wie in "A Tale of Two Sisters". Eine gute Wahl,
da die Kamerafahrten über die Flure des alten Hauses alleine schon eine bedrückende und gruselige Stimmung erzeugen.
Die erste Hälfte des Films spielt in dem besagten Haus und erinnert stark an einen typischen Horrorfilm. "Bestseller" wird zum Glück auch hier nicht
völlig zu einem Klischee, da in den bekannten Horror auch Hee-soos geistige Gesundheit mit hineinspielt. Was sieht sie wirklich und was findet lediglich
in ihrer Einbildung statt, sind Fragen, die man sich als Zuschauer ständig stellen muss. Sie hört andauernd Geräusche, Türen verschließen sich von
selbst und ihre Tochter berichtet ihr von einer unsichtbaren Freundin, die ihr eine grausame Geschichte erzählt hat. All das sorgt aber auch dafür, dass
die große Wendung im Film von Zuschauern, die nicht neu im Genre sind, bereits einige Meilen im Voraus gesehen werden kann. Eine gar nicht so dumme
Entscheidung war es daher, diese Wendung bereits im Mittelteil einzubringen, um so den Frust darüber in Grenzen zu halten. Dennoch hat man das Gefühl,
dass die Hinweise im Film zu eindeutig waren, um einen halbwegs erfahrenen Zuschauer auch nur über kurze Zeit hinters Licht zu führen.
Im zweiten Teil geht "Bestseller" in Richtung Thriller. Das Geheimnis um den Geist lüftet sich, natürlich gibt es eine Gruppe von Tätern, an denen
sich der Geist rächen will und alles geht seinen gewohnten Gang. Aber gerade hier fällt ein Fakt positiv ins Auge: Zu keiner Zeit sehen wir im Film
einen Geist in dem Sinne, dass jeder Außenstehende ihn ebenfalls sehen würde. Es ist vielmehr das nagende Gewissen und einfach nur die labile Psyche,
die Übernatürliches dort erkennen lässt, wo gar keines ist. Im Finale führt das sogar dazu, dass in beinahe abstrusen Verkettungen die Protagonisten
sich immer mehr in den Wahn treiben und damit den Geist als Rächer überhaupt erst in Aktion treten lassen! Interessanterweise wird die Situation
gegen Ende dadurch auch ziemlich komisch, wobei hinterfragt bleiben muss, ob das wirklich so intendiert war. Ein paar an den Haaren herbeigezogene
Zufälle fallen auch immer wieder unangenehm auf. Unverzeihlich ist auch der Fehler, dass mehrere Meter unter Wasser eine Pistole abgefeuert wird und die
Kugel jemanden über der Wasseroberfläche trifft. Der Wasserwiderstand lässt eine Kugel lediglich 1-2 Meter vorankommen, bis sie keine Energie mehr hat
und zu Boden sinkt. In Zeiten von hunderten "CSI"-Ablegerserien wissen das nicht mehr nur die Ballistiker...
Plagiatsaffären sind gerade heutzutage ein sehr beliebtes Thema und speziell das unbewusste Kopieren vom geistigen Eigentum anderer bringt einen
interessanten Aspekt in den Film. Leider wird das Thema nicht ausgeschöpft, ebenso bleibt das Spiel mit den Metaebenen nur angeschnitten. Das alles
ist aber verschmerzbar dank Darstellerin Uhm Jeong-hwa ("Insadong Scandal", "Princess Aurora"), die es schafft, eine am Abgrund des Wahnsinns stehende
Frau zu porträtieren, die oft ungemein hysterisch sein kann und mit psychischem Ballast daherkommt, aber dennoch dem Zuschauer als zentrale
Figur dienen kann. Es ist eigentlich alles andere als eine dankbare Rolle, aber Uhm meistert die Komplexität dieser mit Leichtigkeit. Damit ist sie
die größte Stärke des Films. Daneben gesellt sich gute Kameraarbeit gepaart mit schnellen Schnitten, wenn Hee-soo wieder einmal kurz vor einem
Zusammenbruch steht. Getragen wird das Ganze von einem angenehmen Thriller-typischen Soundtrack. "Bestseller" ist damit ein zu jeder Zeit unterhaltsamer
Thriller, der lediglich stark damit zu kämpfen hat, dass wir alles schon einmal auf die eine oder andere Weise gesehen haben.