Story: Versicherungsagent Jeong Juno (Hwang Jeong-min) ist neu, aber keineswegs unerfahren. Er hat sich
schnell eingearbeitet und bekommt schon bald Aufträge, die nicht nur Büroarbeit involvieren. Eines Tages wird
speziell nach ihm verlangt, und so besucht Juno ein abgelegenes, runtergekommenes Haus, in dem der ziemlich
merkwürdige Arbeiter Chung-bae (Kang Shin-il) lebt. In dem Haus entdeckt Juno den Sohn von Chung-bae wie er leblos
von der Decke hängt. Alles deutet auf Selbstmord hin, doch Juno kann daran nicht glauben. Es scheint so als wenn
er nur zu Chung-baes Haus gerufen wurde, damit er den leblosen Sohn findet und als Zeuge dienen kann. Juno kommt
die Sache aber mehr als merkwürdig vor und er glaubt an einen Mord. Die Polizei will ihm allerdings nicht glauben
und so ermittelt er auf eigene Faust weiter.
Chung-bae erscheint Tag für Tag um das Geld der Lebensversicherung für den Sohn einzufordern.
Währenddessen kann Juno
herausfinden, dass sich Chung-bae offensichtlich sogar schon den Daumen abgeschnitten hat um eine Versicherungssumme
zu kassieren. Juno macht sich sofort auf den Weg zu Chung-baes Haus um dessen Frau Yi-hwa (Yu Seon) zu warnen, die
ebenfalls mit einer hohen Summe versichert ist und damit das nächste Opfer sein könnte...
Kritik: "Black House" wird oft als Horrorfilm bezeichnet, doch im Endeffekt erweist sich der Film
als reiner Psychothriller. Das ist sehr willkommen, denn einen weiteren Horrorfilm mit einem ruhelosen Geist, der
schon länger nicht beim Friseur war, muss mittlerweile wirklich nicht mehr sein. "Black House" dagegen ist ein
sehr spannender und stellenweise erstaunlich brutaler Thriller um einen Psychopathen, der tötet um Versicherungssummen
zu kassieren. Der Film beweist sich dabei als optisch sehr ansprechend, düster und atmosphärisch. Die Geschichte
konzentriert sich auf den Versicherungsagenten Juno, aus dessen Sicht wir den Film erzählt bekommen und den wir
bei seinen Ermittlungen begleiten. Seine Hintergrundgeschichte um seinen Bruder, dessen Selbstmord er im Kindesalter
mit ansehen musste, gibt dem Film noch einen dramatischen Touch und lässt den Zuschauer schnell ein emotionales Band
zum Hauptakteur knüpfen.
Die erste Hälfte des Films wirkt fast schon wie ein Polizeithriller. Wir begleiten Juno wie er Beweise gegen das
augenscheinliche Monster Chung-bae sammelt, dessen Hintergrundgeschichte keinen Zweifel daran lässt, dass er seinen
eigenen Sohn ermordet hat. Mit leerem Blick und einem wahnsinnig anmutenden Summen taucht er immer wieder bei der
Versicherungsagentur auf um sein Geld einzufordern. Junos Bemühungen die Polizei dazu zu bewegen den Fall zu
untersuchen sind jedoch umsonst, da diese glaubt, dass Juno sich nur aus seiner Verantwortung entziehen will die
Versicherungssumme auszuzahlen. Juno sind also die Hände gebunden. Nicht mal Yi-hwa scheint seine Warnungen
ernst zu nehmen.
Ab der zweiten Hälfte kommt dann der Thrill-Faktor des Films erst richtig zum Tragen. Juno wird von Psychoterror fast
in den Wahnsinn getrieben. Auf seinem Anrufbeantworter sind jeden Tag 30 Nachrichten, bei denen nur eine Eisenbahn
im Hintergrund zu hören ist, die eben genau an Chung-baes Haus vorbeifährt. Aber das ist noch lange nicht alles,
denn schließlich wird sogar Junos Wohnung verwüstet.
Die Story des Films basiert auf einem Roman von Yusuke Kishi (der hier übrigens einen kleinen Cameo-Auftritt hat)
und wurde 1999 schon einmal verfilmt. Allerdings
wohl nur mit mäßigem Erfolg wie sich die Produzenten dachten und deshalb wurde der Stoff erneut in Form dieser
japanisch-koreanischen Co-Produktion verfilmt. Das Endprodukt kann sich wirklich sehen lassen, auch wenn es hier und
da ein paar ernste Kritikpunkte gibt.
Zum einen wäre da die etwas ungelenk inszenierte Hintergrundgeschichte um
Junos Kindheit und den Selbstmord seines Bruders, der natürlich gerade beim Showdown wieder aufgegriffen werden muss und
die Qualität des eigentlich doch recht gelungenen Finales unnötig mindert. Außerdem scheint es, dass es in dem
ursprünglichen Roman wohl einige Nebencharaktere gab, die eine größere Rolle für die Story spielten als es hier der
Fall ist. Wie sonst kann man sich Charaktere wie den etwas versessenen Detektiven erklären, der eine ganze
Abhandlung über Psychopathen geschrieben hat, oder den etwas aggressiveren Kollegen Junos mit einer Affinität für
Zahnseide. Es scheint als wenn all diese Charaktere irgendwie wichtig hätten sein können, hier wirken sie jedoch
einfach nur platt und dienen keinem Zweck.
Leider bekommt auch die Ehefrau von Juno, gespielt von Kim Seo-hyeong, nie die Zeit auf dem Bildschirm, die sie
verdient hätte, so dass sich der ganze Film mehr oder weniger auf Juno konzentriert und seine Frau nur ein Mittel
zum Zweck ist seine Menschlichkeit zu betonen.
Getragen wird der Film natürlich völlig von Hauptdarsteller Hwang Jeong-min ("Bloody Tie", "You are my Sunshine"),
der zur Zeit mit Sicherheit einer der besten Schauspieler Koreas ist und dies erneut unter Beweis stellt. Anfangs
wirkt er etwas merkwürdig und man erwartet schon das typische unsympathische Bild eines Versicherungsangestellten
von ihm präsentiert zu bekommen, doch es dauert nicht lange und wir können uns schnell mit ihm identifizieren.
Seine Ermittlungen lassen ihn alles um ihn herum vergessen und seine Besorgnis um Yi-hwa rührt nicht von irgendwo her.
Er scheint mit der Aufklärung des Mordes an dem kleinen Jungen ebenfalls Wiedergutmachung für den Selbstmord seines
Bruders zu suchen, für den er sich selbst verantwortlich macht. Außerdem wirkt Juno zu jedem Zeitpunkt äußerst
verletzlich, ohne dass er dabei einfach nur schwach wirken würde. Das macht die Szenen in denen er um sein Überleben
kämpfen muss umso spannender und mitnehmender.
Der Twist des Films war für mich schon von Anfang an erkennbar, aber dieser scheint zum Glück auch nicht im Mittelpunkt
zu stehen, da er schon nach der ersten Hälfte aufgelöst wird. Es geht um einen Psychopathen, der uns in
Angst und Schrecken versetzen soll und das schafft er auch. Kang Shin-il und Yu Seon ("The Wig"), die die Ehefrau
spielt, schaffen es ohne Probleme den Bösewicht, respektive den fügigen Lebensgefährten zu mimen. Die Kaltblütigkeit
des Killers ist dabei sehr gut zur Schau getragen und findet ihren Höhepunkt in einigen brutalen Szenen, sowie dem
Abschnitt im Keller, der mit seinen Folterwerkzeugen und den schmutzigen und blutverschmierten Wänden wie ein
Abbild der Hölle wirkt. Natürlich mag sich der eine oder andere hier an "Saw" oder ähnliche Filme erinnert fühlen,
aber "Black House" hat gegen Ende eben tatsächlich einige Slasher-Elemente. Das Set des Kellers und die Farbgebung
sind jedenfalls sehr gut gelungen, wie den gesamten Film über, und tragen enorm zur Spannung bei. Regisseur
Shin Tae-ra, der sich mit seinem Low-Budget Streifen "Brainwave" schon einen Namen gemacht hat, liefert hier
jedenfalls gute Arbeit ab.
Gerade der Bösewicht und Junos Kampf ums Überleben machen "Black House" zu einem überraschend spannenden Thriller,
der trotz seines leicht überlangen Endes durchaus begeistern und jedem Psychothrillerfan nur ans Herz gelegt
werden kann.