Story: Hee-joo (Kim Si-eun) kommt nach einigen Jahren wieder zurück an den Ort, an dem ihr Mann bei einem Autounfall gestorben ist. Er ist über die Mittellinie gefahren und dabei mit einem anderen Wagen zusammengestoßen. Das andere Unfallopfer liegt seitdem im Koma. Als Hee-joo dann unterwegs die Ehefrau des Opfers, Yeong-nam (Yeom Hye-ran), sieht, ist sie wie versteinert. Sie flüchtet, weil sie der Frau wegen ihrer Schuldgefühle nicht in die Augen sehen kann. Hee-joo hat ihren alten Job in einer Fabrik wieder angenommen, muss aber herausfinden, dass Yeong-nam dort in der Caféteria arbeitet. Sie beschließt daher ihre Arbeit wieder zu kündigen, wird aber auf dem Weg nach Hause Zeuge, wie das Mädchen Eun-yeong (Park Ji-hu) zusammenbricht. Hee-joo nimmt sie kurz zu sich nach Hause mit, bis es ihr wieder besser geht. Dort findet sie heraus, dass das Mädchen ausgerechnet die Tochter von Yeong-nam ist. Das Mädchen bittet Hee-joo noch um einen Gefallen: Sie möchte an einen bestimmten Ort gefahren werden. Dort angekommen realisiert Hee-joo, dass es der Unfallort von damals ist. Das Mädchen erzählt ihr, dass ihr Vater dort in einen Unfall verwickelt war, sie aber nicht glaubt, dass er das Opfer war, da sie sich ziemlich sicher ist, dass er sich das Leben nehmen wollte. Weiß Eun-yeong wirklich nicht, wer Hee-joo ist, und es handelt sich nur um einen Zufall? Jedenfalls liegt der Fall plötzlich komplett anders und Hee-joo will eine Neuuntersuchung. Dabei kommen viele Geheimnisse ans Licht, die besser verborgen geblieben wären...
Kritik: "Black Light" präsentiert sich stilistisch als Drama. Farblose Sets, die Monotonie eines Fließbandjobs, Wunden, die noch nicht geheilt sind und wieder aufreißen. Doch ein großes Plus des Films, das ihn auch von anderen Dramen abhebt, ist der Umstand, dass die Geschichte sich immer mehr zu einem Mystery-Thriller entwickelt. Dankenswerterweise nicht in der Art, dass man um das Leben der Protagonistinnen fürchten müsste, aber doch in der Form, dass das Rätsel um den Unfall immer mehr Fragen aufwirft und der Spannungsgehalt kontinuierlich ansteigt. Die vielen Entwicklungen und Bekenntnisse halten die Geschichte ebenfalls auf angenehme Art am Laufen. Hier verbirgt sich aber ebenso eine der Schwächen, denn der Fortgang der Geschichte erweist sich als zu genau durchgetaktet. Manchmal macht das die Ereignisse wenig glaubhaft, aber das wird die meiste Zeit durch schöne darstellerische Leistungen aufgefangen.
Im Zentrum der Geschichte steht die Schuld. Hee-joo wird von dieser so sehr geplagt, dass sie Yeong-nam nicht einmal in die Augen sehen kann und vor ihr die Flucht ergreift, obwohl sie selbst in keiner Weise selbst in den Autounfall verwickelt war. Die Dinge ändern sich aber, als Yeong-nams Tochter auftritt. Die Umstände wirken derart eigenartig, dass man sofort vermutet, die Tochter könnte mehr um die Identität Hee-joos wissen, als sie vorgibt. Jedenfalls erfährt die mental verletzte Frau (sie hat lange einen Psychiater aufgesucht), dass ihr Leiden die letzten Jahre vermutlich völlig ungerechtfertigt war, da ihr Mann das Opfer und nicht der Täter war. An diesem Punkt stößt die Protagonistin immer wieder auf Hindernisse und Gegenwehr. Die Polizei will den Fall nicht wieder aufrollen und der eigene Bruder möchte ebenso, dass die Sache nicht wieder ans Licht gezerrt wird. Was wollen diese unterschiedlichen Parteien verbergen?
Hee-joo ist so ahnungslos wie der Zuschauer, doch neue Erkenntnisse folgen in angenehmem Abstand. Das geschieht so kontinuierlich, dass man an eine TV-Serie erinnert wird, in der die Story von "Black Light" problemlos auf mehrere Episoden gestreckt werden könnte, wobei am Ende jeder Folge als Cliffhanger eine weitere Wendung folgt. Es ist spannend und unterhaltsam zu sehen, wie tief dieses Kaninchenloch noch geht. Gleichzeitig ist es aber auch künstlich und kann irgendwann sogar etwas stören. Wir erfahren, dass die Umstände des Unfalls letztendlich um einiges komplexer waren, als wir vermutet haben, und dieses Bild genau zu zeichnen, macht einen wichtigen Aspekt des Dramas aus, da es eben um das Thema der Schuld geht. Die schiere Zahl der Bekenntnisse und dass diese so lange zurückgehalten werden, bis man der Reihe nach vortreten darf, ist aber einfach etwas zu viel des Guten. Hinsichtlich seines Spannungsgehalts ist der Streifen daher ziemlich manipulativ. Es funktioniert aber...
Wofür der Film dann aber wieder positive Worte verdient, ist der Fakt, dass wir kein übertriebenes Melodrama bekommen. Die Situation ist generell sehr tragisch, aber Szenen wie jene, in denen Young-nam bei ihrem im Koma liegenden Mann sitzt, diesen pflegt und ihm gleichzeitig Vorwürfe macht, können genauso überzeugen wie die Momente zwischen Mutter und Tochter, in denen sich zeigt, das der Unfall einen Keil zwischen die beiden getrieben hat. Auf zwischenmenschlicher Ebene bekommt man hier viel geliefert, ohne dass am laufenden Band die Tränen fließen würden. Dafür bekommt Regisseur Bae Jong-dae in seinem Debüt ganz klar einen Daumen nach oben. Ein besonderes Lob geht aber an Darstellerin Yeom Hye-ran, die normalerweise immer nur in so kleinen Nebenrollen zu sehen ist, dass ihre Filmfigur nicht einmal einen Namen trägt (immerhin hat sie einen in "Default"). Sie wirkt rein äußerlich zunächst wie die Antagonistin, doch zeigt sich bald, dass Yeong-nam in dieser Hinsicht Hee-joo in nichts nachsteht.
Kim Si-eun ("Golden Slumber") kann die psychologische Last, die sie seit Jahren mit sich trägt, ebenfalls überzeugend transportieren, womit hier zwei Frauen ihr Talent beweisen können, die bisher kaum die Gelegenheit dazu hatten. Abgerundet wird das Ensemble durch Park Ji-hu ("House of Hummingbird") als Tochter. Die männlichen Rollen sind eher vernachlässigbar. Das starke Schauspiel zieht einen somit ebenso in die Geschichte, wie der Mystery-Aspekt dieses Drama-Thrillers. Es gibt etliche Andeutungen und Hinweise und mit seinem Ende bietet "Black Light" nochmal einen überraschenden Hinweis, der allerdings nicht unbedingt als DIE Wahrheit betrachtet werden muss. Das Ende bleibt offen, während es gleichzeitig genug Antworten liefert. Ein Drahtseilakt, der ebenfalls beeindrucken kann. Da der Film aber vor allem ein Drama um Schuld sein will, ist am positivsten zu bemerken, wie gut das Tempo gewählt ist. Die Entwicklungen bleiben bis zum Schluss spannend, womit "Black Light" ein gelungener Genre-Mix geworden ist.