Story: Min Soo-ah (Kim Ha-neul) geht auf die Polizeischule und muss immer wieder auf ihren Adoptivbruder aufpassen, der sich seine
Nächte auf Breakdance-Wettbewerben vertreibt. Als Soo-ah ihn nach Hause bringen will, kommt es zu einem Streit und die beiden bauen einen Autounfall.
Soo-ah erblindet an den Folgen und ihr Adoptivbruder stirbt...
Drei Jahre später steigt Soo-ah in ein Taxi und der Fahrer fährt jemanden an. Er behauptet, dass es sich nur um einen Hund gehandelt hat, aber Soo-ah
glaubt ihm nicht und will die Polizei rufen. Der Fahrer flieht und die Polizei nimmt ihre Anzeige nicht ernst. Deshalb bekommt Detective
Jo (Jo Hie-bong) als Strafe den Job, doch zu seinem Erstaunen bekommt er aus Soo-ah weitaus mehr nützliche Informationen heraus, als er erwartet hätte.
Es wird immer wahrscheinlicher, dass der Mann, der die Fahrerflucht begangen hat ein gesuchter Serienkiller ist. Allerdings taucht dann plötzlich
der Teenager Gi-seob (Yoo Seung-ho) auf, der behauptet, den Wagen des Flüchtigen gesehen zu haben. Dabei soll es sich keineswegs um ein Taxi gehandelt
haben. Detective Jo scheint seine Untersuchung von vorne anfangen zu müssen, während weiterhin ein Killer frei herumläuft.
Kritik: Brauchen wir wirklich einen weiteren Thriller, in dem eine blinde Zeugin helfen soll, einen Mord aufzuklären? Immerhin macht
uns der Titel des Films keine falschen Hoffnungen. Ja, "Blind" mag ganz unterhaltsam sein, aber er ist auch genauso voller Klischees und
vorhersehbarem Spannungsaufbau, wie man es bei einem solchen Film erwarten würde. Das geht sogar so weit, dass man sich am Kopf kratzend fragt,
ob das wirklich alles ist, was wir hier präsentiert bekommen oder ob es da nicht doch noch irgendeine finale Wendung gibt, die etwas Originalität in den
Film bringt. Die ernüchternde Antwort darauf ist: Das ist alles. Mit "Blind" bekommt man genau die Art von Thriller, wie man es sich vorstellt.
Fangen wir gleich mit den Schwächen des Films an. Nach drei Jahren Blindheit schafft es Soo-ah immer noch nicht, alleine zu kochen? Man würde
sich wundern, an welche neuen Umstände Menschen sich ohne Weiteres anpassen können. Drei Jahre reichen der Protagonistin wohl aber nicht aus. Sie
wird als hilfsbedürftige Frau gezeichnet, die sich allerdings zu stolz ist, Hilfe anzunehmen. Was wirklich stört, ist eben der Umstand, dass sie mit
ihrer Behinderung anscheinend genauso gut umgehen kann, als hätte sie erst vor wenigen Wochen ihr Augenlicht verloren. Im Gegensatz dazu beweist sie
jedoch fast schon übermenschliche Fähigkeiten, wenn es um die Informationen geht, die sie anhand des Auftretens anderer Menschen, sammeln kann.
Ich will ehrlich sein, ob ich es will oder nicht, irgendetwas gefällt mir einfach nicht an Kim Ha-neul ("Almost Love", "Dead Friend"). Darüberhinaus
ist sie keine tolle Schauspielerin. Sie macht ihre Arbeit jedoch immer gut genug, um nicht wirklich negativ aufzufallen, so auch hier. In emotionalen
Momenten zeigen sich aber ihre Schwächen. Der Bösewicht des Films ist schlichtweg böse, weil er der Bösewicht ist, ein richtiges Motiv sucht man bei ihm
vergebens. Dafür kann aber Detective Jo mit Intelligenz punkten, die man ihm dank seines etwas komikhaften Auftretens zuerst gar nicht zutrauen würde.
Leider verschwindet er aber gegen Ende immer mehr im Hintergrund und macht Platz für den Teenager Gi-seob, zu dem, aus welchen Gründen auch immer,
Soo-ah plötzlich schwesterliche Gefühle entwickelt. Wahrscheinlich damit das Drehbuch den Kreis zu ihrem verunglückten Bruder schließen kann.
"Blind" kann mit ein paar technischen Spielereien punkten, so bekommen wir manchmal zu sehen, wie Soo-ah ihre Umgebung auf sonar-ähnliche Weise wahrnimmt,
auch wenn zum Glück niemals eine übernatürliche Fähigkeit daraus wird. Einige der Sets sind ebenfalls gelungen, die Idee mit der Handykamera, über die
Gi-seob sie aus einer gefährlichen Situation retten will, ist recht originell, dennoch bleibt der Film trotz einiger gelungener Momente recht
typisch gestrickt. Der Showdown ist vorauszusehen und oft verhalten sich die Polizisten und andere Personen dermaßen dumm, nur damit das Drehbuch
schließlich Soo-ah mit dem Mörder in einem Haus konfrontieren kann, aus dem es kein Entkommen gibt. Soo-ah hat es aber eigentlich auch gar nicht
besser verdient. Niemand würde ihr eine Tränen nachweinen, denn gerade sie verhält sich oft so ungemein dämlich, dass man sich an den Kopf greifen muss.
Regisseur Ahn Sang-hoon, der bereits mit "Arang" einen Thriller gedreht hat, der weit hinter seinem Potenzial zurückgeblieben ist, weiß häufig auch
nicht, wo er Schluss machen soll. Eine dramatische Szene um Soo-ahs Blindenhund funktioniert erstaunlich gut, nur um dann so weit ausgeschlachtet zu
werden, dass sie völlig ihren emotionalen Gehalt verliert. Gerade an den emotionalen Szenen hätte man arbeiten können, besonders hinsichtlich der
Geschichte um Soo-ahs Bruder, die Raum für weitaus komplexere Gefühle geboten hätte. Merkwürdigerweise kann "Blind" an anderer Stelle wiederum
erstaunlich gnadenlos sein und an einen richtig düsteren Thriller herankommen. Doch alles in allem handelt es sich hier um einen zwar unterhaltsamen,
aber recht uninspirierten Hollywood-Klon, der genau aus diesen Gründen sicherlich auch international vertrieben werden wird.