Story: Auf einer kleinen, abgelegenen Insel Koreas leben die Menschen im Jahre 1808 dank einer Papierfabrik,
die ihnen ein geregeltes Einkommen sichert, relativ gut. Eines Tages brennt allerdings das Schiff ab, das eine
große Ladung an Papier zum Festland bringen sollte, darunter auch den Tribut an den König. Als dann auch noch ein
Mörder Bewohner der Insel auf grausame Weise umbringt, wird ein Ermittler der Regierung, Won-kyu (Cha Seung-won),
eingeschaltet. Dieser findet heraus, dass die Morde mit dem ehemaligen Papierfabrikleiter zusammenhängen, der vor
sieben Jahren beschuldigt wurde Katholik zu sein und der deshalb mitsamt seiner Familie von der Regierung auf grausame
Weise exekutiert wurde. Der Mörder imitiert die Tötungsmethoden, mit denen damals die Familie des Fabrikleiters
getötet wurde, sodass die Bewohner der Insel glauben, der Geist des Verstorbenen würde nun Rache nehmen. Won-kyu
glaubt allerdings nicht an eine übersinnliche Erklärung und sammelt Hinweise, die ihn langsam die Ereignisse von
vor sieben Jahren aufklären lassen. Doch der Mörder scheint ihm immer einen Schritt voraus zu sein und so gibt es
neue Opfer...
Kritik: "Blood Rain" ist ein zu Unrecht unbeachteter Historienthriller, der mit einer komplexen Detektivgeschichte
und tollem Setting begeistern kann. Regisseur Kim Dae-seung, der zuvor mit "Bungee Jumping of their Own" oder seinem
später folgenden "Traces of Love" hauptsächlich auf Romantikdramen fokussiert war bzw. ist, schafft hier einen
außergewöhnlich blutigen und zum Teil düsteren Thriller, der mehr oder weniger innerhalb eines historischen Rahmens
stattfindet. Da mich koreanische Historienfilme nie sonderlich begeistern konnten, ist es umso erstaunlicher, dass das
Setting dieses Films enorm zur tollen Atmosphäre beiträgt. Der Aberglauben der Inselbewohner, traditionelle Rituale,
die von Schamaninnen ausgeführt werden und der damit einhergehende leicht übersinnliche Charakter der Geschichte kommen
vor diesem Hintergrund nämlich erst richtig zur Geltung. "Blood Rain" stellt damit einen ungemein spannenden Thriller dar,
der sich dank seines Settings von herkömmlichen Filmen des Genres löst und etwas Besonderes darstellt.
Kim Dae-seungs Film bleibt zwar immer irgendwie ein Mystery-Thriller, aber die Vorgehensweise von Won-kyu bei seinen
Untersuchungen mutet doch nach wissenschaftlicher Polizeiarbeit an, bei der westliche Wissenschaften ihre Anwendung finden.
Seinen eigentlichen Reiz gewinnt der Film durch das Einbringen einiger traditioneller Rituale und einer Shamanin, die den
abergläubischen Inselbewohnern Talismane zur Abwehr von bösen Geistern etc. zur Verfügung stellt. Diese traditionelle, tief verwurzelte
Denkweise trifft auf die wissenschaftliche Vorgehensweise des Ermittlers und sorgt für eine gewisse Spannung. Won-kyu wird uns
sogleich als helles Köpfchen vorgestellt, der beinahe nebenbei mithilfe logischer Deduktion und guter Polizeiarbeit einen
Fall löst. Doch sein neuester Fall ist ein komplexes Netz aus Motiven und möglichen Tätern, die ihn vor ein scheinbar unlösbares
Rätsel stellen. Jeder auf der Insel scheint etwas zu verheimlichen und fühlt sich verantwortlich für den Tod des ehemaligen
Fabrikbesitzers, was es für den Ermittler nicht leicht macht, an Informationen zu kommen.
Die beiden Drehbuchautoren Kim Seong-jae und Lee Won-jae (letzterer hauptsächlich verantwortlich für die Drehbücher zu einigen Romantikkomödien wie
"She's on Duty", aber auch zum Actionfilm "City of Violence") liefern eine tolle Story ab, die nur so vor Wendungen und Enthüllungen
strotzt. Es vergeht kaum eine Minute, in der nicht ein neuer Hinweis auftaucht, Won-kyu eine Eingebung hat oder durch neue Informationen
der gesamte Fall in einem neuen Licht erscheint. Man könnte fast sagen, dass die Story sogar etwas überladen wirkt, vor allem als
dann auch noch Won-kyus Vergangenheit mit reinspielt. Die Geschichte ist so verzwickt und verschachtelt, dass sie die volle
Aufmerksamkeit des Zuschauers erfordert. Leider kann es bei der Entfaltung der Geschichte ein paar Probleme mit den Namen und
Gesichtern geben, denn erstere werden einem ebenfalls fast im Minutentakt um die Ohren gehauen und letztere sind einfach kaum
voneinander zu unterscheiden, da die Beamten alle in den gleichen Kostümen sowie mit den gleichen Kopfbedeckungen und Frisuren herumlaufen.
"Blood Rain" bietet auch einige Rückblenden, die an sich kaum gekennzeichnet sind, dennoch fällt es einem erstaunlicherweise nicht
allzu schwer, sie vom Rest des Films zu unterscheiden. Besonders die schönen Bilder, die Kostüme und einige kleine Details wie
die Schiffe müssen an dieser Stelle hervorgehoben werden, da durch sie eine stellenweise schon magische Atmosphäre geschaffen wird.
Magisch auch durch die übernatürlichen Elemente, die anscheinend immer eine weltliche Erklärung finden. Leider komme ich auch nicht
umhin das viel kritisierte Ende anzusprechen. Warum hier plötzlich in letzter Sekunde ein augenscheinlicher Umschwung ins Übernatürliche
vorzufinden ist, hat bei vielen Zuschauern Missmut ausgelöst. Für mich stellt sich nur die Frage warum. Denn auch hier kann man sich
gerne selbst eine wissenschaftliche Erklärung herleiten. Viel übernatürlicher scheint mir da das Herunterregnen von Fröschen und das
gibt es in unserer Realität wirklich und hat eine ganz banale weltliche Erklärung! Dagegen erscheint mir das Ende von "Blood Rain" nicht
sonderlich übernatürlich, spielt dagegen eher mit dem Gewissen der Inselbewohner und dem Aberglauben.
Kim Dae-seung zeichnet ebenfalls die konfuzianistisch geprägte Klassengesellschaft Koreas und kritisiert diese an manchen Stellen.
Solche kleinen Elemente sind es, die die ohnehin intelligente Story noch weiter anreichern. Kritisiert werden muss allerdings, dass
es für den Zuschauer mangels Informationen, die immer erst im Nachhinein geliefert werden, nie wirklich möglich ist, selbst auf die
Identität des Täters zu kommen. Dennoch bleibt der Film sehr spannend und bietet einige ausgefallen und blutige Mordszenen, von denen
vor allem das Vierteilen als offizielle Exekutionsmethode der Zeit mit all seinen kleinen Details in Erinnerung bleibt. Nichts für
schwache Nerven! Auch das tatsächliche Schlachten einiger Hühner für schamanistische Rituale ist verstörend. Die extrem spannende
Geschichte und die unwahrscheinlich brutalen Szenen lassen einen am Schluss erschöpft wie nach einer Achterbahnfahrt in die Couch
zurücksinken. Wer die Möglichkeit hat, sollte sich unbedingt diesen gelungenen Mystery-Thriller anschauen, der nur haarscharf
eine bessere Wertung verpasst hat. Die tolle Detektivgeschichte und die großartige Atmosphäre machen "Blood Rain" absolut sehenswert!