Story: Nach der IMF Krise ist Korea im Chaos. Viele sehen keine andere Möglichkeit als zu Drogen zu greifen um
ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Besonders in Busan blüht der Handel mit einer neuen Art von Crystal Meth.
Der Dealer Sang-do (Ryu Seung-beom) sieht sich selbst als Geschäftsmann, der nur die Nachfrage befriedigt. Er hat
sein Viertel, das er mit Drogen versorgt und verdient sich dabei eine goldene Nase. Gleichzeitig fungiert er aber auch
als Informant für Lieutenant Do (Hwang Jeong-min). Die beiden können sich nicht ausstehen, aber sie helfen sich
gegenseitig und so dauert diese ungewöhnliche Partnerschaft an, bis Do mehr will. Do möchte endlich den Boss des
Drogenrings, Jang Cheol (Lee Do-gyung), hinter Gitter bringen, da dieser für den Tod seines Partners verantwortlich ist.
Leider geht bei einem der Einsätze einiges schief, die D.A. übernimmt den Fall, Do wird suspendiert und Sang-do landet im
Gefängnis.
Einige Zeit später ist Sang-do wieder auf freiem Fuß und auch Do ist wieder im Dienst, auch wenn er sich erneut die
Hierarchieleiter raufarbeiten muss. Der korrupte Do geht erneut einen Deal mit Sang-do ein und die zwei machen sich
an die Arbeit Jang Cheol zu Fall zu bringen. Doch die beiden Partner verfolgen beide ihre eigenen Ziele und zu allem
Überfluss scheint die D.A. auch noch in dem Spiel mitmischen zu wollen.
Kritik: "Bloody Tie" ist ein knallharter, unbarmherziger und brutaler Crime-Thriller. Korea versucht es hier
den Hong Kong Klassikern aus den 80ern gleich zu machen. Den Stempel "Film Noir" darf man hier durchaus draufsetzen, auch
wenn es stellenweise etwas zu hektisch und fröhlich dafür zugeht. Doch das ist dann nur einer der vielen Kritikpunkte.
Leider besitzt Regisseur Choi Hos Werk, der schon mit dem Liebesfilm "Who are You?" Erfahrung sammeln konnte, einige
ziemlich ärgerliche Fehler. Das ist besonders traurig, da der Film mit seinen beiden Topdarstellern und einer eigentlich
recht intelligenten Story das Potenzial zu mehr gehabt hätte.
Drogen sind im koreanischen Kino ein Tabu-Thema, zumindest wenn man sich mal sonstige Gangster-Filme aus dem Land
anschaut. Aber das ist nicht das einzigste Gebiet, auf dem sich der Film ein paar mehr Freiheiten nimmt. Es gibt
ein wenig Erotik und vor allem auch Gewalt, die umso mehr schockiert, als dass sie immer dann den Weg in den Film
findet, wenn man am wenigsten mit rechnet.
Die Story ist gut durchdacht und beinhaltet viele Enthüllungen und Wendungen. Gerade der Umstand, dass die beiden
Hauptcharaktere eigentlich erbitterte Feinde sind, aber sich gegenseitig ein fast schon freundschaftliches Verhältnis
vorspielen, weil sie wissen, dass sie den jeweils anderen brauchen macht das ganze sehr interessant und spannend. Aber
nicht für lange. Der Film macht nämlich einen großen Fehler. Die Charaktere die er dem Zuschauer vorstellt versprechen
tiefgründiger zu sein als sie es im Endeffekt sind und die Story wird unnötig verkompliziert, hektisch und sprunghaft.
Besonders gegen Ende fällt dies auf. Die Motivationen vieler Personen erweisen sich plötzlich doch als ganz anders und
laufen auf ein Ende zu, das sich irgendwie nicht richtig anfühlt. Viele der Nebencharaktere bleiben dabei auf der Strecke
und fallen unter den Tisch. Besonders der Umstand, dass die Gründe für die Handlungen mancher Personen nicht wirklich
nachvollziehbar sind, erweist sich als störend.
Hwang Jeong-min ("Heaven's Soldiers", "You are my Sunshine") mimt den korrupten Cop, der Rache für seinen toten
Kollegen will und der dabei auch gerne auf die Hilfe des Dealers Sang-do zurückgreift. Leider verpasst es aber
das Drehbuch die Ambiguität seines Charakters so gut rüberzubringen wie z.B. die eines Detective Vic Mackey aus
"The Shield". Do bleibt der Cop, der nur an wenigen Stellen unsere Sympathien gewinnen kann. Wenn er dann wieder mal
mit typisch koreanischer Polizeigewalt Informationen aus Verbrechern oder aus der Freundin von Sang-do rausprügelt,
dann ruft seine unnütze Brutalität nur Verachtung bei uns hervor.
Ähnliches gilt für Ryu Seung-beom ("Arahan", "The Beast and the Beauty"), der als Drogendealer nicht wirklich einer
der Menschen ist, die unser Wohlwollen verdient haben. Stellenweise scheint er ganz in Ordnung zu sein, vor allem wenn
er dann eine Drogensüchtige aufnimmt und sich um sie kümmert, auch wenn uns die Motivation dafür unbekannt bleibt.
Hier kommt langsam seine menschliche Seite raus. Wenn er dieser dann aber einen Drink mit Crystal Meth anbietet, nachdem
diese schon fast clean ist oder er einem Konkurrenten die Achilles-Sehne durchschneidet, dann wissen wir auch bei ihm
nicht woran wir sind. Dabei hat man ihm sogar eine ordentliche und tragische Hintergrundgeschichte verpasst, aber
irgendwie bleibt man gegenüber allen Darstellern immer auf eine merkwürdige Art und Weise dinstanziert.
Ich bin ein großer Freund von Filmen, die auf typische Schwarz-Weiß-Zeichnungen verzichten, aber hier macht vieles
einfach keinen Sinn. Dabei geben die beiden Darsteller sogar eine hervorragende schauspielerische Leistung ab, aber
nachvollziehbar sind ihre Handlungen eben trotzdem nicht.
Auffallend ist das schnelle Tempo des Films. Hektische und manchmal experimentelle Kameraführung, viele Schnitte,
starke Verwendung von Split-Screens und ein oftmals düsterer Look, der an HK-Filme aus den 80ern erinnert zeichnen
den Film aus. Technisch gibt es hier also nichts auszusetzen, außer vielleicht an dem stellenweise merkwürdigem
Soundtrack im 70er Jahre Stil.
Ein paar Monologe der beiden Hauptprotagonisten sollen uns in deren Gedankenwelt einführen, allerdings funktioniert
dies nicht wirklich. Sicher, der Film soll an Hong Kong Klassiker anknüpfen und die Sinnlosigkeit der Gewalt in den
Vordergrund stellen, aber "Bloody Tie" erweist sich dabei oft einfach nur als sinnlos gewaltätig. Wenn hier alles
den Bach runtergeht, dann hat das einfach nicht den emotionalen Einfluss, den HK-Filme eben so oft haben. Zugegeben,
die letzte Szene lässt einen nicht unberührt, aber ist diese eben auch die einzigste und das ist einfach zu wenig.
"Bloody Tie" hat ein gutes Tempo, eine ordentliche Story und zwei gute Darsteller. Wenn man sich dann aber anschaut,
was aus dem Film geworden ist, bleibt nur Enttäuschung. "Running Wild" war so ein ähnlicher Fall, aber Chois Werk
hier schafft es sogar im Endeffekt noch frustrierender zu sein. Das liegt daran, dass der Film eigentlich viel mehr
hätte sein können. Schlussendlich scheitert der Film an den Charakteren und ihren für den Zuschauer nicht
nachvollziehbaren Entscheidungen. Die emotionale Anteilnahme liegt deshalb nahe Null und selbst ein paar nette
Szenen zwischen Sang-do und Do können darüber nicht hinwegtrösten.
Koreas Vorstoß ins "HK-Genre" ist leider nicht geglückt.