Story: Der 13-jährige Nemo (Kim Kwan-woo) lebt alleine mit seiner Mutter, die Single ist und ihren Ex-Ehemann
nicht leiden kann. Dieser sitzt, so erzählt sie ihrem Sohn, im Gefängnis. Doch eine innere Trauer scheint Nemos
Mutter zu zerfressen, bis diese schließlich stirbt.
Von einer Nachbarin aufgenommen, entwickelt Nemo eine Faszination für die Comicbuchverkäuferin Bu-ja (Yum Jung-ah), die
ihren Laden in dem ehemaligen Uhrengeschäft von Nemos Mutter eröffnet. Bu-ja ist ebenfalls ein Single und hat einen
Sohn. Nemo hat es sich zur Aufgabe gemacht, den kleinen Sohn Bu-jas zu erziehen und als Ehemann für Buja immer da zu
sein. Nur das Nemo als 13-Jähriger etwas zu jung dafür ist.
Bu-ja fühlt sich geschmeichelt vom Heiratsantrag des kleinen Nemo, doch das Schicksal meint es nicht gut mit den
beiden. Als Nemo versucht den Sohn Bu-jas aus einem brennenden Gebäude zu retten, kommt er dabei um. In der "Nachwelt"
kann es sein Vater allerdings einfädeln, dass Nemo für 80 Tage wieder auf die Erde darf -
als Erwachsener (Park Hae-il).
Nemo gibt sich auf der Erde nun als sein eigener Vater aus und versucht Bu-jas Herz zu erobern. Allerdings durchschaut
eine alte Freundin Nemos, dessen wahre Identität. Und die Zeit läuft Nemo davon...
Kritik: "Boy goes to Heaven" ist ungewöhnlich. Nicht wirklich die typische Körpertausch-Geschichte, das muss man
ihm zu Gute halten, dennoch ist der Film auf vielen Ebenen irgendwie unbefriedigend. Dabei gibt sich Regisseur
Yoon Tae-yong sichtlich Mühe! Viele Kleinigkeiten wissen zu überzeugen, hier sei nur einmal die Musik erwähnt, die
im Uhrenladen im Rhythmus der tickenden Uhren spielt. Oder die gute Chemie zwischen Nemo und dessen Mutter.
Als Tragikkomödie, die weniger tragisch, aber auch nicht wirklich komisch ist, funktioniert der Film jedoch nicht
vollständig. Das liegt daran, dass viele Dinge einfach zu sprunghaft erledigt werden, zu viele Fragen bleiben
unbeantwortet und die "Liebesgeschichte" zwischen Nemo und Ba-ju funktioniert auch nicht überzeugend.
Eine Verlagerung der Mutterliebe auf Ba-ju seitens Nemo ist nicht zu leugnen. Doch warum daraus kein psychologisches
Drama machen, sondern stattdessen eine typische Mann-Frau Romanze schustern? Natürlich kann diese letztendlich nicht
funktionieren und außerdem gibt sie dem Ganzen einen bitteren pädophilen Beigeschmack.
Die Schuld der Darsteller ist es jedenfalls nicht, dass wir von der Romanze nicht überzeugt sind. Park Hae-il mimt
den erwachsenen kleinen Jungen äußerst gekonnt, doch eben genau das ist das Problem. Nemo ist unreif, direkt und
frech. Eigenschaften eines Protagonisten, mit denen sich eine hervorragende Romantikkomödie machen lässt -
dachten sich wohl zumindest die Produzenten. Doch Fehlanzeige. Nemo kommt einfach rüber wie ein Kind!
Yum Jung-ah ("A Tale of Two Sisters") spielt die äußerst charmante und charismatische Mutter, die durch ihre schlechte
Erfahrung mit Männern etwas verbittert geworden ist. Doch neben ihren schauspielerischen Fähigkeiten darf Yum vor
allem durch ihr Talent zum Singen und Tanzen glänzen. Sie wertet den Film um einiges auf.
Ebenso gelungen ist die Darstellung des kleinen Nemo von Kim Kwan-woo, der mit seiner frechen Art schnell die
Sympathien des Zuschauers auf sich ziehen kann. Daneben können auch die anderen Nebendarsteller überzeugen.
Große Erwartungen waren an die Story gestellt, schließlich hat an dieser niemand geringeres als Park Chan-wook
("Oldboy") mitgeschrieben. Doch leider können die Erwartungen nicht erfüllt werden. Zu viele Ungereimtheiten gibt es.
Wie starb Nemos Mutter? Es macht alles den Eindruck eines Selbstmords, auch wenn wir diesen niemals zu sehen bekommen.
Ganz plötzlich steht Nemo alleine dar und wer sich genau wann um ihn kümmert ist auch immer in der Schwebe. Im
"Himmel" sieht er dann seine Mutter wieder. Doch Moment, war da nicht etwas mit dem Himmel und Selbstmord als Sünde?!
Egal, schließlich erfahren wir auch nie, wie Bu-jas Sohn von Nemo gerettet worde sein soll, wenn dieser selbst im Brand
umkommt.
Davon abgesehen sehen wir auch viel zu wenig von den letzten Tagen Nemos. Plötzlich ist er halt ein alter
Mann. Alles sehr halbgar.
Allerdings gibt es auch ein paar nette Spielereien. Das Ende wird ganz am Anfang in Form eines Comics vorweggenommen
und erst am Schluss macht alles einen Sinn.
In gewisser Hinsicht ist "Boy goes to Heaven" aber durchaus einfallsreich, die Schauspieler sind gut, und ab und zu
stimmt auch der Humor. Die Musik ist auch nicht schlecht und vor allem einige der Bilder sind sehr gekonnt
eingefangen. Alles in allem also sauber inszeniert.
Allerdings versagt der Film bei mindestens so vielen Details, als bei denen er erfolgreich ist. Die Nebenhandlung
mit der kleinen Tofu ist nicht ausgearbeitet, aus der Sache mit Nemos Vater hätte man mehr machen können und auch ein
paar andere Dinge sind einfach nicht so dramatisch wie sie eigentlich sein sollten. Die Grundstimmung des Films ist
positiv und wirklich rührend kann der Film auch nicht sein, weil eben nicht nur die Chemie zwischen den Hauptcharakteren
auf keinen Fall die eines Liebespaars ist, sondern eben auch nicht, weil wir den Tod als nichts Schlimmes sehen, wo wir
doch in dem Film einen solch schönen "Himmel" gezeigt bekommen. Der Zuschauer bleibt also eigentlich immer etwas
distanziert zum Geschehen.
"Boy goes to Heaven" ist nicht wirklich schlecht. Manchmal hat man das Gefühl der Film würde in die richtige Richtung
gehen, doch dann bietet er wieder zu viele Schwächen, als dass man ihn ohne Bedenken weiterempfehlen könnte.
Qualitativ ist der Film also ein Misch-masch, der durchaus seine Momente hat, aber schlussendlich eben doch ein wenig
unbefriedigend bleibt. Als Alternative zur typischen koreanischen Romantikkomödie ist der Film allerdings ganz
interessant.