Story: Sang-hoon (Yang Ik-joon) ist ein Kleinkrimineller, der Schulden eintreibt. Er ist ein gewalttätiger Mensch, der hauptsächlich seine
Fäuste sprechen lässt und neben seinem Boss Man-sik (Jeong Man-shik) keine anderen Freunde hat. Ab und zu gibt er seiner Schwester ein wenig Geld und
besucht deren kleinen Sohn Hyeong-in (Kim Hee-soo). Sang-hoon hat sein ganzes Leben nichts anderes als Gewalt kennengelernt, da sein Vater die Familie
misshandelt hat, bis es zu einem verheerenden Unfall kam, wegen dem der Vater im Gefängnis sitzt. Doch gerade jetzt kommt er nach 15 Jahren frei
und alte Wunden reißen bei Sang-hoon wieder auf. Dann trifft der Gangster allerdings das Schulmädchen Yeon-hee (Kim Kot-bi), die ihm, was die Verwendung
von Schimpfwörtern angeht, durchaus das Wasser reichen kann. Die zwei werden so etwas ähnliches wie Freunde, denn Yeon-hee wird von dem gleichen
Schmerz geplagt wie der Gangster. Zuhause wird sie sowohl von ihrem verrückten Vater als auch ihrem älteren Bruder Yeong-jae (Lee Hwan) misshandelt.
Ausgerechnet Yeong-jae fängt als neuer Mann unter Sang-hoon als Schuldeneintreiber an, doch von Yeon-hees Familie weiß der Gangster nichts.
Kritik: "Breathless" ist ein hartes Drama. In vielerlei Hinsicht. Zuerst einmal wären da die ganzen Flüche. Mindestens drei Viertel aller
Dialoge bestehen daraus. Ein neuer Rekord, selbst für einen koreanischen Film. Und dann wäre da noch die körperliche Gewalt, auf der der eigentliche
Fokus liegt. Natürlich hat diese auch eine bestimmte Funktion in dem Film. Die eigentliche Aussage von "Breathless" kann dabei folgendermaßen
zusammengefasst werden: Gewalt, die man in der Kindheit erfahren muss, führt zu neuer Gewalt als Erwachsener. Das hört sich etwas simpel an, aber
die Art, wie der Film diese Aussage trägt, ist außergewöhnlich, da sie dem Zuschauer äußerst kraftvoll an den Kopf geschlagen wird. Immer und immer
wieder. Es ist nicht leicht für sanfte Gemüter diesen Film durchzustehen. Das liegt nicht an der Brutalität, die gezeigt wird, denn da gibt es weitaus
schlimmere Filme, sondern an der Quantität der gezeigten Gewalt. Trotz seiner Rauheit und Kühle kann das Drama in "Breathless" aber an den richtigen
Stellen punkten.
Es ist schwer, sich anfangs an den Stil des Films zu gewöhnen. Alles wurde mit einer wackeligen Kamera aufgenommen, viele Nahaufnahmen stehen
im Vordergrund und eigentlich wiederholt sich vieles unnötig. Mit einer Laufzeit von 130 Minuten ist der Film eindeutig zu lang geraten, zumal wie
gesagt Sang-hoons Geldeintreiberei etwas zu detailliert gezeigt wird. Viele der Szenen hätte man kürzen können. Darüber hinaus gibt es aber ein
paar Momente, in denen sich der Film Zeit lässt und damit ein bestimmtes Lebensgefühl einfangen kann. Später haben die Wiederholungen aber auch einen
Sinn, da sich in Yeon-hees Leben vieles aus Sang-hoons Vergangenheit spiegelt. Der gewalttätige Vater, die tote Mutter, die Spirale der Gewalt, die
einfach alles zu verschlingen droht. Sang-hoons Treffen mit dem Schulmädchen kann allerdings auf ganz eigene Weise Ereignisse in Gang bringen, die dem
Gangster tatsächlich die Chance eröffnen, sich zu ändern. Er sieht sich aus einer anderen Perspektive und ihm kann natürlich nicht gefallen, was er
da sieht.
Schauspieler Yang Ik-joon hat nicht nur das Drehbuch geschrieben, sondern auch sein Regiedebut abgeliefert. Zusätzlich spielt er auch die
Hauptrolle, einen Schläger, den niemand mag und dessen Leben so sehr von Gewalt geprägt ist, dass er es gar nicht mehr merkt, wenn er jemanden schlägt.
Selbst Frauen sind vor ihm nicht sicher. Seine Hemmschwelle liegt einfach viel niediger, wahrscheinlich irgendwo bei Null. Natürlich kann man als
Zuschauer mit einem solchen Menschen nicht mitfiebern. Er ist sogar richtiggehend verabscheuungswürdig. Glücklicherweise ist da Yeon-hee, die etwas
mehr Wärme in den Film bringt. Es ist zwar nie so ganz klar, warum sie sich mit diesem gefährlichen Typen einlässt, vor allem nachdem er sie bei ihrem
ersten Treffen K.O. geschlagen hat, aber natürlich könnte man da anführen: Wer versteht schon Frauen?! Vielleicht steht sie auf diesen harten
Mannertyp oder sie kann hinter die Fassade des Mannes schauen und erkennt sein eigentliches Leid. Jedenfalls schafft es das Mädchen, den Menschen
hinter dem Gangster zum Vorschein zu bringen.
Natürlich entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden und vielleicht sogar mehr, schließlich nennt sie ihn ganz offiziell vor Sang-hoons
Schwester ihren festen Freund! Wie alt kann sie aber schon sein? 15 oder 16? Nicht dass das in der Welt von "Breathless" irgendjemanden interessieren
würde. Die Veränderungen, die Sang-hoon durchmacht sind jedenfalls sehr glaubwürdig, und die wenigen emotionalen Momente sind tatsächlich bewegend.
In der gezeigten grausamen Welt ist jeder Anflug von Emotion tatsächlich voll tiefster Wärme. Die Schauspieler leisten hervorragende Arbeit, um
das auch glaubwürdig auf den Bildschirm zu bringen und die Nebencharaktere geben ebenfalls ihr Bestes, allen voran Man-sik als charismatischer,
eigentlich schon liebenswerter Boss. Schade ist es da nur, dass der Film am Ende fast schon vorhersehbar ist. Aber bereits nach einer halben Stunde
des Films hat man schon so viel von der düsteren Brutalität aufgenommen, dass ein Hollywood-Ende mehr als fragwürdig ist. Immer wenn man glaubt, dass
sich etwas Wärme in den Film schleicht, gibt es noch einmal einen Schlag in die Weichteile.
Das Drehbuch hätte etwas gestrafft werden können, aber die familiären Umständen, die Personen, die Gewalt, das Leid, all das ist von einer solchen
Glaubwürdigkeit, dass es nicht verwundert, dass Regisseur Yang hier einige seiner eigenen Kindheitserfahrungen verbaut hat. Interessant ist außerdem,
dass wir bei den vielen gewalttätigen Ausbrüchen selten den Akt der Gewalt selbst zu sehen bekommen, sondern dafür das Gesicht des Täters. Das erzeugt
oft eine ganz spezielle Brutalität, die man nicht überall findet. Schade, dass die Kameraführung irgendwann Schwindelgefühle hervorrufen kann und das
Drehbuch nicht etwas gekürzt wurde, denn "Breathless" ist ein ehrliches Drama, das manchmal wie Art-House Kino anmutet, aber dafür einfach zu schmutig
und gewalttätig ist. Auch wenn der Film nicht für jedermann sein mag, das Drama fühlt sich wie aus dem Leben gerissen, auch wenn es ein Leben ist,
dass man bloß niemals führen möchte. Am Ende erweist sich "Breathless" als äußerst bewegend und als ein interessanter Genre-Eintrag. Ein Drama
der etwas anderen Art, das auf seine ganz eigene Art beeindrucken und mitnehmen kann, womit es auch nur knapp eine noch bessere Wertung verpasst hat.