Story: Seit Jahrhunderten werden auf der Welt Menschen geboren, die durch einen bestimmten Stern begünstigt werden und die den Mächten der
Geomantie eine besondere Kraft verdanken. Diese Kräfte können unterschiedlicher Art sein, doch schon seitdem es diese Menschen gibt, existiert
auch eine geheime Bruderschaft der "Legio", wie sich die einzelnen Mitglieder nennen.
Im heutigen Taipei versucht ein mysteriöser Mann (Jay Shih) vier Jugendliche für diese geheime Gruppe zu rekrutieren. Ah Jian (Juan Ching-Tien),
der durch einen Unfall nicht mehr laufen kann, Xiao Lan (Margaret Wang), die für den fremden Mann sogar ihre Familie getötet hat, Zhong Dao, der
nach dem Mörder seiner kleinen Schwester sucht und der wissenschaftliche Mitarbeiter Ren Fang (Lun Cheng-Lung), der an einem Gehirntumor sterben wird,
sind die Auserwählten. Aber welche Pläne hat die Bruderschaft für sie? Als Ya Zhu (Terri Kwan), eine Nachrichtensprecherin, eigene Nachforschungen
anstellt, da ihr Freund Ren Fang ihr von seinem nahen Tod und einer plötzlichen Möglichkeit der Heilung erzählt, kommt sie hinter ein großes Geheimnis.
Kritik: Meine Güte, man hat es als Filmkritiker aber auch wirklich schwer. Wie oft stirbt man während einiger Filme als eine Art Märtyrer so manchen
Tod, weil man sich selbst aufopfert, um anderen Leid zu ersparen... Genauso erging es mir mit "Brotherhood of Legio". Es ist eine Zumutung, was für ein zusammengeschusterter
Sci-Fi-Schrott in Form eines X-Men für Arme hier abgeliefert wurde. Die Serie "Heroes" wird wohl auch ihren Teil dazu beigetragen haben, dass
die Produzenten trotz eines Drehbuchs, das völlig undurchdacht und voller logischer Fehler ist, Geld für den Dreh bereit gestellt haben. Der
wirre Mix aus Superhelden-Action, wobei hier die Action eigentlich kaum zu finden ist, und Drama, das von offensichtlichen Laien-Darstellern dargeboten
wird, ist eine wahre Geduldsprobe, die einem am Ende fast 90 Minuten des Lebens stiehlt. Mehr muss man eigentlich kaum wissen, wer also nicht noch
ein paar Minuten seines Lebens damit vergeuden will, diese Kritik bis zum Ende zu lesen, darf getrost wegklicken. Ich werde aber gewissenhaft meinen
Job machen und den Raum nutzen, um weiter zu meckern...
Irgendwo habe ich gelesen, dass die Story des Films gut sein soll. Das mag ja sein, wenn man amateurhaft geschriebene Drehbücher, die von einer
Gruppe Schüler zusammengebastelt wurde, gut nennen mag. Ansonsten würde jedem halbwegs erfolgreichen Drehbuchschreiber selbst auf der Toilette
besseres einfallen! Die Geschichte um eine geheime Bruderschaft, die die Weltherrschaft an sich reißen will, indem sie einen bestimmten Gegenstand
in ihren Besitz bringt, ist sicherlich nicht originell, genausowenig wie der Umstand, dass es natürlich noch eine Gegenpartei innerhalb dieser
Organisation gibt. Das einzige, was man dem Film zu Gute halten kann, ist der Fakt, dass sich die eigentlichen Protagonisten mit der
Zeit als Rekruten der bösen Gesellschaft entpuppen und damit auf der Seite stehen, die man in einem solchen Film eigentlich eher selten im Vordergrund
zu sehen bekommt. Dementsprechend mangelt es dem Film an einem Helden. Es stellt sich den Jugendlichen zwar letztendlich jemand entgegen, aber
diese Person wird viel zu spät eingeführt.
Selbstverständlich hätte es gerade den Reiz des Films ausmachen können, dass Anti-Helden im Mittelpunkt der Geschichte stehen, aber dafür hätte
es irgendeine Form der Charakterausarbeitung geben müssen. Eigentlich hat man sogar das Gefühl, dass jedem der Charaktere genügend Raum dafür zur
Verfügung gestanden hätte und tatsächlich gibt es sogar etliche Drama-Elemente, die mehr Dreidimensionalität hätten fördern können. Allerdings sind
die Dialoge so uninspiriert und zum Teil schlichtweg schlecht geschrieben, dass man von einer emotionalen Involviertheit des Zuschauers nicht
sprechen kann. Viel schlimmer als das ist jedoch, dass die Charaktere so gelangweilt und amateurhaft gespielt werden, dass man häufig denkt, man
würde den Textproben einer zweitklassigen Schultheateraufführung beiwohnen. Das ist für den Zuschauer oft peinlich und lässt uns niemals die Mauer
zwischen Film und Realität einreißen.
Das Wort "amateurhaft" wird in dieser Kritik, wie der aufmerksame Leser festgestellt haben mag, zweckdienlich überverwendet. Deswegen muss ich mir
auch kein anderes Wort für die Regie ausdenken, mir wäre eh kein passenderes eingefallen. Die Kameraeinstellungen sind oftmals so unüberlegt oder
spontan am Drehort entschieden worden, dass man förmlich den Studenten hinter der wackelnden Kamera sehen kann. Das ist eine für den Film vernichtende
Mischung: amateurhaftes Drehbuch, Schauspiel und Kameramanagement. Da man also verzweifelt nach ein paar Lichtblicken sucht, findet man diese schließlich
in der schon erwähnten Grauzone von Gut und Böse und ein paar netten Effekten, vor allem, wenn es ums Feuer geht. Der Showdown stellt auf diesem
Gebiet ein Highlight dar und vermag beinahe das zu erreichen, was der ganze Rest des Films nicht geschafft hat: zu unterhalten. Allerdings muss dann
wiederum angemerkt werden, dass es auch einige wirklich schlechte Animationen gibt, wie z.B. die Computeranimation der geheimen Bruderschaftsmitglieder,
deren Gesichter nach dem Stand der Technik eines "Der Rasenmähermann", und dieser Film liegt schon fast 20 Jahre zurück, animiert wurden...
In seiner Verzweiflung ist man auch für jede Minute dankbar, in der wir die böse Xiao Lan leicht bekleidet oder in Schuluniform zu sehen bekommen. Aber
seien wir doch mal ehrlich. So etwas kann man auch an anderer Stelle sehen und das darf auf keinen Fall einen Film aufwerten. Da dies aber der Fall ist,
gibt das hoffentlich einen Eindruck von der Qualität von "Brotherhood of Legio".
Irritierend und zuweilen nervend ist auch der Soundtrack, der oft eher zu einem Horrorfilm gepasst hätte. Aber was ist dieser Film überhaupt? Ein
Actionfilm sicherlich nicht, wer sich viele Superkräfte erhofft, wird enttäuscht werden, und das Drama kann einfach durch nichts getragen werden.
Eigentlich eine Frechheit diesen Film in welcher Weise auch immer mit "X-Men" in Verbindung bringen zu wollen. Da bleibt wieder einmal die Frage, warum
es ausgerechnet solche Filme sind, die für den internationalen Markt vertrieben werden. Haben wir Westler wirkliche so einen schlechten Geschmack?