Story: Die Mushi sind Lebewesen einer anderen Form als der, die uns bekannt ist. Nur wenige Menschen können sie sehen und meistens leben sie neben
uns, ohne dass wir es jemals merken. Manchmal kommt es allerdings vor, dass diese Wesen einen Einfluss auf unser Leben haben. Um den Menschen, die
durch die Mushi krank werden, zu helfen, begibt sich Ginko (Jo Odagiri), ein sogenannter Mushishi, auf Wanderschaft durch das ländliche Japan.
Dort trifft er auf Mushi, die die Geräusche der Umgebung essen und den Betroffenen taub werden lassen oder auf einen Wanderer, der einen Regenbogen
jagt, welcher in Wirklichkeit ein Mushi ist.
Ginko kann sich nicht an seine Kindheit erinnern, als er von Nui (Makiko Esumi), ebenfalls eine Mushishi,
aufgenommen wurde und ein Aufeinandertreffen mit einem Mushi hatte, der ihn seine Vergangenheit und sogar seinen Namen vergessen ließ. Schließlich
holt Ginko seine Vergangenheit wieder ein, denn seit jenem Tag scheint ein Mushi Besitz von ihm ergriffen zu haben. Rat holt sich Ginko dann bei
Tanyu (Yu Aoi), die eine umfangreiche Sammlung an Schriften über alle bisher gesichteten Mushi besitzt. Doch auch sie wird von einem Mushi geplagt,
der nun sogar ihr Leben bedroht.
Kritik: Eines muss vorweg festgehalten werden: "Mushishi" ist das beste Anime, das ich bisher gesehen habe. Auf unglaublich romantische, verträumte,
aber manchmal auch gruselige Weise fallen hier die Welt der Menschen mit der der Natur zusammen. Die kleinen Geschichten um den Mushishi Ginko können
enorm berühren und lassen mit den vielen philosophischen Anklängen eine Welt hinter unserer erahnen, die voller Magie in seiner Reinform ist. Die
zum Teil abstrakten Geschichten sind nicht immer leicht zu fassen, aber mit dem Herzen erlangen wir bei jeder Episode ein solches tiefgehendes Verständnis,
dass wir mit einem Schauer zurückgelassen werden. Wie soll also so ein hervorragendes Anime angemessen verfilmt werden? Erschwert wird das Ganze noch
dadurch, dass das Anime sich durch wunderschöne und atemberaubende Zeichnungen von anderen abhob. Die Adaption des Materials muss also zum einen eine
außergewöhnliche Kinematographie liefern und zum anderen die Magie der Serie einfangen können. Und auf den Punkt gebracht, das kann sie nicht. Die
Enttäuschung war für mich schon vorprogrammiert, umso erstaunlicher ist es, dass "Bugmaster" mich trotzdem enttäuschen konnte.
"Bugmaster" greift sich vier Episoden aus dem Anime heraus und verknüpft sie zum Teil lose oder auch mal fest miteinander. Hier zeigt sich eine
Stärke des Films. Die Geschichten sind ziemlich gelungen untereinander verbunden. Die erste Geschichte stellt eine Art Einführung dar, die uns zeigt,
was Ginko so genau macht, während in Rückblenden immer wieder von seiner Vergangenheit berichtet wird, von der er selbst nichts mehr weiß.
Schließlich muss er sich mit dieser auseinandersetzen, wobei ihm der Wanderer, der einem Regenbogen hinterherjagt, weil dieser die Brücke zu seinem
verstorbenen Vater darstellt, und Tanyu, ein Mädchen, das einen Mushi in sich trägt, den sie in Form von Aufzeichnungen aus sich herausbringen will,
helfen. Wobei der Film allerdings versagt, ist, die Charaktere angemessen vorzustellen. Ginko bleibt ungemein kühl und farblos. Es war auch zu erwarten,
dass es schwierig werden würde, diesen Charakter angemessen auf die Leinwand zu bringen. Denn Ginko scheint selbst von dieser Welt etwas entrückt und
dennoch hat sein trockener Humor und die Selbstverständlichkeit, mit der er selbst den groteskesten Fällen nachgeht, etwas Beeindruckendes an sich, so
dass wir trotz der vielen Fragen, die diese Person umgeben, uns im Anime schnell mit ihm identifizieren konnten.
Jo Odagiri ("Azumi", "Dream") kann leider nicht wirklich in der Rolle überzeugen. Ginko bleibt einfach undurchschaubar und nur in der Mitte des Films
haben wir das Gefühl, den Ginko vor uns zu haben, den wir auch aus dem Anime kennen. Das ist schade, denn es handelt sich bei ihm um eine faszinierende
Person, und so hätte der Blick in seine Vergangenheit wesentlich spannender werden können.
Es dürfte darüber hinaus auch schwierig für viele Zuschauer sein, den abstrakten Geschichten zu folgen. Zumal wir uns hier Fragen stellen, die uns bei der
magischen Natur des Animes nie in den Sinn gekommen sind. Was sind die Mushi genau und woher kommen sie? Dabei ist diese Frage überhaupt nicht wichtig.
Besonders tragisch ist allerdings, dass in dem Film nicht wirklich zur Geltung kommt, dass die Mushi einfach Lebewesen sind, weder gut noch böse.
Manchmal nehmen sie eben Einfluss auf die Welt der Menschen und dann bedarf es eines Mushishis, der das Gleichgewicht zwischen beiden Welten wieder
herstellt. Des Weiteren ist "Bugmaster" wirklich nur etwas für geduldige Zuschauer. Die Geschichte entfaltet sich langsam und geht sein ganz eigenes
Tempo. Mit um die 130 Minuten handelt es sich außerdem nicht wirklich um einen kurzen Film.
Das Gute ist, dass dieses meditative Tempo manchmal etwas von der magischen Natur des Ursprungsmaterials erkennen lässt. Leider kann man nicht das
Gleiche über die Kinematographie sagen. Hier fehlen irgendwie einfach die Farben. Trotz schöner Naturaufnahmen und nebelverhangener Gebirge
erwacht die Natur nicht zu leben wie im Original. Der grobkörnige Look, vor allem in den Rückblenden, war vielleicht auch nicht eine so weise
Entscheidung. Überhaupt hätte man von Regisseur Katsuhiro Ohtomo, der selbst vom Anime kommt, so ist er doch für das viel gepriesene "Akira"
verantwortlich, mehr erwarten dürfen. Er schafft es aber nicht, den Geist des Animes einzufangen. Außerdem ist der wunderschöne Soundtrack durch
einen etwas unspektakuläreren ersetzt worden, der überdies mit viel Didgeridoo-Einsatz daherkommt. Ein Grund mehr, warum der Film für viele etwas
befremdlich anmuten mag. "Bugmaster" ist somit nur etwas für jene, die ein Faible für außergewöhnliche Geschichten haben.
Was mich besonders streng mit "Bugmaster" werden lässt, ist das misslungene Ende, da es überhaupt keinen emotionalen Einschlag hat. Das darf einfach nicht
sein bei einem Anime, das es in eigentlich jeder Folge geschafft hat, dem Zuschauer Tränen in die Augen zu treiben, weil es Seiten anschlagen konnte,
die kaum jemand zu berühren vermag. Es gibt nur eine Szene in "Bugmaster", die ein wenig berühren kann, und das ist jene, in der Ginko und der Wanderer
den Regenbogen finden. Immerhin darf man hier die Effekte loben, vor allem die Schriftzeichen, die zu leben erwachen und von Tanyu wieder eingefangen
werden müssen, wurden gut in den Film übertragen. Davon abgesehen zeigt sich aber in allen Belangen, dass es vielleicht wohl Geschichten gibt, die
nicht in jedes Medium passen. Vielleicht sind die außergewöhnlichen und magischen Geschichte rund um die Mushi im Anime-Genre und nur da bestens
aufgehoben. Trotzdem bleibt die Gewissheit, dass man aus der wunderbaren Vorlage einen weitaus besseren Film hätte machen können. Gerade um "Mushishi",
das es verdient hat, von einem größeren Publikum wahrgenommen zu werden, ist es besonders schade...