Story: In-woo (Lee Byung-hun) trifft im Jahre 1983 durch Zufall das Mädchen Tae-hee (Lee Eun-ju). Die beiden
verlieben sich sofort ineinander. Trotz ihrer schüchternen Art, ist den beiden klar, dass sie Seelenverwandte sind und
so erlebt ihre Beziehung einen vielversprechenden Verlauf. Doch ein tragischer Unfall reißt Tae-hee verfrüht aus dem
Leben...
17 Jahre später ist In-woo verheiratet und hat eine Tochter. Er ist Lehrer und hat sich seit damals stark verändert.
Unter seinen Schülern erlangt er schnell wegen seiner Freundlichkeit, Ehrlichkeit und Unterstützung, die er ihnen
zukommen lässt, einen guten Ruf. Doch In-woos Leben wird komplett auf den Kopf gestellt, als er den Schüler
Hyeon-bin (Yeo Hyeon-soo) näher kennenlernt. Dieser zeigt nämlich unwahrscheinlich viele Eigenschaften Tae-hees auf.
Ist er die Reinkarnation seiner ersten Liebe? Obwohl sich In-woo dagegen sträubt werden seine Gefühle für den
Jungen immer stärker und an der Schule machen langsam Gerüchte über In-woos sexuelle Orientierung ihren Umlauf...
Kritik: Homosexualität ist in Korea immer noch ein Tabu. Selten oder so gut wie nie behandeln Filmemacher
dieses Thema. Umso erstaunlicher ist es, dass "Bungee Jumping of their Own" trotz dieses Plots an den
Kinokassen ziemlich erfolgreich war. Wer aber etwas genauer hinsieht wird bemerken, dass es eigentlich gar nicht um
die Liebe zwischen zwei Männern geht, sondern um eine fast schon transzendentale Liebe, die an keine gesellschaftlichen
Normen oder das Geschlecht gebunden ist.
Mit seinem Werk hat Regiedebütant Kim Dae-seung einen feinfühliges, emotionales und interessantes Drama
geschaffen, das sich dank außergewöhnlichem Plot von der Konkurrenz abhebt.
In zwei Teilen wird uns die Geschichte In-woos erzählt. Zuerst erfahren wir etwas über seine Vergangenheit, genauer
gesagt über seine erste Liebe Tae-hee. Während die beiden Hauptcharaktere durchaus interessant sind und einen sofort in
ihren Bann ziehen, sieht es doch zuerst so aus als wenn wir das typische Romantikkino, inklusive Liebesbekundungen im
strömenden Regen, präsentiert bekommen würden. Doch plötzlich wird ohne Erklärung ein Sprung in die Zukunft gemacht.
Hier beginnt der zweite und eigentliche Teil des Films. In-woo ist erwachsen und verheiratet, merkwürdigerweise aber
nicht mit Tae-hee. Mit Hilfe von gekonnt eingestreuten Rückblenden wird uns langsam klar, welches Schicksal Tae-hee
ereilt hat. Doch langsam beginnt In-woo in einem seiner Schüler seine verstorbene Freundin wiederzuerkennen.
Absolut beeindruckend ist hierbei die Darstellung und Entwicklung der Gefühle der beiden Männer füreinander, vor allen
seitens In-woos. Erst relativ spät bemerken wir, dass seine Gefühle die einer normalen Freundschaft übersteigen. Dabei
zweifeln wir aber nie an der sexuellen Orientierung In-woos, schließlich hat er Frau und Kind. Er selbst geht sogar zu
einer Ärztin um sich bestätigen zu lassen, dass er nicht schwul ist. Das alles hilft aber nichts, denn er liebt
Hyeon-bin, der tatsächlich eine Reinkarnation Tae-hees zu sein scheint.
Gerüchte machen an der Schule die Runde und wir erleben, wie schwer es Schwule in Korea haben. Doch trotz aller
Tyrannei und Spott entwickelt auch Hyeon-bin langsam Gefühle für In-woo und verlässt sogar seine Freundin für ihn.
Faszinierend ist, dass wir eigentlich nie an der sexuellen Orientierung der beiden Männer zweifeln, und trotzdem wird
die Liebe zwischen ihnen immer stärker greifbar ohne wirklich ausformuliert oder durch Klischees zerstört
zu werden. Eine der größten Stärken des Films ist die unwahrscheinliche Glaubwürdigkeit, trotz übernatürlichem
Plot.
Lee Byung-hun ("JSA") hat spätestens nach diesem Film bewiesen, dass er einer der ganz großen Schauspieler Koreas ist.
Lee hätte den Wandel des jungen zum späteren In-woo, den er im Laufe der Jahre durchlaufen hat, kaum besser darstellen
können. Vor allem die verschiedenen Emotionen meistert er perfekt, und seine wachsende Liebe zu Hyeon-bin ist
ebenfalls äußerst überzeugend dargestellt.
Lee Eun-ju bekommt ebenfalls genügend Zeit die Facetten ihres Charakters mit routiniert wirkender Perfektion
auszuspielen. Neben ihr ist vor allem noch Yeo Hyeon-soo in seiner hier ersten Rolle zu erwähnen. Ab und an wirkt er
etwas unsicher, was aber nur noch mehr zur Glaubwürdigkeit seines Charakters beiträgt. Im Großen und Ganzen liefert er
aber ebenfalls tolle Arbeit ab. Auch die Nebendarsteller sind gut gewählt worden.
Regisseur Kim hat sich viel Mühe gegeben und das sieht man auch in Form einiger sehr schöner Bilder. Auch die immer
wieder einsetzenden Rückblenden sind gekonnt in Szene gesetzt. Einzig störend ist, dass der Film sich nicht wie ein
Ganzes anfühlt. Während die Liebesgeschichte am Anfang einen eher ruhigeren Unterton hat, sind die Szenen in der
Gegenwart etwas schneller aneinander gereiht und vemitteln etwas mehr Wärme. Natürlich nur bis das Drama zwischen
In-woo und Hyeon-bin voll zum Tragen kommt, denn dann schlägt die Stimmung wieder um. Hätte man versucht alles etwas
einfacher bzw. mehr wie ein Ganzes zu gestalten, hätte aus dem Film wahrscheinlich ein kleines Meisterwerk werden
können.
"Bungee Jumping of their Own" ist ein außergewöhnlicher Film, der das Thema Homosexualität sehr unterschwellig und
durch die Hintertür behandelt. Vielleicht ist der Film deswegen auch so gut bei den Koreanern angekommen. Mit Hilfe der
übernatürlichen Reinkarnationsthematik, die zum Glück nicht zu dick aufgetragen ist, bekommen wir hier großartiges
Gefühlskino geboten, das die Liebe zweier Männer im Vordergrund zu haben scheint. Doch tatsächlich wird wie schon
erwähnt, die Liebe zwischen zwei Individuen erzählt, die losgelöst von der fassbaren Welt zu sein scheint.
In-woo lässt sogar Frau und Kinder für seine einzige wahre Liebe im Stich. Das Ende selbst ist dann gleichzeitig
traurig als auch hoffnungsvoll. Außerdem wird hier noch einmal auf subtile Weise, die Ablehnung der
gleichgeschlechtlich Orientierten in der koreanischen Gesellschaft kritisiert.
Wer auf der Suche nach einem außergewöhnlichen und gelungenen Romantikdrama mit dem gewissen Etwas ist, der ist hier
genau richtig.