Story: Saori (Miki Nakatani) geht mit ihrem Mann Komiyama (Ken Mitsuishi), ein erfolgreicher Geschäftsmann,
essen. Saori verlässt ein paar Sekunden vor ihrem Ehemann das Restaurant und verschwindet plötzlich.
Einige Stunden
später erhält Komiyama einen Anruf von einem Mann, der ihm erzählt, dass er seine Frau entführt hat. Er verlangt ein
Lösegeld und gibt einen Übergabetermin bekannt. Der Ehemann schaltet die Polizei ein, doch damit ist für den
Entführer der Deal geplatzt...
Es stellt sich heraus, dass es sich bei der Aktion um eine gestellte Entführung handelt. Saori möchte ihren Mann
auf die Probe stellen, wie sehr er sie noch liebt. Als Entführer hat sie sich den Handwerker Kuroda (Masato Hagiwara)
ausgesucht. Für jenen überschlagen sich jedoch die Ereignisse, als er die in einem Versteck untergetauchte Saori
plötzlich tot auffindet und einen Anruf von einem Unbekannten bekommt. Falls es Kuroda nicht mit der Polizei zu tun
haben will, soll er die Leiche entsorgen. Kurze Zeit danach sieht er die vermeintlich tote Saori auf der Straße.
Spielen ihm seine überreizten Nerven nur einen Streich oder lebt Saori tatsächlich noch?
Kritik: Wer sich für intelligente Mystery-Thriller interessiert, ist bei Hideo Nakatas "Chaos" genau richtig
aufgehoben. Parallelen zu einigen Klassikern Hitchcocks lassen sich nicht leugnen und auch ansonsten lässt sich "Chaos"
gut als Film Noir beschreiben.
Hideo Nakata selbst sollte zumindest Asien-Horrorfans ein Begriff sein, zeichnet er sich doch für die "Ring"-Teile
(einschließlich des 2. amerikanischen Remakes) und "Dark Water" verantwortlich. Mit "Chaos" beweist er, dass er auch im
Thriller-Genre heimisch ist. Der Plot mag sich zwar zuerst nicht wirklich nach etwas Neuem anhören, doch etliche Twists
und Überraschungen versetzen den Zuschauer immer wieder ins Staunen.
Es ist schwierig auf die Story einzugehen ohne dabei allzu viel zu verraten. Mit größter Sicherheit erzählt uns
der Regisseur die Geschichte eines Kidnappings, das niemals so ist, wie es auf den ersten, zweiten oder sogar
dritten Blick scheint. Um den immer verzwickter werdenden Plot zu erzählen, benutzt Nakata viele Rückblenden.
Zugegeben ist es anfangs schwierig mitzukommen, in welcher Zeit und wo wir uns eigentlich gerade befinden, da diese
Flashbacks äußerst unvermutet und ohne Vorwarnung einsetzen, doch mit der Zeit wird einem alles klar.
Die Story verdreht sich immer mehr und bekommt stets weitere Ebenen. Am Ende löst sich aber
alles auf und macht endlich Sinn. Das ist es was den Film für den Zuschauer so sehenswert macht. Man ist gefragt
aufzupassen und mitzudenken. Gerade die Liebe für kleine Details macht den Reiz von "Chaos" aus. Hier sei nur die
Handbandage Komiyamas als kleines Beispiel genannt, über die wir durch Rückblenden später noch mehr erfahren. In
diesem Sinne werden einige zuerst unwichtig erscheinende Details immer mal wieder angeschnitten und erläutert.
Auch von der Optik her geht "Chaos" den Weg eines film noir. In überwiegend dunklen und steril wirkenden Bildern fängt
Nakata das Geschehen ein und sorgt für die notwendige Atmosphäre. Dank der vertrackten Story wird dem Zuschauer,
trotz einiger Längen, kaum langweilig, denn die nächste Überraschung lässt nie lange auf sich warten.
Schade, dass man sich bei den Charakteren nicht die gleiche Mühe gegeben hat. Diese wirken nämlich des Öfteren
sehr oberflächlich und ihre Motive sind nie ganz greifbar.
Besonders bei Saori ist das auffallend. Miki Nakatani,
bekannt aus der "Ring"-Reihe, gibt schauspielerisch zwar ihr bestes, aber sie scheint ebenso wenig wie das Drehbuch
zu wissen, wo sie mit ihrem Charakter hin soll. Ebenso leer ist die Rolle von Komiyama. Nur Masato Hagiwara kann
seiner Rolle des Kuroda ein paar Ecken und Kanten verleihen. Doch reicht das leider nicht um diesen großen
Schwachpunkt des Films auszugleichen. Wir interessieren uns nicht für die einzelnen Personen und eigentlich ist uns
deren Schicksal auch vollkommen egal. Der Film erzählt sich vielmehr selbst und die einzelnen Figuren bleiben
nur unbedeutende Schachfiguren. Hätte man ein paar glaubhafte Personen kreiert, hätte "Chaos" um Längen besser werden
können.
Mit einer interessanten Erzählstruktur, die an manchen Stellen auch verwirrend sein kann, vielen unerwarteten
Wendungen, die einen die Geschehnisse in einem völlig neuen Licht betrachten lassen, kann "Chaos" punkten. Nur leider
weiß der Film nicht genau wo er hin will.
Richtig enttäuschend ist dann sogar das Ende, denn Saori verhält sich plötzlich ganz
anders als wir es von ihr erwarten würden, und verabschiedet den Zuschauer mit einigen Fraezeichen in den Abspann. Große
Abzüge bekommt der Film deshalb, weil er den Zuschauer am Ende nicht wirklich zufriedenstellen kann. Irgendwas fehlt
einfach, und das ist umso enttäuschender, als dass der Rest des Film, mal von ein paar Längen und unausgearbeiteten
Charakteren abgesehen, ein wirklich guter Mystery-Thriller ist. Fans intelligenter Thriller werden dennoch ihren
Spaß haben können.
Da Hollywood dabei ist "Chaos" mit Robert de Niro neu zu verfilmen bleibt abzuwarten, ob es die Amerikaner mit ihrem
Remake ausnahmsweise mal besser hinbekommen sollten, als es das Original geschafft hat.