Story: In dem kleinen Städtchen Samaeri gab es schon seit Jahren kein Verbrechen mehr. Doch gerade als Officer Kim (Eom Tae-woong) von
Seoul in die Kleinstadt versetzt wird, gibt es einen neuen Fall. Ein Leichnam wurde ausgegraben und geschändet und kurz darauf fallen
dem Täter auch Lebende zum Opfer. Detective Shin (Park Hyeok-kwon), der ebenfalls an dem Fall arbeitet, wird von dem ehemaligen Jäger Cheon
(Jang Hang-seon) darauf aufmerksam gemacht, dass es sich bei dem Täter um keinen Menschen handelt. Ein riesiges Wildschwein treibt sein Unwesen
und scheint auf den Geschmack von Menschenfleisch gekommen zu sein. Um dem Tier Einhalt zu gebieten, werden einige Elite-Jäger unter der Führung
von Baek (Yoon Je-moon) in die Stadt beordert, die auch bald ein gigantisches Wildschwein erlegen. Doch dabei handelt es sich nicht um den
wahren Übeltäter, wie die Stadt bei einer erneuten Attacke bald herausfinden muss. Nun liegt es an den Ermittlern, Baek sowie der
Forscherin Byeon (Jeong Yu-mi) in das nahegelegene Gebirge zu gehen und dort das Tier zur Strecke zu bringen. Allerdings erweist sich das als
keineswegs so einfach wie zuerst angenommen...
Kritik: Es reicht schon, nur einen Teil der Story von "Chaw" zu lesen, und schon denkt man an einen billigen B-Movie, der wegen seines
lächerlichen Plots sicherlich kaum Fans finden wird. Was ist aber, wenn sich der Film seines B-Movie Charmes bewusst ist, diesen an vielen
Stellen sogar forciert und dann auch noch das Ganze mit einer gehörigen Portion Humor verfeinert? "Chaw" macht genau das und wird damit zu
einer ungewöhnlichen Mischung, die ihre Anreize wohl bei "The Host" geholt hat und auf eine merkwürdige Weise Spaß machen kann. Natürlich kann
"Chaw" nicht mit Koreas erfolgreichstem Film mithalten, aber das versucht er auch gar nicht, dafür sind die Effekte zu billig und das B-Movie-Flair
einfach zu offensichtlich. Der Film bedient sich typischer Horrorelemente, sogar solcher die man schon aus "Der Weiße Hai" kennt, und drückt sie dem Zuschauer
so sehr aufs Auge, dass man sie bestenfalls als Hommage, eigentlich aber eher als bitterböse Seitenhiebe verstehen muss. "Chaw" macht sich auf seine
ganz eigene Weise über jene Genre-Werke lustig, indem er eben nach der gleichen Formel arbeitet, dabei aber immer ein Augenzwinkern dazuliefert.
Die wahrscheinlich größte Stärke des Films.
Eines der Probleme ist jedoch die Zweigeteiltheit des Films. Die erste Hälfte scheint man hier fast schon einen Krimi vor sich zu haben. Zugegeben,
einen Krimi mit etwas abgedrehtem Humor, wie wir schon in einer der ersten Szenen sehen, in der unsere Ermittler immer wieder den gleichen Abhang
hinunterstolpern, aber das Setting, der kleine Vorort, und ihre Bewohner erinnern uns stark an Filme wie "Memories of Murder". Selbstverständlich
wird auch hier nie dessen Klasse erreicht, aber als wir gegen Ende den Protagonisten zu einem Tunnel folgen, der auch im Finale von zuvor
genanntem Film ein Schlüsselort war, fragen wir uns sogar, ob der Film nicht sogar am gleichen Ort gedreht wurde.
Die Einleitung ist recht gut gelungen und auch wenn es zu viele Charaktere gibt, von denen einige erst erstaunlich spät in den Fokus rücken, und
man nicht behaupten kann, dass diese sorgfältig ausgestaltet wurden, kann man doch für ein paar von ihnen Sympathien entwickeln. Die anfänglichen
Ermittlungen sind dabei ebenso angenehm zu verfolgen wie die kleine Führung durch das Leben in der Kleinstadt.
Traurigerweise fällt "Chaw" ab der zweiten Hälfte in ein Loch, ausgerechnet dann, als die tatsächliche Jagd beginnt. Das Tempo kann dann zwar gegen
Ende noch einmal anziehen, aber es bleibt ohne Zweifel, dass der Film hier besser geschnitten hätte werden können. Seine zwei Stunden Laufzeit kann
"Chaw" ohnehin nicht rechtfertigen und hier wäre die passende Stelle gewesen, die Schere anzusetzen. Leider bekommen wir so nur einige fragwürdige Wanderungen
durch Wälder und ebenso unwichtig erscheinende Dialoge präsentiert.
Wie schon erwähnt, ist vor allem der Fokus, der auf den Charakteren liegt, äußerst unausgewogen. Die Forscherin, anfangs nur eine Nebenrolle übernehmend,
mutiert zum Ende hin zusammen mit Officer Kim zum Haupthelden. Der Jäger Baek findet seinen Weg erst sehr spät in den Film und einige Charaktere,
wie die schrullige und gruselige Einsiedlerin, die "Mama" genannt werden will, scheinen nur in den Film geworfen worden zu sein, um etwas mehr
Farbe hineinzubringen. Etwas arg merkwürdig erscheinen solche Einschübe aber trotzdem und kreieren manchmal auch ein befremdliches Gefühl im
Zuschauer.
Was uns dann auch zum Humor bringt. Regisseur Shin Jeong-won hat schon mit "Sisily 2km" eine Horrorkomödie geschaffen, die unwahrscheinlich abstrus,
nicht einordbar und wegen seines merkwürdigen Humors eigentlich auch kein Horrorfilm war. Spaß konnte der Film aber stellenweise doch irgendwie
machen. Mit "Chaw" ist es nicht anders. Der Humor trifft manchmal ins Schwarze und an anderen Stellen muss man wiederum die Augen verdrehen.
Allerdings schafft es Shin diesmal den Horror etwas mehr zum Tragen zu bringen. Dabei wird hier weniger im typischen Sinne Angst erzeugt, als dass
vielmehr Spannung aufkommt. Zum Beispiel als die versammelten Bewohner von dem Riesenkeiler attackiert werden oder im Finale. Das ist umso
faszinierender, wenn man bedenkt, dass der Film zum nicht unerheblichen Teil eine schwarze Komödie ist, was sich auch in den etwas verdrehten
Charakteren widerspiegelt. Aber "Chaw" macht sich zum Teil auch über das Genre lustig, indem es sich manchmal auch ernst nimmt, als Horrorfilm dann
erstaunlich gut funktioniert, nur um den Zuschauer dann darauf hinzuweisen, von was für einem Blödsinn er sich hier vor Spannung in den Sitz
drücken lässt.
Es mag Kritiker geben, die das alles als zu gutmütigen Interpretierwahn einstufen, aber anders kann man "Chaw" nicht erklären, besonders nicht, wenn
man Regisseur Shins Debütwerk kennt. Die Effekte sind manchmal etwas lächerlich, was natürlich nur noch mehr zum B-Movie Ambiente beiträgt, der
Film recht holprig präsentiert, die Charaktere nur zweidimensional, dabei aber auf merkwürdige Weise liebenswert, und gegen Ende verliert sich der
Film dann noch einmal in unnötigen Epilogen, die nach dem etwas ernsten Finale erneut zeigen sollen, dass sich der Film nicht ernst nehmen will.
All das macht "Chaw" technisch unsauber, fragwürdig geschrieben und eben oftmals auch befremdlich. Es bleibt aber gleichzeitig außer Frage, dass
Shins Film durchaus auch gutes Unterhaltungspotential bietet, gerade wenn denkt, dass einem so etwas von einem Film mit diesem Plot nicht geboten
werden kann. Mir erging es nicht anders und ich war positiv überrascht. Für jeden Geschmack wird "Chaw" dennoch nichts sein. Trotzdem eine interessante
Horrorkomödie, die durchaus einen Blick wert ist.