Story: Zin (Ammara Siripong) ist Mitglied der thailändischen Mafia. Ihr Boss und Freund hat eines Tages Probleme
mit den Yakuza, die sich in sein Gebiet einmischen. Der Anführer der Yakuza, Masashi (Hiroshi Abe), willigt nach einem
ersten feindlichen Aufeinandertreffen ein, das Land zu verlassen. Allerdings verliebt er sich in Zin. Dem Paar ist
allerdings keine glückliche Zukunft beschert, so dass Masashi schließlich das Land verlässt. Zin sagt sich von der
Mafia los und zieht sich in ein kleines Apartment zurück. Sie hat immer noch Briefverkehr mit ihrem Geliebten Masashi,
verheimlicht diesem jedoch, dass sie mit ihrem gemeinsamen Kind schwanger ist.
Jahre später ist die Tochter, Zen (Yanin Vismitananda), erwachsen, doch sie leidet an Autismus und lebt in ihrer eigenen
kleinen Welt. Sie ist allerdings mit außergewöhnlichen Reflexen gesegnet und entwickelt ein Faible für Kampfkünste, die
sie sich durch Filme aneignet. Diese Fähigkeiten kommen ihr zu Gute, als eines Tages Zin an Krebs erkrankt und Geld
für die Behandlung benötigt wird. Mooma, ein Freund der Familie, findet ein Buch, in dem einige Personen aus Zins
Mafia-Tagen aufgelistet sind, die ihr noch Geld schulden. Zusammen mit der schlagkräftigen Zen sucht er diese auf um
die Schulden einzutreiben...
Kritik: Enttäuschung machte sich unter Action-Fans breit, als man verlauten ließ, dass Prachya Pinkaews neuester
Film nicht Akrobatik- und Kampfkunst-Wunder Tony Jaa in der Hauptrolle haben würde. Eine weibliche, bis dato unbekannte
Schaupielerin sollte die Heldin des Films sein. Eine weibliche Heldin? Das wiederum hat viele versöhnlich gestimmt, denn
wann war das letzte Mal, dass in einem Martial-Arts Streifen tatsächlich eine Heldin das Sagen hatte? Vermutlich ist
Michelle Yeoh die letzte Darstellerin, die man als Action-Heldin bezeichnen kann. Nun ist aber "Jija" Yanin Vismitananda
an der Reihe und mit ihrer schauspielerischen, sowie vor allem körperlichen Leistung könnte sie tatsächlich ein
vergessenes Genre wiedererwecken. Kann "Chocolate" aber im Gesamten die Erwartungen einer Fan-Gemeinde erfüllen, die
nach "Ong Bak" und "Tom Yum Goong" tatsächlich noch nach mehr verlangen? Die Frage ist irrelevant. "Chocolate" steht
auf seinen eigenen Füßen, hat wie die vorigen Filme des Regisseurs ebenfalls mit offensichtlichen Fehlern zu kämpfen,
macht aber einfach einen Heidenspaß!
Die Story des Films hört sich interessant an, aber von einem vielversprechenden Grundplot um ein autistisches Mädchen
einmal abgesehen, gibt es hier wirklich nichts außergewöhnliches. Schnell merken wir, dass die "Story" lediglich darauf
ausgelegt ist unsere Heldin immer wieder mit irgendwelchen Bösewichten zu konfrontieren, die sie dann mit schlagkräftigen
Argumenten überzeugt, dass es doch besser wäre die Schulden an ihre Mutter zurückzuzahlen. Dabei kommt es aber oft zu
Wiederholungen, so dass man sich nach dem zweiten Mal der Schuldeneintreibung denkt, dass es doch möglich sein müsste
einen anderen Grund außer diesem zu finden um Zen in ihren nächsten Kampf werfen zu können.
Interessanterweise dauert es aber gut eine halbe Stunde bis es wirklich zum ersten richtigen Kampf kommt. Bis dahin führt
der Film die Charaktere ein, und wir bekommen ein wenig von Zens Leben als Autistin zu sehen. In den Händen eines
Regisseurs, der sich mit diesem Material versteht, hätte das durchaus Stoff für ein Drama liefern können, hier wird aber
kein Zweifel daran gelassen, dass dies lediglich eine Einleitung ist um uns etwas auf die Folter zu spannen bis es zu den
ersten atemberaubenden Action-Sequenzen kommt.
Kommen wir also zu dem Grund, aus dem der Zuschauer sich diesen Film überhaupt ansehen sollte: den Kämpfen. Wer sich
von der Story irgendetwas erhofft wird enttäuscht werden, auch wenn Regisseur Prachya Pinkaew verlauten ließ, dass
er diesmal eben auch auf eine solche großen Wert gelegt hat. Aber wo findet man schon einen großartigen Martial-Arts
Streifen, der gleichzeitig auch noch mit einer tollen Geschichten aufwarten kann? Von daher sollte dies für die meisten
Zuschauer kein Kriterium sein diesen Film abzuschreiben.
Wie sieht es nun aber mit den Kämpfen aus? Kommen diese von der Expertise an die von "Ong Bak" etc. heran? Nein, mit
Sicherheit nicht, denn Tony Jaa ist nicht mit dabei. Aber das macht überhaupt nichts, denn "Chocolate" hat wie gesagt
den Heldinnen-Bonus. Viele Zuschauer werden ihr Herz an Hauptdarstellerin "Jija" Yanin Vismitananda verlieren. Im
Gegensatz zu den meisten Thailänderinnen, die ich aus persönlichem Geschmack nicht wirklich als schön bezeichnen würde,
ist dies das erste Mal, dass mir eine thailändische Schauspielerin untergekommen ist, die wirklich "süß" aussieht.
Sie hat etwas Unschuldiges an sich, wirkt eher schmächtig... und dann wirbelt sie plötzlich mit Schlägen und Tritten
um sich, dass es einem den Atem verschlägt... Großartig!
Doch abgesehen davon dass Jija die Erfüllung einiger Männerphantasien ist, gibt sie auch eine erstaunlich gute Darstellung
des autistischen Mädchens ab. Schauspielerische Glanzleistungen aus den Darstellern herauszulocken steht natürlich
keineswegs im Mittelpunkt des Films, aber Jija überzeugt durchgehend, und hätte in einem Film, der sich ernsthaft mit
dem Thema Autismus auseinandersetzt vielleicht sogar gute Karten gehabt als Darstellerin anstatt als Action-Heldin
Erfolg zu haben.
Aber woher kommt die 24-jährige Darstellerin eigentlich? Ursprünglich beim Casting für "Born to Fight" entdeckt, war
schnell klar, dass Jijas Fähigkeiten zu gut sind um nur eine Nebenrolle in dem Film auszufüllen. Also nahm Prachya Pinkaew
sie in sein Stuntteam auf, wo sie vier Jahre lang für ihren ersten Film Muai Thay Kickboxen und Akrobatik trainierte. Zu Gute
kam ihr natürlich, dass sie schon seit dem 11. Lebensjahr Taekwondo trainierte. In "Chocolate" sehen ihre Bewegungen
anfangs vielleicht nicht ganz sauber aus, aber das scheint storytechnisch intendiert zu sein, da sich im Laufe des Films
ihre Fähigkeiten eindeutig verbessern.
Es ist allerdings eine Schande, dass "Chocolate" manchmal einen unglücklichen Schnitt vorzuweisen hat. Oft hätten
die Kämpfe etwas dynamischer geschnitten werden können, denn nicht immer kann das Adrenalin im Zuschauer auf maximalem
Niveau durch den Körper gepumpt werden. Zum Glück ändert sich das beim äußerst langen Showdown, der durch
Ideenreichtum beweist, dass man auch heute noch innovative Kampfsequenzen auf den Bildschirm bringen kann. Gerade die
Hochhaussequenz mit ihren halbsbrecherischen Stunts beweist dies einmal mehr. Leider kamen hier aber auch ein paar
Seile zum Einsatz, was jedoch nichts daran ändern konnte, dass es trotzdem ein paar ernsthafte Verletzungen gab.
Manchmal fragt man sich sogar, wie die Stuntmen und Darsteller überhaupt diesen Film überleben konnten...
Hauptdarstellerin "Jija" Yanin Vismitananda hat alle ihre Actionszenen selbst gedreht, was ihr bei Martial-Arts-Fans
großen Respekt einbringen wird, zumal sie auch selbst nicht ohne die eine oder andere Verletzung davonkam, wie im
Abspann zu sehen ist.
Schlussendlich bietet "Chocolate" einige wirklich tolle Kämpfe, die alle durch die weibliche Protagonistin einen
Extra-Punkt bekommen. Da ist es auch nicht schlimm, dass der Teil der Story nach der 30. Minute augenscheinlich in einer
Zigarettenpause zu Papier gebracht wurde. Jija hat einfach das nötige Charisma und die physische Power um den Film
zu tragen, während sie z.B. auch von Hiroshi Abe in einer Nebenrolle schauspielerische Unterstützung bekommt.
Davon abgesehen ist alleine der Gedanke, dass ein autistisches Mädchen durch Bruce Lee, Jet Li, Jackie Chan und Tony
Jaa-Filme Kampfkunst erlernt, faszinierend. "Chocolate" ist einfach sinnentleerte, aber sehr gute Unterhaltung
für Kampfkunst-Fans!