Story: Jung-won (Han Suk-kyu) arbeitet in einem Fotogeschäft und wohnt bei seinem Vater und seiner Schwester.
Obwohl er erfahren hat, dass er nicht mehr lange zu leben hat, genießt er sein Leben in vollen Zügen, wenn auch auf
ruhige Art und Weise. Von seiner tödlichen Krankheit weiß nur sein Vater und seine Schwester, und so hält er sie auch
weiter vor seinen Freunden geheim.
Als eine alte Liebe von ihm nach langer Zeit zurückkehrt, die von seinem Zustand weiß, merkt er wie sehr er
nichts mehr mit dieser gemein hat. Doch plötzlich trifft er die Politesse Darim (Shim Eun-ha), die nun häufiger in
seinem Fotoladen vorbeischaut um dort Fotos von Verkehrssündern entwickeln zu lassen. Langsam aber sicher zeichnet
sich eine Beziehung zwischen den beiden ab, aber Jung-won weiß, dass er nicht mehr die Zeit hat diese Beziehung voll
auszuschöpfen. Und so beginnt er einen gewissen emotionalen Abstand zu Darim einzuhalten...
Kritik: "Christmas in August" schafft es mit Leichtigkeit, die mittlerweile schon abgegriffene Geschichte des
Kranken, der nicht mehr lange zu leben hat, aber plötzlich seine große Liebe findet, auf beeindruckend glaubhafte Weise
zu erzählen, ohne dabei in Kitsch zu verfallen. Tatsächlich wird in dem Film kein einziges Mal irgendetwas von Liebe
erwähnt und doch ist sie beinahe greifbar. Übertriebene Melodramatik sucht man hier zum Glück vergebens. Vielmehr
wird die Geschichte Jung-wons langsam aufgebaut und setzt dabei auf die Charaktere und ihre Entwicklung als Zugpferde.
Die Darstellung Jung-wons als lebensfrohen Charakter, der sich ohne weiteres mit seinem nahenden Tod abgefunden hat
erscheint beinahe oberflächlich, doch schon bald erfahren wir auf beeindruckende Weise, dass sein häufiges Lachen
und seine Fröhlichkeit
nichts weiter als Abwehrmechanismen sind. Er mag zwar den Tod akzepiert haben, aber gleichzeitig nimmt es ihm
nicht die Angst vor dem Sterben. So erzählt er z.B. auch seinen Freunden nichts von seiner tödlichen Krankheit und der
Zuschauer erfährt erst langsam wie es unter der Oberfläche des immer gut gelaunten Fotoladenbesitzers aussieht.
Zu keinem Zeitpunkt ist sich Jung-won nicht seines Schicksals bewusst. So schreibt er z.B. für seinen Vater nieder
wie der Videorekorder oder der Fotodrucker seines Ladens zu bedienen ist. Dennoch lebt er sein Leben weiter und
macht das Beste daraus. Interessanterweise hat er keine großartigen Pläne, sondern findet die Schönheit des Lebens
in den kleinen Dingen des Alltags.
Ein Film wie "Christmas in August" lebt von den Protagonisten und ihrer Glaubwürdigkeit. Gerade da es sich um einen
sehr ruhigen Film handelt, in dem eben das wichtig ist was nicht gesagt wird, braucht man Schauspieler, die ihr
Handwerk verstehen. Und die hat Regisseur Hur Jin-ho mit Han Suk-kyu als Jung-won und Shim Eun-ha als Darim auf
jeden Fall gefunden. Die innere Zerrissenheit, die die Gewissheit seines Schicksals, trotz allem in Jung-Won hervorruft,
wird von Han Suk-kyu in all ihren Facetten mit Bravour gemeistert.
Doch auch die Darstellung Darims ist essentiell für den Film, ist sie doch ein Kernstück des Films, das die Dramatik
des Werks erst so richtig entzündet.
Obwohl nie etwas wirklich Spektakuläres passiert, wird der Film niemals langweilig. Das liegt zum Großteil an der
Intensität der Gefühle und der Art, wie Jung-won einfach weiterlebt. Was für eine Krankheit er überhaupt hat, wird
nie geklärt und ist auch völlig unwichtig. Damit verschafft der Film sich eine Glaubwürdigkeit, die vielen anderen Werken
fehlt, und vermeidet gleichzeitig übertriebene Dramatik.
Es sind vor allem die Kleinigkeiten, die dieses Drama so einzigartig machen. So z.B. der Vorort, in dem die Geschichte
spielt, die Kunden des Fotoladens und deren oftmals merkwürdigen Wünsche etc.
Gerade durch das Fehlen kitschiger hochdramatischer Szenen und wegen des "Nicht-Gesagten" schafft der Film eine Intensität,
die einem in ihrer tatsächlichen Melodramatik einfach ans Herz gehen muss.
Dennoch erscheint Hur Jin-hos Werk beinahe
ein "Ja"-Ausruf zum Leben zu sein. Jung-won findet Frieden mit sich und der Welt, indem er einfach nur die Dinge des
Lebens genießt, die jeder Andere für selbstverständlich nimmt.
"Christmas in August" ist ein erfrischend ernster, aber dennoch lebensfroher Film über das Leben, den Tod und
die Liebe. Dabei schafft er die
Gratwanderung rührend zu sein, ohne auch nur eine Sekunde kitschig zu wirken. Ein Film, den man sich auf keinen Fall
entgehen lassen sollte!