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Original Title:
Chung Hing sam lam

Hong Kong 1994

Genre:
Romance, Drama, Comedy

Director:
Wong Kar-Wai

Cast:
Tony Leung Chiu Wai
Faye Wong
Takeshi Kaneshiro
Brigitte Lin
Valerie Chow
Chen Jinquan
Huang Zhiming
Kwan Lee-na
Zhen Liang
Zuo Songshen


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Chungking Express

Story: Cop 223 (Takeshi Kaneshiro) wurde von seiner Freundin verlassen. Diese Wahrheit kann er allerdings nicht akzeptieren und beschließt deshalb bis zu seinem 25. Geburtstag auf sie zu warten. Doch auch an diesem Tag meldet sie sich nicht. Sein gebrochenes Herz ertränkt Cop 223 in einer Bar in Alkohol. Er beschließt die erste Frau anzusprechen, die den Raum betritt. Bei dieser handelt es sich um eine Drogenkurierin (Brigitte Lin), die im Moment ihre ganz eigenen Probleme hat, denn ihre Ware wurde gestohlen. Auch wenn Cop 223 und die Frau kaum etwas gemeinsam haben, so können sie sich gegenseitig in ihrer Trauer beistehen ohne viele Worte miteinander wechseln zu müssen.
Faye (Faye Wong) arbeitet in einem Imbissstand und verliebt sich heimlich in Cop 663 (Tony Leung). Dieser wiederum wurde gerade von seiner Freundin sitzen gelassen und hat mit Liebeskummer zu kämpfen. Faye wiederum ist unfähig ihre Gefühle in Worte zu fassen, und so wird ihre Liebe fast schon zu einer Obsession als sie regelmäßig heimlich die Wohnung des Polizisten putzt und aufräumt. Auf eine besondere Art und Weise kommen sich Faye und der Polizist schließlich näher...

Kritik: Wong Kar-Wai ist einer der wenigen chinesischen Regisseure, dessen Name auch in unseren Landen bekannt ist. Das hat er hauptsächlich "Chungking Express" zu verdanken. Schon vorher hat er in seinem Heimatland mit "As Tears go by" und "Days of being Wild" auf sich aufmerksam gemacht, aber erst mit seinem dritten Film konnte er internationale Aufmerksamkeit erregen. Vollkommen zu Recht, das steht außer Frage, allerdings mag der Film nicht wirklich in die Klasse eines Meisterwerks fallen, auch wenn ihn viele Kritiker dort einordnen. Der Grund dafür ist recht einfach, denn Wong Kar-Wai beweist hier noch nicht das Gespür für tiefgehende Dramen oder emotional mitnehmende Momente. "Chungking Express" ist wesentlich leichtherziger als man das vielleicht erwartet hätte, und auch wenn der Regisseur Themen wie enttäuschte oder unerwiderte Liebe mit der nötigen aussagekräftigen Note versieht um etwas Besonderes aus dem Film zu machen, so fehlt dem Werk doch irgendwie eine starke Aussage. Das soll aber nicht bedeuten, dass "Chungking Express" kein ehrlicher und herzenswarmer Romantikfilm ist. Im Gegenteil, Wong Kar-Wai gelingt hier ein tiefgehender Liebesfilm mit künstlerischem Anspruch.

Was immer wieder klar ins Auge springt ist Wongs Bemühung mit seinen Bildern, den Farben, den schnellen Eindrücken, der Musik, den Drehorten etc. ein gewisses Gefühl hervorzurufen. Schon in der ersten Verfolgungsszene, die durch verschwommene Bilder besticht, sehen wir, dass der Regisseur mit Hilfe von Kamera-und Cinematographie-Ass Christopher Doyle ("Hero", "In the Mood for Love") Eindrücke verschaffen will, die das Lebensgefühl seiner Heimatstadt auf den Punkt bringen. Wir sehen unterschiedliche Menschen verschiedener Nationalitäten, was sich auch immer wieder in der Musik des Films niederschlägt, und wir glauben sogar irgendwann die verschiedenartigen Gerüche in dieser lebensreichen Welt wahrnehmen zu können. Hier lässt sich immer wieder erkennen, dass Wong Kar-Wai in Richtung Art-House geht, dies aber auf eine Weise, die durchaus mit der filmischen New-Wave der 90er und der Popkultur zu vereinen ist. Wong benutzt auch immer wieder Spielerein wie Fast- und Slowmotion, wobei die Szenen, in denen Cop 663 sich in Zeitlupe bewegt, während sich alles um ihn herum in Fast-motion abspielt, besonders in Erinnerung bleiben können. Auf diese Weise schafft es Wong das sich ständig in Bewegung befindende Leben in außergewöhnlicher Weise auf den Bildschirm zu bringen.

Etwas ungewöhnlich ist die Zweiteilung des Films. Regisseur Wong versucht dabei keinesfalls die beiden Hälften zu einem Ganzen zu verbinden, sondern lässt sie sich lediglich anhand der Themen der unerfüllten Liebe und dem Fakt, dass es sich bei beiden männlichen Protagonisten um Polizisten handelt, überschneiden. Etwas Schade ist das schon, da man das Gefühl hat, dass hier Gelegenheiten verschenkt wurden. Glücklicherweise schafft Wong Kar-Wai das Kunststück, dass sich die beiden Geschichten nicht komplett auseinandergerissen anfühlen. Aber sie zusammenzuführen hätte dem Film wahrscheinlich noch mehr Gewicht verleihen können. Vorausgesetzt es ist richtig gemacht und gibt dem Film dadurch eine gewisse nicht-künstliche dramatische Färbung. Aber das Drama ist ohnehin etwas, das man hier vergebens suchen wird. Der Film erweist sich als ungewöhnlich positiv, auch wenn man am Anfang noch nicht viel davon zu sehen bekommt. Tatsächlich können aber beide Geschichten durch einen hoffnungsvollen und lebens-/liebesbejahenden Unterton hervorstechen. Irgendwie hat man hier aber etwas anderes erwartet und so erweist sich dieser Umstand auch als eine kleine Enttäuschung.

Die erste Geschichte des Films ist kürzer als die zweite und so hat man bei dieser eben auch den Eindruck, dass die Charaktere hier etwas zu grob gezeichnet sind. Takeshi Kaneshiro ("House of Flying Daggers", "Returner") kann seiner Person eine gewisse kindliche Naivität verleihen und überzeugt dabei trotzdem oder gerade deshalb als von der Liebe verlassener Cop, der nicht loslassen kann. Brigitte Lin ("Ashes of Time", "New Dragon Gate Inn") dagegen kann ihrem Charakter nur wenige Ecken und Kanten geben, da er auch auf dem Papier einfach zu unausgearbeitet ist.
Anders sieht das glücklicherweise bei Tony Leung ("Infernal Affairs", "Hero") und Faye Wong ("Chinese Odyssey 2002") aus. Leung spielt einen Cop, der immer wieder mit seinen Haushaltsgegenständen redet und bei diesen Rat sucht. Diese Art der "abgedrehten" Momente kommen recht häufig vor und machen auch einen großen Teil des Humors aus, so z.B. wenn Leung seine Seife fragt, warum sie so viel abgenommen hat. Gleichzeitig bekommen wir dabei aber auch metapherartig einiges von Cop 663s Liebeskummer und dem Schmerz der unerfüllten Liebe näher gebracht.

Immer wieder betätigen sich die einzelnen Charaktere auch als Erzähler, was dem Werk schlussendlich auch etwas mehr Tiefe gibt. Wundern muss man sich aber schon über einige Handlungen der Charaktere. Leungs Charakter glaubt, dass seine Wohnung seinen inneren Gemütszustand reflektiert und wundert sich deshalb anfangs noch nicht mal darüber, dass sich seine Einrichtung verändert. Faye dagegen mutet fast schon wie ein Stalker an und versucht die Aufmerksamkeit des Polizisten auf ihre ganz eigene Weise zu gewinnen. Als die Gefühle des Cops für Faye dann aber tatsächlich stärker werden, distanziert sich Faye. Sicherlich will Wong Kar-Wai hier auch zeigen wie flüchtig die Liebe manchmal sein kann, ohne dass diese dadurch ihrer Magie beraubt werden würde, am Ende scheint er jedoch einen Kompromissweg einzuschlagen. Für einige Zuschauer bedeutet das, dass sie nicht zu sehen bekommen werden, wonach sie hier vielleicht gesucht haben, andere wiederum werden sich des warmen Gefühls ums Herz am Ende des Films erfreuen.
Faye Wong ist der eigentliche Star von "Chungking Express" und ihr vielschichtiger Charakter bereichert den Film um einiges. Wong Kar-Wai dagegen taucht nicht so tief in die Thematik des Films wie erhofft, kann dafür aber mit einer liebreizenden Geschichte und ungewöhnlich viel Humor wieder Boden gut machen. Am Ende bleibt trotz leichter Enttäuschung trotzdem ein Film, der die vielen Lobesworte wert ist und in jede Filmsammlung gehört.

(Autor: Manfred Selzer)
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