Story: Eine Bombe geht in dem Stadtteil Mongkok in die Luft und kurze Zeit später verschwindet ein Emergency Unit Einsatz-Van der Polizei
zusammen mit allen fünf Beamten. Da der Polizeichef gerade im Ausland ist, um Hong Kongs Ruf als sicherste Stadt Asiens zu stärken, leitet M.B. Lee (Tony Leung Ka-Fai),
Kopf der Polizeieinsatzleitung, den Fall. Er ist entrüstet, dass trotz des hohen Budgets, das in die Technik investiert wurde, ein solches Verbrechen überhaupt
möglich ist und sich die gekidnappten Polizisten nicht finden lassen. Er mobilisiert fast alle Polizeikräfte und ruft die Operation "Cold War" ins Leben. Der
Chef der Polizeiverwaltung Sean Lau (Aaron Kwok) hält das Vorgehen Lees dagegen für unverhältnismäßig. Er glaubt, dass Lees Urteilskraft beeinträchtigt ist, da
einer der entführten Polizisten sein Sohn (Eddie Peng) ist. Zwischen beiden entspinnt sich ein Machtgerangel, während die Geiselnehmer sich endlich melden und
nach Lösegeld verlangen. Doch schnell ist klar, dass die Drahtzieher hinter dem Fall einen Maulwurf in der Polizei haben müssen. Als deshalb auch
Ermittlungen in den eigenen Reihen angestellt werden, nimmt der Fall noch komplexere Züge an und die Kidnapper scheinen immer einen Schritt voraus zu sein.
Kritik: Der von den Produzenten hochgepriesene Action-Thriller "Cold War" soll die Richtung angeben, in die zukünftige Hong Kong-Filme
gehen sollen. Hoffen wir, dass sich niemand daran hält, denn obwohl der Thriller ohne Zweifel auch spannend sein kann, ist er im Großen und Ganzen
eine Enttäuschung. Das liegt vor allem an der unglaublichen Selbstverliebtheit des Drehbuchs, das anfangs zwar mit guten Ideen aufwartet, gegen Ende aber
deutlich schwächer ausfällt. Leider sind auch die beiden Hauptcharaktere nicht sonderlich gut ausgearbeitet, aber die Erfahrung der beiden Darsteller
macht dieses Manko großteils wieder wett, da Aaron Kwoks und Tony Leung Ka-Fais Leinwandpräsenz zu jeder Zeit sehr energiegeladen ist.
Energiegeladen ist auch das passende Wort für den Rest des Films. Alles und jeder ist hier unwahrscheinlich angespannt und geladen, als würde gleich
irgendeine Bombe hochgehen. Lee versetzt Hong Kong in eine Art Ausnahmezustand und man wartet eigentlich nur noch darauf, dass die Stadt abgeriegelt und
Polizei oder besser noch Militär durch die Straßen marschiert. Aber warum genau? Weil ein Van mit Polizeibeamten gekidnappt wurde... Sicherlich kein
Kavaliersdelikt, dennoch fragt man sich, ob das rechtfertigt, bei einer Stürmung des Hafens einem unbewaffneten Mann einen Kopfschuss zu verpassen. Und
warum muss sich niemand bei der Polizei für solche Taten verantworten? Einsatzleiter Lee sieht zu jeder Zeit völlig unberechenbar aus und so können wir
es Lau nicht übelnehmen, dass er ihn seines Amtes entheben will.
Darum dreht sich auch ein guter Teil der ersten Hälfte des Films. Der Konkurrenzkampf zwischen Lau und Lee ist dank Aaron Kwoks ("After this Our Exile")
Darstellung des kühlen und analytischen Verwaltungschefs und Tony Leung Ka-Fais ("Tai Chi Zero") immer kurz vor der Explosion stehenden Einsatzleiters
spannend und mitnehmend. Nur allzu häufig kommt jedoch auch hier schon das große Problem des Films zum Vorschein, das gerade im späteren Verlauf immer
wieder den Unterhaltungsfaktor der Geschichte senkt. Die Spannung ist lediglich an der Oberfläche angesiedelt. Das Drehbuch ist keineswegs schlecht, aber ab
der Mitte flaut die Geschichte extrem ab und zu jeder Zeit ist offensichtlich, wie prätentiös und selbstverliebt "Cold War" tatsächlich ist.
Irgendwann kann man auch nur noch die Augen über die angespannte Atmosphäre und die künstlich aufgeblasene Spannung verdrehen. Daran ist vor allem auch der
Soundtrack von Peter Kam ("Perhaps Love", "Wuxia") schuld, der für sich genommen gelungen sein mag, aber einfach nicht zu diesem Film passt. Denn der
Soundtrack kennt nur eine Richtung: bombastisch. Lau läuft einen Flur entlang, nervenaufreibende Musik, Lau liest ein paar Dokumente, adrenalinausschüttende
Klänge, Lau unterhält sich mit jemandem, die Boxen vibrieren vor musikalischer Anspannung. Es ist zum Glück Fakt, dass nur die unerfahrensten Zuschauer
wirklich so leicht zu manipulieren sind. Je verzweifelter die beiden Regisseure versuchen, den Film spannend aussehen zu lassen, umso mehr Langeweile
macht sich tatsächlich breit.
Regisseure Longman Leung und Sunny Luk liefern hier ihr Debüt ab. Ihr Drehbuch ist zum Teil gelungen und bietet komplexe Verwicklungen, am Ende ist es dann aber doch nur eine einfach Geschichte um Verrat und Macht. Die Bilder des Films sehen aber wirklich hervorragend aus, besonders die Sets sind alle sehr schön gewählt und geben dem Ganzen einen edlen Look. Damit ist "Cold War" bis dato der wahrscheinlich visuell reizvollste Hong Kong Thriller, wenn man dann etwas für einen polierten, teuren Look übrig hat. Offensichtlich hat man sich bei den Produktionskosten nicht lumpen lassen. Aber auch wenn es gegen Ende ein paar Actionszenen gibt, so bleibt "Cold War" eigentlich ein dialogzentrierter Thriller, der von seiner Handlung lebt, und da gerade das Ende unnötig pathetisch ausfällt, mitsamt einem Hinweis auf eine mögliche Fortsetzung, bleibt schlussendlich einfach Enttäuschung. Sicherlich ist "Cold War" kein schlechter Film, aber keinesfalls die Zukunft des Hong Kong Kinos.