Story: Der Schuldeneintreiber Tae Geon-ho (Jeong Jae-yeong) erfährt eines Tages, dass er nicht mehr lange zu leben hat. Er hat
Leberkrebs und nur ein Spender könnte ihm jetzt noch das Leben retten. Er hat zehn Tage Zeit eine passende Leber zu finden und er weiß bereits
wie. Als sein Sohn gestorben ist, wurden seine Organe gespendet. Dementsprechend sind die Empfänger auch potentielle Spender für ihn. Nach einigen
Rückschlägen macht er die Betrügerin Cha Ha-yeon (Jeon Do-yeon) ausfindig, die momentan im Gefängnis sitzt und in ein paar Tagen frei kommt. Sie
erklärt sich bereit einen Teil ihrer Leber zu spenden, wenn er für sie einen mächtigen Mann, Jo Myeong-seok (Lee Kyeong-yeong), ausfindig macht, der
mit ihrem ergaunerten Geld verschwunden ist und sie an die Polizei verraten hat. Obwohl Geon-ho seinen Teil der Abmachung einhält, versucht sich
Ha-yeon immer wieder heimlich abzusetzen. Darüber hinaus ist da noch eine chinesische Verbrecherbande, die hinter der Frau her ist, weil sie von
ihr um viel Geld betrogen wurde. Geon-ho rennt immer mehr die Zeit davon...
Kritik: Wenn man die Namen der beiden Hauptdarsteller liest, kann man nicht umhin, großartiges Kino zu erwarten. Nach einem spannenden
Start sieht auch alles noch recht gut aus, aber schnell wird dann klar, dass "Countdown" lediglich solide Genre-Unterhaltung ist. Ein Umstand, der
bei der Starbesetzung besonders negativ auffällt. Wieder einmal fragwürdig ist zudem die Entscheidung des Drehbuchschreibers gegen Ende die Action
zugunsten des Dramas herauszunehmen. Den anfänglich versprochenen harten Thriller gibt es also doch nicht und man muss sich sogar fragen, was wir
hier am Ende eigentlich wirklich bekommen. Die Antwort: Eben einen typisch koreanischen Thriller mit viel Drama am Ende. Etwas, das selten
genug funktioniert, und in "Countdown" verhält es sich nicht anders.
Jeong Jae-yeong ("Castaway on the Moon", "Going by the Book") spielt seinen Schuldeneintreiber mit einigen Kanten - er ist sicherlich kein angenehmer
Geselle, wenn man ihm Geld schuldet - ansonsten jedoch sehr zurückhaltend und ruhig. Man sieht ihn nie lächeln und dafür gibt es natürlich auch einen
Grund, den wir später erfahren. Sicher ist nur, dass es mit seinem verstorbenen Sohn zusammenhängt. Jeon Do-yeon ("Secret Sunshine", "My Dear Enemy")
stiehlt ihm öfters die Schau, da sie die Betrügerin mit ordentlich Energie und Charme spielt. Selbstverständlich ist die Chemie zwischen den beiden
Top-Darstellern das Beste am Film und diese wird auch keineswegs zugunsten einer unnötigen Liebesgeschichte aufs Spiel gesetzt. Dennoch bleibt der
Eindruck, dass hier eindeutig mehr möglich gewesen wäre.
Die Betrügerin Ha-yeon hat auch eine kleine Nebengeschichte mit ihrer Tochter, gespielt von Sängerin Lee Min-yeong, die einmal mehr zeigt, wie
unausgegoren das Drehbuch ist. Wenn Jeon nicht durch ihr Schauspiel dem Verhältnis zu ihrer Tochter mehr Tiefe gegeben hätte, wäre die Tochter,
vom Plottwist vielleicht einmal abgesehen, völlig unnötig gewesen. So hat man zumindest das Gefühl, dass ihre Tochter maßgeblich daran beteiligt ist,
dass in Ha-yeon so etwas wie ein Gewissen aufkeimt. Besonders flach ist jedoch die Gangstergeschichte geworden. Es gibt zwei Parteien, die von
Ha-yeon betrogen wurden oder sie betrogen haben und natürlich treffen diese am Hafen aufeinander, als Gangsterboss Myeong-seok mit einem Schiff
verschwinden will. Nicht gerade originell.
Während es am Anfang richtiggehend Spaß macht, Geon-ho dabei zuzusehen, wie er irgendwelche Schläger mit seinem Elektro-Schlagstock niederstreckt,
erscheint das Finale schlichtweg langweilig. Vor allem benehmen sich die Charaktere stellenweise ungewöhnlich passiv oder dämlich. Der Showdown
erweist sich überdies als ungemein antiklimaktisch. "Countdown" wird nicht wie ein Thriller, der er eben zuvor die ganze Zeit war, aufgelöst, sondern
beleuchtet plötzlich in Rückblenden Geon-hos Vergangenheit mit seinem Sohn und wird zu einem waschechten Drama. Nach wie vor muss man sich bei so
einem Umschwung als Zuschauer einfach betrogen fühlen. Von dem guten Twist einmal abgesehen, ist der Rest außerdem recht gewöhnlich.
Auf technischer Seite gibt es nichts zu beanstanden. Bei einer Verfolgungsjagd gibt es auch einige interessante Kameraeinstellungen, ansonsten
zeichnet sich der Film vor allem durch einen Thriller-typischen dunkleren Look aus. Das steht wie gesagt im Gegensatz zum Drama, welches "Countdown"
im letzten Drittel schlichtweg gegen die Wand fahren lässt. Bis dahin ist der Film jedoch unterhaltsam und jederzeit im Fluss. Wäre da nicht die
Leinwandpräsenz von Jeon und Jeong hätte der Film jedoch eine schlechtere Wertung verdient. So oder so muss sich das Ende jedoch als frustrierend
erweisen und der Rest des Films als nicht unbedingt originell genug, um eine Empfehlung zu rechtfertigen. Zwei große Namen machen eben noch keinen
guten Film aus.