Story: Jiro (Keisuke Koide) feiert wie jedes Jahr alleine seinen Geburtstag, nur dass er dieses Jahr eine junge
Frau trifft, mit der er einen abenteuerlichen Abend verbringt. Nachdem die beiden sich voneinander verabschiedet haben
sieht Jiro sie nicht wieder. Erst ein Jahr später trifft er das Mädchen (Haruka Ayase) erneut. Diesmal scheint sie
allerdings etwas kühler und steifer. Das ist aber auch kein Wunder, da sie Jiro erzählt, dass sie ein Cyborg aus der
Zukunft sei, der von ihrem Erschaffer, dem zukünftigen Jiro, in die Vergangenheit geschickt wurde um einige Unglücksfälle,
die Jiro zustoßen werden, abzuwenden. Eine Projektion des älteren Jiro erzählt dem jüngeren überdies, dass der Cyborg
sich zwar noch wie ein Roboter benimmt, aber darauf programmiert ist menschliche Züge anzunehmen. Es obliegt nun also
Jiro seiner neuen Freundin eine Seele zu geben. Während Jiro immer mehr Gefühle für den Cyborg entwickelt, der ihm und anderen
immer wieder das Leben rettet, weiß der Cyborg allerdings noch nicht viel mit Gefühlen anzufangen. Dennoch verhält sich
Jiros Freundin mit jedem Tag etwas menschlicher, und so verbringen die beiden eine schöne Zeit, bis eines Tages ein großes
Unglück hereinbricht, das selbst der Cyborg nicht aufzuhalten können scheint...
Kritik: Was wäre, wenn Regisseur Kwak Jae-Young eine der phantastischen Drehbuchvorschläge seiner Heldin aus
"My Sassy Girl" nehmen würde, um daraus einen Film zu machen? Ganz klar, es würde diese großartige Sci-Fi Romantik-Komödie
dabei herauskommen. Parallelen zu "Terminator" sind so offensichtlich, das man sie als Hommage verstehen muss, und
tatsächlich nennt sich der Cyborg ein "Cyberdyne Model 103". Aber auch von "A.I." oder Park Chan-wooks "I'm a Cyborg
but that's ok" hat sich Kwak inspirieren lassen. Warum dreht Kwak seinen Film aber in Japan, wo er doch eigentlich
gebürtiger Koreaner ist? Vielleicht weil er glaubte, dass sein abgedrehter Genre-mix und der ungewöhnliche Humor in
Japan besser ankommen? Oder weil er dort die Gelder bekam (allerdings haben auch koreanische Produktionsfirmen mitgewirkt)
um seine ambitionierten und Special Effects-geladenen Ideen
verwirklichen zu können? Das ist schwierig zu sagen, es mag auch daran liegen, dass sein Film "Windstruck" in
Korea floppte, aber in Japan große Erfolge feierte. "Cyborg Girl" könnte man sich an manchen Stellen zwar durchaus auch
als koreanischen Film vorstellen, gerade die bunten Bilder fallen hier ein, aber irgendwann entwickelt der Film dann
seinen ganz eigenen Charme, der so wahrscheinlich nur in einem japanischen Film möglich ist. Kwak Jae-youngs
Handschrift bleibt aber zu jeder Zeit offenkundig.
Keisuke Koide übernimmt mit seiner speziellen Art, denn irgendwie ist er ein Loser und Freak, die Rolle
von Cha Tae-hyun aus "My Sassy Girl". Keisuke ("Linda, Linda, Linda", "Heavenly Forest") schafft es aber durchaus auch
Eigenheiten mit einzubringen. Somit passt er perfekt in seine Rolle, auch wenn man bei genauerer Betrachtung
vielleicht anmerken muss, dass ihm ein bisschen mehr Tiefe nicht geschadet hätte.
Kommen wir aber zum eigentlichen Star des Films: Haruka Ayase. Irgendwo hatte ich sie vorher schon einmal gesehen und
ihre perfekten Körpermaße hätten eigentlich den entscheidenden Hinweis für mich darstellen sollen. Zuerst war Haruka
nämlich ein Modell,
hat sich dann aber auch als Schauspielerin und Sängerin versucht. Über letzteres kann ich nicht viel sagen, obwohl
sich ihr "Happy Birthday" im Film wirklich nicht schlecht anhört, aber als Schauspielerin kann sie ziemlich
überzeugen. Als Cyborg schafft sie es eine angemessen steife und kühle Darstellung abzuliefern, wobei man immer wieder
gegen Ende ein paar kleinere menschliche Züge erkennen kann. Später, ohne etwas vorwegzunehmen, kann sie aber beweisen,
dass sie auch die emotionalen Szenen sehr gut beherrscht.
Haruka Ayase scheint außerdem recht sportlich zu sein und tanzen zu können. Denn wie sollte es anders sein, wird sie
in einer Disco von jemandem gefragt, ob sie den "Roboter" tanzen kann. Natürlich kann sie... Haruka beweist aber nicht
nur hier Körperbeherrschung, sondern auch in den vielen Szenen, in denen sie regungslos dastehen muss. Sie schafft es
einfach perfekt die Unantastbarkeit eines Roboters mit einer gewissen Wärme zu verbinden, so dass der Zuschauer sie
sofort in sein Herz schließen kann. Es schadet auch nicht, dass sie unwahrscheinlich süß aussieht...
Doch nun genug von Haruka Ayase geschwärmt, warum der Film so gut funktioniert ist Regisseur Kwak Jae-youngs einfallsreiche
Art seine Geschichte zu erzählen. Das Drehbuch hat er natürlich ebenfalls selbst geschrieben und es strotzt nur gerade
so vor abgedrehten und manchmal ausgeklügelten Momenten. Natürlich könnten böse Zungen ihm auch vorwerfen, dass
sein Drehbuch sogar etwas zu überladen sei, aber der Sci-Fi Rahmen mitsamt seiner Zeitreisegeschichte gibt seiner
Liebesgeschichte epische Ausmaße und vor allem das gewisse Etwas, das man heutzutage oft in solchen Filmen vermisst.
Am herausstechendsten ist natürlich der Humor des Films. Es gibt einige Szenen, deren Humor stark an "My Sassy Girl"
erinnert, weshalb sich Fans des Films hier gleich wie zu Hause fühlen werden, an anderen Stellen weiß aber auch einfach
nur die visuelle Umsetzung der Gags zum Lachen zu bringen. Einen Cyborg als Freundin zu haben lässt natürlich ganz
neue Möglichkeiten des Gagfeuerwerks aufkommen und Regisseur Kwak verpasst hier keine Gelegenheit. In Erinnerung bleibt
vor allem die Szene, in der der Cyborg Alkohol trinkt, wonach ihm einige Schaltkreise durchzuschmoren scheinen. Und
natürlich sind Männer eben Männer, weshalb Jiro sie fragt, ob sie denn "es" machen kann. Der Cyborg beantwortet solche
Fragen oder Versuche Jiros ihr unter den Rock zu schauen mit trockener Gewalt und niemand möchte wirklich den Schlag eines
Cyborgs abbekommen, der ungefähr 10 mal stärker ist als ein Mensch...
Am Anfang ist "Cyborg Girl" eine bunte Komödie, in der Mitte gibt es eine etwas verträumtere, wunderbare Passage als
Jiro das Dorf seiner Kindheit aufsucht, und der letzte Teil des Films ist etwas tragischer, inklusive einiger Tränen,
die der Zuschauer vergießen mag. Das alles wird aber von der schönen Sci-Fi Geschichte und der tollen Liebesgeschichte
zusammengehalten.
Kwak Jae-young baut einige faszinierende Storytwists ein und weiß den Zuschauer zu überraschen. Ich werde aber nicht ins
Detail gehen und aufzählen welche Zeitparadoxen Kwak nicht berücksichtigt hat, denn wie immer in Filmen mit solch einer
Thematik gibt es hier etliche Logikfehler, die den Zuschauer aber nicht interessieren sollten. Gerade eine überraschende
Katastrophe oder ein Blick in die Zukunft können uns aber in Erstaunen versetzen, da hier beachtliche Gelder für CGI-Effekte
zur Verfügung gestanden haben müssen, denn die Bilder können sich wahrlich sehen lassen. Nur gegen Ende läuft Kwak
wie so häufig Gefahr kein Ende finden zu wollen und ins Kitschige abzudriften. Im Gegensatz zu seinem "My Mighty
Princess" schafft er hier aber glücklicherweise noch die Kurve, sodass man zufrieden in den Abspann entlassen wird.
Sehr amüsant sind auch einige der Nebencharaktere, wobei hier vor allem Naoto Takenaka ("Waterboys", "Swing Girls") als
Baseball-liebender Professor einfällt, der seine Studenten gerne mit Kreide abwirft, falls sie mal schlafen oder
reden sollten. Kleinigkeiten, wie solche Charaktere oder auch der warme Soundtrack sind es, die den Film um einiges
bereichern.
Die wunderbaren Einfälle, der tolle Humor, der einen oft zum laut Auflachen bringt, die Sci-Fi Story, aber vor allem
die Liebesgeschichte machen "Cyborg Girl" zu einem einmaligen Erlebnis. Der Film mag zwar ein paar der für Kwak
typischen Fehler aufweisen, aber darüber sehe ich gerne hinweg, denn so bewegt und so viel Spaß hatte ich mit einer
Romantikkomödie schon lange nicht mehr!