Story: Hye-young (Jeon Ji-Hyun) lebt in Amsterdam und hilft ihrem Großvater in dessem Antiquitätenladen aus.
Nebenher verdient sie sich etwas Geld indem sie für Touristen Porträts malt. Eines Tages setzt sich Jeong-Woo
(Lee Sung-Jae) zu ihr um sich malen zu lassen. In Wirklichkeit ist Jeong-Woo jedoch Polizist und beschattet von der
Position aus ohne groß aufzufallen eine Bande von Gangstern, die für größere Lieferung von Drogen nach Asien
verantwortlich sind. Hye-young glaubt jedoch, dass es sich bei dem Mann um ihren heimlichen Verehrer handelt, der ihr
jeden Tag Ganseblümchen schickt. Nach einer Weile entwickelt auch Jeong-Woo Gefühle für Hye-young, allerdings bringt
er es nicht über das Herz ihr zu gestehen, dass er nicht ihr Verehrer ist.
Park-yi (Jung Woo-Sung) ist ein Auftragskiller, der eines Tages beobachtet wie Hye-young ein Gänseblümchenfeld malt.
Er verliebt sich mit der Zeit aus der Ferne in das Mädchen und schickt ihr seither Blumen. Doch nun hat er einen
Gegenspieler in Form eines Polizisten, weshalb er besonders vorsichtig sein muss, denn er wird bereits in Zusammenhang
mit einigen Morden gesucht. Außerdem will er Hye-young nicht in Gefahr bringen. Trotzdem kann er sie nicht kampflos
aufgeben. Schließlich entbrennt ein Kampf um Hye-young's Liebe, der tödlicher ist als zuerst angenommen...
Kritik: "Daisy" ist ein Blockbuster durch und durch. Die namhaftesten Stars Koreas und der neben Johnnie To
im Moment angesagteste Regisseur Hong Kongs Andrew Lau drehen zusammen einen Romantik-Thriller nach einem Drehbuch
von "My Sassy Girl"-Schreiber Kwak Jae-Yong. Die Bilder sehen großartig aus, Amsterdam ist ein erfrischend anderer
Schauplatz, als wir es vom Asien-Kino gewohnt sind und die schauspielerischen Leistungen sind over-the-top. Da kann
doch eigentlich nichts schief gehen.
Irrtum. Auch wenn "Daisy" eindeutig seine Stärken hat, erweist sich der Film am Ende doch als bittere Enttäuschung.
Von dem hier versammelten Dream-Team hat man eindeutig mehr erwartet und schlussendlich bekommen wir nur eine
Standard-Story mit oftmals künstlich wirkenden Bildern. Schön anzusehen, aber kaum Substanz.
Dieses Review bezieht sich im Übrigen auf die Director's Cut Version, die sich nicht nur beim Ende von der normalen
Version unterscheidet, sondern auch komplett anders geschnitten ist. Auch wenn mir der Vergleich fehlt, so soll doch
die Director's Cut wie so oft besser sein.
Es ist eigentlich ganz einfach auszumachen, warum genau "Daisy" so überaus enttäuschend ist. Alles schreit von den
Bildern über die Musik bis zu den Schauspielern nach Qualität und dennoch bekommen wir diese nicht wirklich geliefert.
Dabei ist Laus Werk wirklich nicht schlecht, nur kann es einfach nicht den Erwartungen, die es selbst aufstellt
gerecht werden. Überdies fangen irgendwann die Protagonisten an sich unglaubwürdig und irrational zu verhalten. Hier
steht dann Liebe plötzlich über allem. Der Fakt, dass Park-yi ein Auftragsmörder ist interessiert dann Hye-young
plötzlich nicht mehr und aus den eigentlich erbitterten Feinden Park-yi und Jeong-Woo werden auf dem Schlachtfeld
der Liebe sich freundschaftlich repektierende Kontrahenten.
Was uns "Daisy" hier als Liebesdreieck verkaufen will geht einfach nicht auf und das schadet natürlich dem gesamten
Film. Warum sich Polizist und Killer plötzlich gegenseitig verschonen ist zwar vom Grundgedanken her ersichtlich, aber
nicht nachvollziehbar. Hye-young steht zwischen diesen beiden Männern, liebt mehr einen Gedanken bzw. die Taten desjenigen
der sie verehrt, also ein idealisiertes Bild, als die Männer die wirklich vor ihr stehen. Dieses Verliebtsein in die
Liebe lässt sie dann auch schnell alle unmoralischen Taten ihres Geliebten vergessen. Grundlegend hätte diese
Beziehung so auch funktionieren und glaubwürdig sein können, aber der Film versagt hier eben genauso, wie beim
Zeichnen eines schönen Charakterbilds des Killers mit Herz. Jung Woo-sung ("A Moment to Remember") schafft es zwar
seinem Charakter eine gewisse Tiefe zu verleihen, was aber nichts daran ändert, dass die Story ihn zu sehr wie ein
nicht gut ausgearbeitetes Stereotyp darstellt.
Um gleich bei den Schauspielern zu bleiben: Jeon Ji-Hyun ("My Sassy Girl") kann wieder mal mit ihrem Charme den
Zuschauer verzaubern. Die meiste Zeit ist sie am Heulen, doch nebenbei schafft sie es auch ihrem Charakter Leben
einzuhauchen. Die beste Vorstellung liefert aber Lee Sung-jae ("Public Enemy") als Cop ab, der den Zuschauer schnell
für sich gewinnen kann. Oft genug macht das Dreiergespann dieser Top-Darsteller einige der Fehler des Films wett, aber
nicht immer reicht das eben.
Neben den Logikfehlern bzgl. des Verhaltens der Darsteller nerven auch die unentwegt eingebrachten Monologe der
Protagonisten mit denen sie wann immer sie können, das in Worte fassen was eigentlich eh schon klar ist. Ein bisschen
glaubt der Zuschauer deshalb, dass man ihn für zu blöd hält um den Film auch so verstehen zu können, was umso erstaunlicher
ist, als dass Andrew Lau mit seiner "Infernal Affairs" Trilogie doch im Stande war intelligentes Kino zu schaffen. Aber
vielleicht sollte man die Schuld auch einfach bei den Drehbuchschreibern suchen.
Wo man Regisseur Lau aber eindeutig kritisieren muss ist wenn es um die etlichen eingefrorenen Bilder, unnötigen
Zeitlupen etc. geht. Lau zitiert hier oftmals zu sehr seine vorigen Werke, so dass wir bestimmte Flashbacks in
Schwarz-weiß zu sehen bekommen, oder eben nur bestimmte Gegenstände/Personen farbig erscheinen. Das sind schöne
Spielereien und wie alles an dem Film sieht es toll aus, doch es entbehrt leider nicht einer gewissen Künstlichkeit.
Manchen von diesen Kunstgriffen wirken auch einfach nur überflüssig.
Wer Action erwartet wird abgesehen von dem kurzen Showdown ziemlich enttäuscht werden, denn "Daisy" ist mehr ein
Romantik-Drama mit starken Thriller-Aspekten, das überdies erstaunlich ernst bleibt und deshalb wegen einiger
gut gemeinter Liebesszenen etwas kitschig wirkt.
Einen dicken Daumen nach oben gibt es für die Musik. Shigeru Umebayashi ("House of Flying Daggers") und Chan Kwong Wing
("Infernal Affairs") sind zwei hervorragende Komponisten und beweisen dies hier erneut. Die Stücke sind mal
verträumt, romantisch und dann wieder spannend. Abwechslungsreich eben, auch wenn ein starker Akzent auf dem
Romantischen liegt. Das wird besonders am Ende bei dem gesungenen Stück offensichtlich.
Warum spielt der Film in Amsterdam? Weil es mit den europäischen Häusern und den grünen Wiesen einfach toll aussieht.
Davon abgesehen scheint es keinen wirklichen Grund zu geben, doch ist das das geringste Problem des Films. "Daisy"
soll gefallen und mit seinen großartigen Bildern und den Darstellern schafft es das auch. Gleichzeitig wirkt der Film
aber oft zu künstlich und versucht zu stark den Zuschauer zum Tränen-Vergießen zu bringen. Manchmal trifft er ins
Schwarze, meistens aber nicht. Besonders schlimm ist aber, dass man am Ende einfach enttäuscht ist, denn es gibt hier
einfach nichts außergewöhnliches zu entdecken, und das wo die Bilder doch anderes versprechen.
Wenn man den Film ein zweites Mal sieht und weiß worauf man sich einzulassen hat, nämlich eine fast schon herzergreifende
überstylisierte Romanze in tollen Bildern, und auch bereit dazu ist sich darauf einzulassen, dann kann einem
der Film wirklich gefallen und würde sogar eine bessere Bewertung verdienen. Doch wir alle haben Erwartungen, gerade
wenn so große Namen wie hier im Spiel sind, und da muss "Daisy" einfach schlicht und einfach als enttäuschend
bezeichnet werden.