Story: An der No-Use-High geht es chaotisch her. Die Lehrer stecken ihre Schüler mit Geschlechtskrankheiten an
und die Schüler sind dermaßen Teil der bonbon-bunten Teenie-Welt, dass sie sich nicht mal die Mühe geben wirklich zu
lernen. Unter ihnen fällt jedoch das Mädchen "Poor Girl" (Kim Ok-bin) auf, die mit ihrer Mutter in einer kleinen
heruntergekommenen Wohnung lebt und schließlich beschließt sich zu prostituieren um sich und ihre Mutter einigermaßen
aus ihrem Schuldenberg befreien zu können. Doch sie verliebt sich in den reichen Anthony (Park Jin-woo), der aus der
Schweiz in seine Heimat zurückgekehrt ist. Anthony wiederum hat ein Auge auf "Cyclops" (Lee Kyeon) Schwester
(Eun-seong) geworfen. Allerdings erweist sich diese als Mann! Dennoch kann Anthony seine Gefühle nicht leugnen.
Gleichzeitig wird "Poor Girl" durch merkwürdige Zufälle in eine Sekte verschleppt, in der sie tanzen muss. Dort nimmt
sie einer ihrer Kunden mit dem Handy auf und schon bald erobert "Poor Girls" Tanz das Internet. Plötzlich steht sie
im Mittelpunkt des Interesses, jedoch nicht für lange, denn einige Schüler sind bemüht herauszufinden, warum sich viele
Mädchen an der Schule in Musterschülerinnen verwandeln.
Kritik: "Dasepo Naughty Girls" ist schrill, bizarr, abgedreht - und schwer einzuordnen. Oftmals hat man das
Gefühl, sich in einem Live-Anime zu befinden, wie man es nur von den Japanern kennt. So weit ist das dann auch gar nicht
hergeholt, denn der Film basiert auf einem populären Online-Comic. Obwohl hier eindeutig die Fragwürdigkeit der
moralischen Ambiguität in der koreanischen Gesellschaft in Bezug auf Sex, Popkultur und soziale Unterschiede
angesprochen und kritisiert wird, zeigt Regisseur Lee Jae-yong erstaunlich wenig nackte Haut für einen Film, der
eigentlich verspricht unanständig (eben "naughty") zu sein. Tatsächlich erweist sich das als eine der Stärken des
Films, denn so kommt die manchmal subtile und an anderen Stellen unleugbar ins Auge springende Kritik besser zum
Tragen. Allerdings wird die Machart des Films einige Zuschauer abschrecken.
Die Einleitung gibt uns schon einen guten Eindruck von dem was uns erwartet. Lehrer, die mit ihren sich prostituierenden
Schülerinnen schlafen und sich anschließend eine Geschlechtskrankheit zuziehen, woraufhin sich fast das ganze Klassenzimmer
krank melden lässt, weil anscheinend jeder mit jedem... Das alles wird in schrill-bunten Farben erzählt, die den
oftmals karikativen Stil des Films noch unterstreichen und zusammen mit einigen Kostümen irgendwie stark an die
60er/70er Jahre erinnern. Dabei kann Lees Werk auch stark befremdlich wirken, wie die darauf einsetzende Tanzeinlage mit
Gesang beweist. Manchmal fragt man sich in was für einem Film man da eigentlich gelandet ist. Doch das meiste davon
scheint einen gewissen Sinn zu haben. Die Multi-Religiösität Koreas wird ebenso auf die Schippe genommen wie die
Karaoke-Vernarrtheit des Landes, die in weiteren Gesangsszenen mit eingeblendeten Textuntertiteln veralbert wird.
Auch wenn man sich mittlerweile ein wenig mit der Kultur Koreas auskennt kann es dennoch vorkommen, dass man einen
ziemlich starken Kulturschock bekommt. Oder dank der grellen Farben vielleicht auch nur einen Epilepsie-Anfall.
Der bunt-fröhliche Stil des Films, der wie gesagt lobenswerter Weise diesmal aber auch einen Sinn hat, nämlich den,
die gesamte Teenie-Popkultur gehörig durch den Kakao zu ziehen, ist sehr ansprechend und macht den Film fast schon
außergewöhnlich.
Kommen wir zu den Schwächen, die ganz klar in der Story liegen. Story? Die gibt es eigentlich gar nicht könnte man zuerst
meinen, doch nach und nach kristallisieren sich einige kleinere Episoden heraus. Schlussendlich und als wir glaubten uns
nun für immer in einem Netz aus wirren Nebenstorys verstrickt zu haben legt Regisseur Lee seinen Fokus auf "Poor Girl"
und Anthony. Leider ist das aber schon zu spät, denn mittlerweile glaubt man einer Gehirnwäsche unterzogen worden zu
sein und kann sich gar nicht mehr erinnern, ob gewisse Szenen eigentlich zu diesem Film gehörten oder doch eher zu dem,
den man am Vorabend gesehen hat. Ja, so stark inkonsistent ist der Film. Die meisten der "Stories", um sie ganz vorsichtig
mal so zu nennen, passen einfach in kein Gesamtbild, so dass man am Ende einen wirren Haufen hat. Einziger Fixpunkt ist
die Schule, an der die ganzen Geschehnisse stattfinden.
Kein Wunder also, dass auch die Charaktere allesamt abgedreht sind. Zum Glück kann aber vor allem Kim Ok-bin als "Poor
Girl" relativ normal wirken und uns als Orientierungspunkt dienen. Auf ihrem Rücken trägt sie immer ein kleines
graues Männchen, das sie "Armut" nennt. Diese symbolträchtige und eindeutige Ausdruckssprache ist aber nicht immer
vorzufinden. Manchmal übt der Film auch nur leise und unterschwellig Kritik an Koreas Gesellschaft und ihrem Wunsch
nach Uniformität, oder eben der Popkultur der Jugend. Außerdem geht es auch um die Liebe, Homosexualität, Transvestiten
und merkwürdige sexuelle Vorlieben. Das alles ist aber keineswegs schlüpfrig dargebracht, sondern eben abgehoben schrill
und zuweilen auch äußerst lustig. Hierbei muss aber gesagt werden, dass der Humor des Films zwar manchmal ins Schwarze
trifft, an anderen Stellen wiederum aber nicht. Trotzdem schafft es "Dasepo Naughty Girls" immer gute Laune zu
verbreiten.
Es gibt viel in Lees Werk zu entdecken, einiges davon nur zwischen den Zeilen und außerdem wird man den Film wohl nur
wirklich zu schätzen wissen, wenn man sich mit der Kultur Koreas auskennt. Ansonsten wird man sich aber an den süßen
Mädels nichts sattsehen können oder eben über die abstrusesten Szenen lachen müssen. Manches will aber einfach nicht
in den Film passen. Da wäre z.B. die Szene des Schulmonsters, das sich in einen Drachen verwandelt. Hier sieht man
einmal mehr, dass man wohl genügend Geld für ein paar ordentliche CGI-Effekte zur Verfügung hatte, aber wofür? Viele
der auf subtile Kritik abzielenden Nebenstorys wollen eben auch nicht immer wirklich funktionieren.
Besonders schade ist nicht nur, dass es kaum eine Story gibt und sich das wenige davon einfach zu episodenartig
anfühlt, sondern auch, dass die wenigen Nebenhandlungen, die erzählt werden sich auch noch einfach verlaufen. Viele
Fragen bleiben offen und lassen einen wie einige der abgedreht-absurden Szenen mit Fragezeichen vor dem Bildschirm
zurück.
Die Mehrdeutigkeit mancher Dialoge, sowie die verschiedenen subtilen Botschaften, wie "mehr Toleranz gegenüber anderen und
Minderheiten" erfüllen den Film fast schon mit Anspruch und tatsächlich erweist sich das Werk bei genauerer Betrachtung
als wesentlich intelligenter als man es ihm anfangs zugestehen will. Überdies kann "Dasepo Naughty Girls" oftmals richtig
originell sein und ansonsten mit viel Sex-Appeal, absurdem Humor und einem außergewöhnlichen Stil glänzen. Es würde mich
nicht wundern, wenn Lees Werk mit der Zeit einen gewissen Kultstatus erlangen würde.
Wegen seines allzu oft befremdlichen
Gefühls, das er mit seinen abgedrehten Szenen im Zuschauer hervorruft, kann ich den Film aber nicht ruhigen Gewissens jedem
empfehlen. Besonders Liebhaber abgedrehter Japano-Werke werden jedoch ihren Spaß haben können.
Darüberhinaus kann ich für einen Film keine eindeutige Empfehlung aussprechen, der dermaßen inkonsistent und stellenweise
vollkommen unzusammenhängend ist, wie "Dasepo Naughty Girls". Dennoch muss man Regisseur Lee für seinen Einfallsreichtum
ein kleines Lob aussprechen.
Es wird jene geben, die den Film lieben werden und auf der anderen Seite wird es genügend
Leute geben, die überhaupt nichts mit dem Film anfangen werden können. Früher hätte ich mich tatsächlich in letztere
Kategorie eingeordnet, doch als Filmkritiker, der versucht so objektiv wie möglich zu bleiben und alle Perspektiven
in Betracht zu ziehen versucht, muss man einfach anerkennen, dass "Dasepo Naughty Girls" eindeutig einen interessanten
filmischen Beitrag zum Comedy-Genre leistet.