Story: Lim Byeong-ho (Han Suk-kyu) arbeitet für den nordkoreanischen Geheimdienst und flüchtet Anfang der 80er Jahre
nach West-Berlin, von wo aus er nach Südkorea gelangt. Allerdings glaubt die KCIA, dass Lim ein nordkoreanischer Spion
ist, der nur vorgibt in ihr Land geflüchtet zu sein, um dort Freiheit zu finden. Trotz enormer Folter bleibt Lim
jedoch bei seiner Geschichte und wird schließlich von Baek (Jeon Ho-jin) für die Zwecke der südkoreanischen Regierung
instrumentalisiert. Er bildet in einem Trainingslager südkoreanische Spione aus und wird schließlich sogar befördert,
sodass er für die Informationsauswertung des Geheimdienstes zuständig ist. Das ist genau der Ort, an dem Lim sein
wollte, denn er ist tatsächlich ein nordkoreanischer Spion, der im Feindesland wichtige Missionen erfüllen muss. Sein
einziger Kontakt ist die Radiomoderatorin Yoon Soo-mi (Ko So-young), die seit ihrer Geburt in Südkorea lebt und
trotzdem dem nordkoreanischen Nachbarn Treue geschworen hat. Doch nordkoreanische Spione sind entbehrlich und als
eines Tages die nordkoreanische Regierung die Treue Lims und Yoons in Frage stellt, müssen die beiden befürchten
ausgeschaltet zu werden...
Kritik: "Double Agent" ist ein Spionage-Thriller, ohne einer zu sein, eine Charakterstudie, die in ihren Anfängen
stecken bleibt, schlicht gesagt ein Film, der nicht genau weiß, in welche Richtung er gehen möchte. Für einen Spionage-Film
erweist sich "Double Agent" als zu spannungsarm und zu gemächlich im Tempo. Vielmehr scheint man sich auf den nordkoreanischen
Spion Lim konzentrieren zu wollen, doch die Charakterausleuchtung bleibt bei ihm unter Schummerlicht alles andere
als angemessen. Nur Han Suk-kyus ("Christmas in August", "Shiri") subtiler Darstellung ist es zu verdanken, dass Lim
weitaus komplexer ist, als es das Drehbuch eigentlich zulässt. Dementsprechend erweist sich dieser Thriller mit
vielverpsprechendem Plot als eine grobe Enttäuschung, der es an Elan, Witz und tieferer Bedeutung mangelt. Das ist
umso frustrierender, als dass man augenscheinlich versucht hat einen interessantes Drama zu schaffen, dann aber
kommerziellen Erfolg im Sinne eines "Shiri" vor Augen hatte. Die Rechnung dieser Vermengung zweier Genres geht allerdings
nicht auf.
Die Prämisse des Films ist durchaus interessant. Mit Sicherheit nicht der erste oder letzte Film, der das schwierige
Verhältnis von Nord- und Südkorea behandelt, verlagert Regisseur Kim Hyeon-jeong in seinem Debutwerk den Konflikt
in die 80er Jahre. Ein Problem bei solch einer Vorgehensweise ist, dass man bei unsachgemäßer Handhabung des
Themas Gefahr läuft, den Zuschauer zu verlieren, da fast 30 Jahre auf emotionaler Ebene das Publikum zu sehr
von den Geschehnissen trennt. Ein Sympathieträger könnte dies verhindern, aber soll ein nordkoreanischer Spion
tatsächlich als solch einer dienen können? Nein, natürlich nicht, und das ist auch genau das Problem, in das sich
Regisseur Kim hineinmanövriert. Den Zeitgeist einzufangen ist eine Sache, aber dabei auch einen guten Film zu
schaffen eine andere. Dem Regisseur war dies wohl nicht völlig bewusst.
Dabei gibt es durchaus einige positive Aspekte zu benennen. Da wäre z.B. das Intro in Form einer nordkoreanischen
Militärparade, in die Han Suk-kyu technisch einwandfrei hineingearbeitet wurde. Des Weiteren bekommen wir die
gefürchteten Verhör- und Foltermethoden des koreanischen Geheimdienstes KCIA zu sehen, die während der 70er/80er ihren
Sitz in Namsan hatte. Wer zu dieser Zeit nach Namsan ging, wurde zum Verhör dort hinbestellt. Eine
kleine Episode mit einem Studenten zeigt ebenfalls, wie verbissen und auf welch unmenschliche Art und Weise die
südkoreanische Regierung Kommunisten jagte. Wichtige Informationen, welche die Umstände zu dieser Zeit näher ausleuchten.
An einer Stelle wird Lim südkoreanischen Studenten vorgeführt, als Propaganda dafür, dass Nordkoreaner in ihrem Land hungern
und leiden und aus Not in das großartige, kapitalistische Südkorea fliehen wollen. Dabei zeigt Lim ihnen das stereotypische
Bild eines Nordkoreaners, das diese wohl erwarten und gerne sehen wollen. Doch das Thema der politischen Instrumentalisierung
hätte hier und da noch ein wenig mehr Einzug in den Film finden dürfen.
Spannungstechnisch darf man von "Double Agent" wirklich nicht viel erwarten. Der Film fließt die meiste Zeit an einem
vorbei und man weiß nie genau, ob er überhaupt irgendwo hin will. Es gibt keine richtige Story, die sich entfaltet
und überdies mangelt es dem Film an der Sorte Witz, die Spionage-Thriller eben so unterhaltsam machen. Keine technischen
Spielzeuge, die zum Einsatz kommen, keine spannenden Einbrüche und Informationsbeschaffungsmaßnahmen, sondern einfach
nur die Charakterstudie eines nordkoreanischen Spions, der es ohne Weiteres schafft, nicht den Annehmlichkeiten der
konsum- und vergnügensorientierten Gesellschaft Südkoreas zu erliegen. Dem Ganzen fehlt einfach der Tiefgang und dem
sollte wohl mit Lims angedeuteter Liebesgeschichte mit Yoon Abhilfe geschaffen werden. Doch das funktioniert noch
weniger. Ko So-young ("APT") kann zu keinem Zeitpunkt auf gleichem Niveau mit Han Suk-kyu spielen. Ihr Charakter
bleibt zu flach und uninteressant.
"Double Agent" zieht sich an manchen Stellen endlos hin und bleibt emotional völlig kühl. Die Liebesgeschichte kann
das keinesfalls ändern und dem Zuschauer fehlt einfach jemand, mit dem er mitfiebern kann. Hans Subtilität kann den
Film auch nicht davor bewahren oftmals schlichtweg Langeweile aufkommen zu lassen. Der Versuch durch ein emotionales
Ende noch einmal Punkte gut zu machen, ist natürlich zum Scheitern verurteilt, obwohl der Schluss durchaus das Highlight
des Films darstellt. Technisch liefert der Film auch nur Solides ab und so fragt man sich missmutig,
ob man aus dem Material denn wirklich nicht hat mehr machen können. Die Antwort liegt auf der Hand: Man hätte. Doch
"Double Agent" schafft es weder ein spannender Spionage-Thriller noch ein interessantes Charakterdrama zu sein.