Story: Huang Huo-tu (Tony Leung Ka-Fai) arbeitet für die Abteilung für Auslandsangelegenheiten. Seitdem er
einen Korruptionsskandal innerhalb der Polizei aufgeklärt hat, ist er bei seinen Kollegen alles andere als hoch
angesehen. Huo-tu zieht sich in seine Arbeit zurück, vernachlässigt seine Frau Ching-fang (Rene Liu) und seine
Tochter, die seit einer Geiselnahme vor 2 Jahren kein einziges Wort mehr gesprochen hat. Ching-fang will die
Scheidung und auch beruflich läuft es nicht gut für Huo-tu.
Nachdem Taipei von einem Serienmörder unsicher gemacht wird, dessen Opfer alle durch Halluzinationen gestorben sind, die
durch Pilzsporen hervorgerufen wurden, muss Taiwan, auch wegen des immer stärker werdenden politischen Drucks,
die Hilfe des Spezialisten Kevin Richter (David Morse) einholen. Dieser hat sich beim FBI auf das "Profiling" von
Serienmördern spezialisiert. Als Partner bekommt er Huo-tu zur Seite gestellt.
Obwohl Richter die Dinge wissenschaftlich und logisch angeht, wohingegen Huo-tu eher an Geister und Dämonen glaubt
kommt das ungleiche Paar dem Täter langsam immer näher. Huo-tu findet außerdem heraus, dass das Motiv der Taten ein
religiöses zu sein scheint. Doch wie gefährlich der Fall tatsächlich ist müssen die beiden bald am eigenen Leib
erfahren...
Kritik: "Double Vision" war bis vor kurzem der teuerste Film aus Taiwan und zeichnet sich durch einen internationalen Look und
Besetzung aus. Auch das Genre, das der Film abdeckt ist für asiatische Produktionen eher ungewöhnlich.
"Double Vision" ist ein Mystery-Thriller im Sinne eines "Sieben" mit etwas "Akte X". Demenstprechend
ansprechend empfand ich dann auch den Film. Das heißt nicht, dass der Film ohne Fehler ist, aber er bietet eine
spannende und düstere Atmosphäre, eine nette Serienkiller-Story und gute Schauspieler. Den Produktionsaufwand sieht
man Regisseur Chen Kuo-fus Werk an und so ist ihm mit "Double Vision" ein sehr unterhaltsamer Film gelungen.
Die Story um den Serienmörder ist recht gut. Lange Zeit tappt man im Dunkeln, nach und nach stellt sich aber heraus,
dass der Film nicht nur ein düster-brutaler Thriller ist. Chinesische Religion, insbesondere der Taoismus spielt hier
eine wichtige Rolle, Dämonen betreten die Bühne, Unerklärliches geschieht und dennoch kann der Film sowohl aus
logischer, als auch aus übernatürlicher Perspektive betrachtet werden.
Richter ist der Ungläubige, der schon zuviel gesehen hat um sich einer so einfachen Antwort auf all
das Grauen dort draußen, wie Dämonen zu bedienen. Huo-tu dagegen ist sich sicher, dass an den chinesischen Mythen etwas dran ist.
Auf wessen Seite man schlussendlich steht ist dem Zuschauer selbst überlassen, denn dank dem sporenartigen
Halluzinogen kann vieles von dem was auf dem Bildschirm passiert als reine Einbildung gesehen werden, muss aber nicht.
Der Film bietet einige sehr überraschende Twists, manche davon sind sogar richtig schockierend, nur das Finale wirkt
stellenweise ein wenig zu langgezogen. Wer hier irgendwann nicht mehr durchblickt, der sei darauf hingewiesen nicht
die Sporen zu vergessen! Gerne arbeitet der Film nämlich damit die Grenze zwischen Realität und Einbildung zu
verwischen.
Die Amerikaner haben ebenfalls ihren Beitrag zu dem Film geleistet, wenn auch hauptsächlich mit Geld. David Morse
ist allerdings eine echte Bereicherung für den Film. Sein Charakter ist sehr sympathisch, ehrlich und hat sich trotz
allem was er erlebt hat, seinen ganz eigenen trockenen Humor bewahren können. Auf Kosten der Sprachbarriere, schließlich
kann sich Richter nur mit Huo-tu auf Englisch unterhalten, gibt es einige kleine Gags und so kommt der Kulturschock
auch recht gut rüber. Morse gibt dabei eine sehr gute Vorstellung ab, wobei er manchmal sogar seinen Kollegen die
Show stiehlt. Schade nur, dass wir nur sehr wenig über seinen Hintergrund erfahren, denn er scheint ein interessanter
Charakter zu sein.
Tony Leung Ka-fai ("Election") spielt den am Boden zerstörten Polizisten, der sich von seiner Familie abkapselt,
obwohl er diese noch immer liebt. Seine Hintergrundgeschichte mit der Geiselnahme seiner Tochter ist gut eingebracht und
gerade die Szenen mit seiner Frau, ebenfalls überzeugend von Rene Liu ("A World Without Thieves") dargestellt, sind
trotz ihrer Seltenheit sehr intensiv.
Besonders gelungen ist die Chemie zwischen Huo-tu und Richter. Diese kommt zwar erst später richtig zum Tragen und
erreicht ihren Höhepunkt in einem Gespräch über Dämonen und die Wissenschaft, ist aber eindeutig ein Highlight des
Films.
Wegen der Natur des Films ist es nicht verwunderlich, dass wir während der Ermittlungen einige Szenen zu sehen
bekommen, die nicht unbedingt etwas für zarte Gemüter sind, aber eigentlich blieb die von manchen Kritikern
angesprochene krasse Brutalität des Films aus. Wenn da nicht eine Szene im Film wäre, in der eine Mannschaft
Polizisten eine Sekte stellt, woraufhin ein wahres Massaker entbrennt. Plötzlich fließt das Blut in Strömen,
Körperteile werden mit chirurgisch scharfen Kurzschwertern abgetrennt, Schüsse zerfetzen die Körper und ein Blutbad
nimmt seinen Lauf, das einem noch lange ein mulmiges Gefühl im Magen bereitet. Die Szene kommt einfach vollkommen
unerwartet und glänzt durch erschreckenden Realismus, der durch die überraschend gut gelungenen von CGI-Effekten
unterstützten Special Effects noch verstärkt wird.
Chen Kuo-fu legt über seinen ganzen Film einen Blaufilter, der seine Welt düster und kühl wirken lässt. Technisch ist
der Film top und wirkt sehr ambitioniert. Die Story ist ebenfalls gut, mit ein wenig Religion und übernatürlichem
Charakter, wobei letzteres für einige ein wenig unerwartet seinen Weg in den Film finden wird. Die kleine dramatische
Nebenhandlung um Huo-tu und seine Familie ist zwar nichts wirklich neues, fügt sich aber gut in den Film ein und
überzeugt durch das Schauspiel der Darsteller.
Manchmal scheint "Double Vision" für kurz seinen Fokus zu verlieren, das Tempo lässt hier und da etwas nach, aber
der Film überschreitet dabei nie die Grenze zum Störenden. Gerade die Partnerbeziehung zwischen den beiden
Hauptdarstellern lässt den Zuschauer immer mittendrin im Geschehen sein. Spannend und gut erzählt, ist der Film
kompromisslos und bietet einige schöne Überraschungen. Gefundenes Fressen also für jene, die sich für
Serienkiller-Thriller interessieren und dabei übernatürlichen Elementen nicht abgeneigt sind. Leider ist der
Film jedoch fast schon etwas überambitioniert, weshalb nicht alle Elemente in dem Film ein perfektes Ganzes
ergeben wollen. Das macht aber nichts, denn was auf jeden Fall bleibt ist ein sehr gelungener, düsterer Horror-Thriller.