Story: Tiger (Nicholas Tse) ist ein vielversprechender junger Kampfkünstler, der einer Schule mit dem Namen
"Dragon Tiger Gate" angehört. Als er eines Tages in einem Restaurant Zeuge wird, wie jemand schikaniert wird, greift
er ein. Er legt sich dabei aber mit der Organisation des mächtigen Gangster-Boss Ma Kwun (Chen Kuan-Tai) an und
stiehlt überdies ein wichtiges Medallion, das eine Auszeichnung des mächtigen Lousha ist und überdies ein Freibrief
die Geschäfte in dem Viertel in der Hand haben zu dürfen.
Dragon (Donnie Yen), die rechte Hand von Ma Kwun, holt sich das Medallion zurück, jedoch nicht ohne dabei zusammen
mit Tiger und dem zufällig anwesenden Turbo (Shawn Yue) ein weiteres Restaurant dem Erdboden gleichzumachen.
Es stellt sich heraus, dass Dragon der ältere Bruder von Tiger ist, der vor einer Weile die "Dragon Tiger Gate"
Schule verlassen musste. Tiger, sowie der Meister wollen ihn wieder in der Schule aufnehmen, doch aus Dankbarkeit zu
seinem Vaterersatz Ma Kwun, muss Dragon ablehnen. Es scheint so als wenn die beiden Brüder nun auf unterschiedlichen
Seiten kämpfen würden, aber schon bald taucht ein gemeinsamer Feind in Form von Lousha auf, der in seiner
Unbarmherzigkeit den Hass aller auf sich zieht. Eines ist sicher: Ohne die Hilfe von Dragon können Tiger und der
neue Schüler des "Dragon Tiger Gate" Turbo, den übermächtigen Lousha nicht besiegen.
Kritik: Wilson Yip hat mit seinem "SPL" einen sehr schönen, düsteren Hong Kong Thriller auf die Leinwand gebracht.
Die Erwartungen
waren also bei seinem nächsten Film ziemlich hoch, aber "Dragon Tiger Gate" erweist sich so oder so als eine große
Enttäuschung. Ein kommerzielles, buntes und CGI-beladenes Actionfeuerwerk, das man eigentlich nicht braucht, ist aus
der Verfilmung dieses 70er Jahre Hong Kong Comics geworden. Als Darsteller hat man die heute angesagtesten Jungdarsteller
verpflichten können und dann natürlich auch noch Donnie Yen, der ein Abziehbild dessen darstellt, was einen am Film
innerhalb weniger Minuten stört: laute und ununterbrochene Action, die mit ihrer Coolheit schon aufdringlich
wirkt. Nichts gegen gute Action, aber etwas Substanz hätte hier nicht geschadet. Und wenn es nur ein bisschen gewesen
wäre...
Kommen wir gleich zum Problemkind: Donnie Yen. Was soll man über diesen Mann sagen. Ja, er ist ein hervorragender
Kampfkünstler und seine Choreographien wissen durch Originalität und Power zu begeistern. Er wird etwas später
diesbezüglich noch genügend Lob abbekommen, also kommen wir erstmal zur Kritik. Es ist ja fast schon peinlich wie
sich Yen mit seinen immerhin 43 Jahren als hipper 20-Jähriger ausgibt. Wenn er auf dem Bildschirm ist, dann dreht sich
alles um ihn, der Wind weht ihm konstant durchs Haar und er ist in seiner Coolheit einfach nicht zu überbieten.
Aber es ist eben zu viel des Guten. Donnie Yen gibt soviel Wert darauf gut auszusehen oder cool zu sein, dass man
sich manchmal fragt, ob er nicht vielleicht vom anderen Ufer ist. Denn welcher Mann achtet schon so sehr auf sein
Äußeres!? Wie dem auch sei, man kann jedenfalls nicht bestreiten, dass sich in Donnie Yen ein kleiner Narzisst
verbirgt. Und dieser kommt hier öfter zum Vorschein als es einem lieb sein kann.
Der einleitende Comic-Strip-Anspann erinnert stark an die Marvel-Comicverfilmungen und so wundert man sich auch
nicht, wenn alle Darsteller in engen Jeans und mit gestylten Frisuren, die ihnen immer ins Gesicht hängen, über den
Bildschirm hüpfen. Eine einzige Modenschau, die nur durch die freche Werbung für Nokia-Handys an etlichen Stellen im
Film getoppt wird. Ja, es wirkt alles etwas lächerlich, aber da es sich um eine Comic-Verfilmung handelt, bleibt alles
im Rahmen des Erträglichen. Selbst die CGI-Effekte, mit deren Hilfe die Action auf ein bombastisches Maß gepusht
wurde oder mit denen ganze Wolkenkratzer erschaffen wurden, passen obwohl sie manchmal ein wenig billig wirken
gut in diese Welt. Vieles ist hier sehr bonbonbunt dargestellt, aber zum Glück wirken die Sets dabei auch ziemlich
originell und ansprechend. Gerade einige Landschaftsaufnahmen, die mit ein paar reingemischten Tempeln, Türmen etc.
aufpoliert wurden sehen atemberaubend gut aus. Aber die Macher wussten einfach nicht, wie man sich der schönen Cinematografie
bedienen hätte sollen und so scheint hier vieles einfach verschwendet.
Zum größten Teil ist der grauenhafte Plot daran Schuld, dass man nicht in den Film hineinfinden kann. Grundlegend
geht es hier nur um das Gut gegen Böse, mit ein paar kitschigen Verwandschaftsverhältnissen, Liebesgeschichten und
allerlei unnützen Hintergrundstorys. Letztere werden dann in Flashbacks in den Film eingebracht und ziehen das
Tempo oft unnötig runter. Wichtig ist hier sowieso nichts von dem was wir zu sehen bekommen und so fragt man sich
warum man sein Augenmerk nicht eher auf andere Aspekte des Plots gelegt hat. Dem Oberbösewicht hätte etwas mehr
Zeit auf dem Bildschirm nämlich wirklich nicht geschadet. Er hat fast gar keine Einleitung und wird sehr spät erst
in den Film geworfen. Warum ist er überhaupt in dem Film? Weil... er der Bösewicht ist! Eine Bindung zu ihm
können wir nie aufbauen und es scheint auch gar nicht nötig, dass wir einen großen Hass gegen ihn entwickeln, auch wenn
er einige der etwas wichtigeren Charaktere umbringt. Hauptsache wir haben jemanden, dem unsere Helden am Ende auf die
Rübe geben können. Schwach...
Was die Schauspielerei betrifft kann man hier natürlich kein Gold erwarten, aber wenigstens irgendein Metall wäre schön
gewesen. Stattdessen bekommen wir schlecht gezeichnete Charaktere vorgesetzt, die nur durch ihre Coolness glänzen sollen.
Nicholas Tse ("New Police Story") soll einer der Hauptcharaktere sein, wirkt aber immer sehr flach gespielt und hat fast nie
Präsenz, nur wenn es zu den Kämpfen kommt. Shawn Yue ("Infernal Affairs II") besitzt zwar irgendwo etwas
geheimnisvoll-cooles, aber auch er bleibt nicht weiter erwähnenswert, obwohl er ohne Zweifel der Interessanteste von den
Dreien ist. Dass Donnie Yen ("Hero", "SPL") nicht wirklich schauspielern kann ist ja bekannt, aber er konnte es
wahrlich schon besser kaschieren. Er versucht in emotionalen Momenten zu punkten, doch gerade seine überzogene Darstellung
in diesen wirkt komplett seiner Coolness entgegen, auch wenn die Quantität dieser Szenen sich in Grenzen hält.
Wenn man sich vergegenwärtigt, was "Dragon Tiger Gate" eigentlich darstellt, nämlich dümmliche Popkorn-Unterhaltung, dann
wundert es umso mehr, dass der Film erstaunlich ernst ist und nur wenige komische Momente bietet. Die "dramatischen"
Szenen funktionieren sowieso nicht, also hätte man wirklich ein wenig Humor einbringen können.
Wie schon gesagt muss man Wilson Yip zu Gute halten, dass es einige schöne Aufnahmen gibt, speziell eine Vogelperspektive
bei der Restaurant-Prügelei ist äußerst ansehnlich. Dank den erweiterten Grenzen, die eine Comicverfilmung ermöglichen
gibt es dann auch ein paar originellere Aufnahmen, doch das alles nützt nichts, denn die Verpackung wird mit keinem
Inhalt gefüllt.
So wartet man dann auch tatsächlich eigentlich nur immer auf den nächsten Fight. Donnie Yen hat sich bei seiner
Choreografie wieder ordentlich ins Zeug gelegt, Nicholas Tse beweist, dass er einige schöne High-Kicks drauf hat und
selbst Shawn Yue sieht mit seinen Nunchakus nicht schlecht aus und das obwohl die beiden keine Kampfkünstler sind.
Natürlich wird auch nicht auf das nötige Wire-Fu verzichtet und die CGI-Effekte sorgen dafür, dass auch die Umgebungen
in bester Comic-Manier so einiges abbekommen. Außerdem gibt es einige Special-Moves, die die Charaktere im Film
erlernen und die ganz nett aussehen. Realismus sollte man hier nicht suchen.
Donnie Yen hat für sich selbst dann einen etwas ungewöhnlichen Kampfstil entwickelt, den es so in dieser Art sicherlich
nicht gibt, da er hauptsächlich durch stylisches Rumgefuchtel heraussticht. Dennoch, kein Zweifel, wenn es um
schöne Fights geht, ist Yen genau der richtige Mann!
Am Ende bleibt allerdings nichts von der rasanten und teils dämlichen Unterhaltung übrig. Die Kämpfe sind ein
eindeutiger Grund sich den Film anzusehen, für Fans der Comics mag es ebenso einen Anreiz haben, dass der
Original-Zeichner Tony Wong Yuk Long als Master Qi einen kleinen Auftritt hat, aber der Rest ist einfach nur
unbedeutend und das Geld nicht Wert. Ein Film, der genauso zufriedenstellend ist, wie ein synthetischer
Big Mac. Den Geschmacksnerven wird mit allerlei künstlicher Chemie vorgegaukelt, dass das hier was Tolles ist, doch
am Ende kommt man zur Überzeugung: War wohl leider doch nichts...