Story: Tae-han (Park Kwang-jung) ist ein Mann mittleren Alters, der als Stempelherrsteller arbeitet. Er ist ein
stiller und zurückhaltender Mann, der sich nur durch wenig aus der Ruhe bringen lässt. Eines Tages findet er jedoch
heraus, dass seine Frau Eun-soo (Kim Sung-mi) ihn hintergeht. Zuerst unsicher darüber, wie er mit der Situation umgehen
soll, beschließt er nach Naksan zu fahren, um dort Joong-sik (Jeong Bo-seok), den Mann mit dem ihn seine Frau hintergeht,
zu konfrontieren. Als er in Naksan angekommen ist findet er jedoch nicht den Mut dazu. Stattdessen lässt er sich von
Joong-sik den ganzen Weg bis nach Seoul zurück nach Hause fahren. Joong-sik ist von Beruf nämlich Taxifahrer, und
Tae-han hofft den Mann auf der Fahrt besser kennen zu lernen.
Es stellt sich heraus, dass Tae-han und Joong-sik komplett verschieden sind. Joong-sik ist die ganze Zeit am Reden und
erzählt, dass er alle Frauen liebt. Kein Wunder also, dass er in fast jeder Stadt eine Freundin hat.
Schlussendlich, nach diversen kleineren Abenteuern auf der Taxifahrt, kommt Tae-han wieder nach Hause, landet aber
schließlich bald in den Armen von So-ok (Jo Eun-ji), die Joong-siks Freundin ist und unter dem selben Liebeskummer
leidet wie Tae-han...
Kritik: Es gibt kleine Filme, von denen man nur wenig gehört hat und von denen man auch nur wenig erwartet, die
einen dann aber plötzlich auf gewisse Weise überraschen und gar nahe gehen können. "Driving with my Wife's Lover" ist ein
Film dieser Art. Er ist sehr speziell, und daher bestimmt nicht jedermanns Geschmack, beeindruckt aber durch seine
kompromisslos andere Machart, die dennoch nie wirklich befremdlich wirkt. Klar, der Film mag in gewisser Hinsicht
Art-House Cinema sein, ist aber keineswegs so prätentiös wie viele andere Werke, sondern ist eben auch unterhaltsam
und zu einem gewissen Anteil auch bewegend. Der Film präsentiert sich dabei als eine Mischung aus schwarzer Komödie,
Romantikdrama und Roadmovie. Als die größte Schwäche des Werks beweist sich jedoch die Story, die einfach nicht
genügend Material für ganze 90 Minuten bietet. Der Grundplot an sich mag zwar ganz interessant sein, aber wenn die
fantastischen Darsteller den Fokus des Films auf die Charaktere nicht unterstrichen hätten, wäre "Driving with my Wife's
Lover" wohl ein sehr zäher Film geworden.
Die erste Hälfte des Films begleiten wir Tae-han und Joong-sik auf ihrer gemeinsamen Autofahrt. Die Geschichte entwickelt
dabei ihre ganz eigene angenehme Dynamik. Wir lernen die beiden Hauptcharaktere besser kennen und beobachten dabei die
eigenartige Beziehung, die sich zwischen ihnen entwickelt. Eine Freundschaft baut sich zwischen ihnen mit Sicherheit
nicht auf, aber bei ihren diversen kleinen Erlebnissen werden sie miteinander doch einfach besser vertraut. Diese
Vertrautheit zeigt sich gerade bei ihrem kleinen Gespräch gegen Ende.
Zuerst einmal gibt es jedoch die eine oder andere lustige Geschichte, die wir zu sehen bekommen. Der Humor des Films
ist irgendwie ungewöhnlich und sticht vor allem durch einige recht surreale Szenen hervor. Ein Beispiel ist, als
das Taxi auf der Straße liegen bleibt und plötzlich einige Melonen den Weg heruntergerollt kommen. Woher diese kommen
ist nicht klar, aber das Bild von mehreren Melonen, die aufgeschlagen die Straße bedecken, ist auf jeden Fall eines,
das man nicht alle Tage zu sehen bekommt. Ebenso ungewöhnlich ist, als Tae-han und Joong-sik in einem See baden und
Tae-han splitternackt in der Natur irgendwelche merkwürdigen Übungen vollführt.
Park Kwang-jung, der den schüchternen Tae-han darstellt, der sich nichts lieber als Rache wünscht, diese aber einfach
nicht über das Herz bringt, gibt eine tolle Leistung ab. Jeong Bo-seok kann als gesprächiger Taxifahrer, der meint, dass
es auf der Welt keinen Ehebruch, sondern nur Liebe gibt, ebenfalls überzeugen. Die Chemie zwischen diesen beiden
Charakteren stimmt einfach, gerade weil sie eben nicht stimmt. Die Taxifahrt erweist sich somit als spannendes Abenteuer,
auch wenn es dies im eigentlichen Sinne des Wortes gar nicht ist, und lässt uns mit Spannung erwarten, wie die Geschichte
wohl ausgehen mag.
Leider endet dieser Teil des Films nach etwas weniger als der Hälfte der Laufzeit und "Driving with my Wife's Lover"
wird vom Ton her etwas ernster. Eigentlich wissen wir nie, wie es wohl weitergehen mag, und da der Regisseur
einfach auch mal Szenen einbringt, die nur dem Wunschdenken des Charakters entspringen, kann man sich nicht immer sofort
sicher sein, dass das was wir auf dem Bildschirm sehen tatsächlich auch Realität ist.
Interessant ist außerdem, dass der Film sein ganz eigenes Tempo hat. Durchwegs langsam, aber auch nur in soweit es auch
für den Film angemessen scheint. Die Kameraführung dagegen ist oftmals recht dynamisch und manchmal leicht im Handkamerastil
gehalten, was aber eigentlich nie negativ auffällt.
Da der Film gegen Ende etwas dramatischer wird, gibt es auch ein paar mehr bewegendere Momente. Tae-han betrinkt sich in
einem Lokal, in dem So-ok arbeitet, die zufälligerweise die feste Freundin des Taxifahrers ist. Aber handelt es sich
dabei wirklich um Zufall? Eher unwahrscheinlich, aber das anschließende Gespräch der beiden und etliche Flaschen
Alkohol später, wird ihnen klar, dass sie von der selben Einsamkeit, Enttäuschung und Wut geplagt werden. Als dann
kurzzeitig der Strom ausfällt und die zwei sich schließlich Arm in Arm liegen, fühlen wir die Wärme zwischen den beiden,
nach denen sie sich so lange gesehnt haben. Ja, in gewisser Form ist das Liebe, und dass obwohl wir uns
niemals die Illusionen machen, dass diese beiden in der Zukunft ein Paar werden könnten. Oder vielleicht gar doch?
Der emotionale Gehalt dieser Szenen ist maßgeblich Jo Eun-ji ("My Scary Girl") zu verdanken, die einfach eine unwahrscheinlich
leuchtende Leinwandpräsenz hat. Sie sprüht vor Leben und Charisma, aber eben nicht auf typisch quirlige Art.
Sie ist ohne Zweifel der Glanzpunkt des Films und gibt auch die beste darstellerische Leistung unter den Schauspielern
ab.
Einen Wermutstropfen gibt es jedoch, und das ist das Ende. Dieses kommt einfach zu enttäuschend und simpel daher.
Andererseits muss man sich fragen, wie der Film wohl sonst am besten hätte enden sollen. Störend bleibt jedoch, dass die
letzte Szene in schwarz-weiß gehalten wurde, da es hierfür keinen ersichtlichen Grund zu geben scheint. Es fällt
außerdem auf, dass "Driving with my Wife's Lover" am Anfang eher eine Komödie darstellt, gegen Ende aber immer ernster
und dramatischer wird. Ein wirklicher Stilbruch ist dabei zwar nicht zu erkennen, denn irgendwie passt immer noch alles
ineinander, aber dennoch hätte man gegen Ende durchaus auch noch ein paar humoristische Szenen einbauen dürfen.
Der künstlerische Aspekt des Films ist nicht zu übersehen und Regisseur Kim Tai-sik hält sich nicht an unnütze
Filmregeln, sondern baut etliche Eigenheiten in seinen Film ein, die diesen eben so besonders und erinnerungswürdig
machen. Des Weiteren wartet der Film mit ein paar recht freizügigen Szenen auf, auch wenn es nur eine wirkliche
Bettszene gibt.
"Driving with my Wife's Lover" ist ein kleiner Film, und auch wenn er einige Schwächen hat, wie die etwas zu gestreckte
Story, so weiß er sich dennoch einen Platz im Herzen des Zuschauers zu erarbeiten, was besonders an den sympathischen
Charakteren liegt. Schlussendlich mag ich bei der Bewertung vielleicht etwas zu freundlich sein, aber der Mut des
Regisseurs einfach mal etwas anderes zu machen, soll hier belohnt werden. Als Tragikkomödie der etwas anderen Art ist der
Film allemal zu empfehlen.