Story: Mi-yeong (Kim Hyo-jin) verlässt ihren langjährigen Freund, weil ihr dieser zu langweilig ist. Als sie
wieder einmal in einem Nachtclub als Sängerin auftritt, erblickt sie ihren neuen Traummann Choi Su-hyeon (Lee Byung-hun).
Sofort macht sie sich an ihn ran. Es dauert nicht lange und die beiden sind ein Paar. Auch die Familie Mi-yeongs ist
ganz begeistert von ihrem neuen Freund.
Obwohl Choi seiner neuen
Freundin dann sogar einen Heiratsantrag macht, hat er doch ein paar Geheimnisse. Mit Mi-yeongs Schwester Seon-yeong
(Choi Ji-Woo), einem 27-jährigen jungfräulichem Bücherwurm, hat er nämlich eine Affäre. Doch dabei bleibt es nicht.
Selbst die ihm gegenüber skeptische dritte Schwester im Bunde Ji-yeong (Chu Sang Mi), die mit einem langweiligen Arzt
verheiratet ist, verfällt seinem Charme.
Als dann die Hochzeit von Mi-yeong und Choi ansteht, ist sich Mi-yeong ihrer Gefühle für
ihren zukünftigen Ehemann gar nicht mehr so sicher, denn auch sie hat ein kleines Geheimnis...
Kritik: "Everybody has Secrets" fängt da an, wo andere Romantikkomödien aufhören. Die Liebesgeschichte
zwischen Mi-yeong und Choi hat nach dem ersten Viertel des Films eigentlich schon seinen Abschluss erfahren. Und auch
wenn es den Anschein macht, als würde das Ganze mit Seon-yeong nur in Richtung Dreiecksbeziehungskomödie gehen, werden
wir bald eines Besseren belehrt.
In vielerlei Hinsicht hat der Film einige Überraschungen parat und weiß durch eine
tolle Erzählstruktur zu gefallen. Die Story ist dabei noch nicht mal originell, sondern es handelt sich bei dem Film
sogar um das Remake eines nicht besonders bekannten irischen Films mit dem Titel "About Adam". Da ich jenen Film
eben nicht gesehen habe, muss man mir verzeihen, dass ich keine Vergleiche anstellen kann.
Ganz im Stile einer typischen koreanischen Romantikkomödie beginnt der Film mit gutem Tempo und unbeschwerter
Atmosphäre. Sobald die einzelnen Charaktere vorgestellt und die Liebesgeschichte zwischen Mi-yeong und Choi
erzählt ist, beginnt der Film erst richtig interessant zu werden. Wir werden zeitlich wieder zurück an den
Anfang der Beziehung der beiden versetzt und bekommen nun Chois Beziehung mit Seon-yeong mit. Dabei werden
Lücken in der Kontinuität, die einem zuerst gar nicht aufgefallen sein mögen, geschlossen und viele Dinge machen
für den Zuschauer jetzt auch einfach mehr Sinn. Damit ist es aber noch nicht genug. Nein, der gleiche Zeitabschnitt
bekommt eine weitere Erzählschicht mit Chois Beziehung zur ältesten Schwester seiner Freundin.
Dabei überschneiden sich uns schon
bekannte Szenen immer wieder mit der uns neuen Storyebene, was "Everybody has Secrets" für den Zuschauer zu einem
lohnenswerten Filmerlebnis macht. Die Aha-Effekte und Twists sorgen außerdem dafür, dass unser Interesse
durchgehend aufrecht erhalten wird.
Der Film glänzt auch durch seine tolle Besetzung. An erster Stelle natürlich Lee Byung-hun ("A Bittersweet Life"),
der als Frauenheld und moderner Don Juan, keine Fehler aufzuweisen hat und jede Frau mit seinem Charma rumkriegen
kann. Während man ihn anfangs noch für seine etlichen Seitensprünge verurteilen mag, bekommt man später das
Gefühl, dass er überhaupt nicht eigennützig handelt, so merkwürdig sich das anhören mag.
Seine Perfektion in
jeglichen Belangen, er ist gebildet, kennt sich mit Kunst und Kultur aus, ist dennoch ein Partymensch und kann
anscheinend die Gedanken der Frauen lesen, lässt einen sich doch fragen, ob es sich bei ihm tatsächlich um einen
Menschen handelt! Lee verleiht dabei seinem Charakter den nötigen Charme und das ungeheure Selbstbewusstsein, das
nötig ist um zu überzeugen.
Die drei Schwestern werden ebenfalls gut dargestellt. Kim Hyo-jin überzeugt als etwas oberflächliches, extrovertiertes
Partygirl Mi-yeong, Chu Sang Mi als die älteste schon verheiratete Schwester, die von Choi gezeigt bekommt, dass sie
immer noch eine starke Erotik ausstrahlt, und zu guter letzt weiß auch Choi Ji-Woos Darstellung des introvertierten
Bücherwurms zu überzeugen. Gerade sie gibt mit ihrer Verwandlung vom schüchternen Mädchen zur selbstbewussten Frau
eine schöne darstellerische Leistung ab.
Leider hat die interessante Erzählweise des Films aber auch seine Kehrseite. Da die Perspektive des Films sich oft
ändert, haben wir keine gleichbleibende Bezugsperson. Choi kann als diese eben nicht fungieren, da er in seinen
Eigenschaften beinahe schon als übermenschlich bezeichnet werden muss. Allzu schwer wiegt dieser Kritikpunkt
allerdings nicht, da die Schauspieler alle sichtlich ihr Bestes geben.
Obwohl "Everybody has Secrets" einiges an Erotik bietet, wird das Thema zum Glück nicht, wie für das Genre üblich,
allzu billig angegangen, sondern kann trotz einer guten Prise Humor auf voller Linie überzeugen. Auch einige
comicartige Animationen lassen sich in dem Film finden. Gleichzeitig wird mit dem Ballet und den Zitaten einiger
namhafter Denker, die die verschiedenen "Episoden" einleiten, auch noch Anspruch eingebracht.
"Everybody has
Secrets" verliert sich in keinerlei Klischees, bietet netten Humor und die Story funktioniert ebenfalls gut.
Einzig an der Aussage des Films mögen sich Gegner von Seitensprüngen schwer tun. Choi bringt das Leben dieser
Frauen komplett durcheinander, was sie überhaupt erst in die Lage versetzt zu reflektieren und sich bewusst zu
machen, was ihnen eigentlich wichtig ist. Seitensprung also als Mittel zur Selbstfindung? Blödsinn, nicht
weiter drüber nachdenken. Schlussendlich bleibt "Everybody has Secrets" nämlich einfach nur eine unterhaltsame
Romantikkomödie, die mehr "Tiefgang" als der Durchschnitt bietet.