Story: Blaze (Anthony Wong) und Fat (Lam Suet) besuchen ihren alten Freund Wo (Nick Cheung). Doch führen sie
nicht die engen Freundschaftsbande zusammen, sondern der Job. Blaze hat von seinem Boss Fay (Simon Yam) den
Auftrag bekommen Wo umzubringen, da dieser ihn hintergangen und angeschossen hatte. Allerdings trifft Blaze auch
auf seine anderen beiden Freunde Tai (Francis Ng) und Cat (Roy Cheung), die nicht bereit sind Wo einfach so sterben
zu lassen. Wo hat schließlich nicht nur eine Frau, sondern mittlerweile auch einen Sohn.
Nach der ersten Schießerei beschließt man einen Waffenstillstand. Schließlich einigen sich die fünf Freunde darauf in
Macau erstmal einen größeren Auftrag anzunehmen, um genügend Geld zu haben Wos Familie versorgen zu können. Danach
wird man die Sache mit Wo wohl zu Ende bringen müssen...
Allerdings geht bei ihrem Auftrag einiges schief. Der Mann, den sie umbringen sollen ist der jetzige Untergrund-Boss
von Macau und natürlich ist es Fay, der ihn loswerden will. Als Fay allerdings die Killer am Tatort erkennt ist er
gar nicht glücklich darüber, dass die fünf zusammenarbeiten und Wo immer noch nicht tot ist...
Kritik: "Exiled" ist Johnnie Tos Geschenk an die Fans, die schon lange eine Fortsetzung zu seinem hervorragenden
und stylishen Thriller "The Mission" sehen wollten. Um es kurz zu machen und jegliche Verwirrung im Voraus aus
dem Weg zu räumen: "Exiled" ist eine Pseudo-Fortsetzung von "The Mission". D.h. wir sehen zwar alle wichtigen
Charaktere wieder gemeinsam auf dem Bildschirm und auch diesmal bilden sie ein professionelles Killerteam, doch von
einigen Parallelen in den Charakterzügen abgesehen, spielt hier jeder eine komplett neue Rolle. Nichtsdestotrotz
fühlen sich Kenner des Vorgängers gleich wie zu Hause und gerade die Darsteller beweisen sich wieder mal als großen
Bonus für den Film. Hier stimmt einfach die Leinwandpräsenz jedes Darstellers und To weiß aus seinen Bildern das
Beste rauszuholen. Das Endprodukt: Ein würdiger Nachfolger, der nur so vor Coolheit strotzt und Fans des "Vorgängers"
und HK-Actionfans gleichermaßen begeistern wird.
Die Story von "Exiled" ist bestenfalls solide, doch die Stärken des Scripts offenbaren sich langsam in den
Charakteren. Über diese erfahren wir im Laufe des Films nämlich immer mehr, bis sie schließlich der Faktor sind, der
die Faszination der Story ausmacht.
Es ist eigentlich schon unnötig über Meister ihres Fachs wie Anthony Wong oder Francis Ng noch weitere Worte zu
verlieren. Obwohl uns der Film nur indirekt Einblicke in ihre Person bietet, tauchen wir dennoch tief in ihre Welt und
ihre Charaktere ein. Ja, sie sind Killer, aber unter ihrer coolen Oberfläche dennoch auch Menschen. Die Schauspieler
geben dabei in ihrem subtilen und professionellen Spiel einfach alles und das sieht man. Ebenfalls mit dabei sind
natürlich Lam Suet (der notorische Nebendarsteller), der viel zu sehr unterschätzt wird und das hier wieder beweisen
darf, sowie Roy Cheung. Jeder von ihnen entwickelt mit der Zeit sein eigenes Charisma und wird vom Zuschauer schnell
ins Herz geschlossen. Nick Cheung ("Breaking News") wirkt aber leider manchmal etwas flach und verblasst gegen
die anderen etwas. Dafür kann Simon Yam als Bösewicht aber wieder punkten, der zum Teil eine ungewollt und dennoch
gewollt komische, allerdings auch gleichzeitig eiskalte Darstellung abgibt. Man muss ihn einfach gesehen haben um das
zu verstehen...
Neben der grandiosen Besetzung stellt natürlich gerade die Cinematographie eines der Highlights des Films dar.
Cheng Siu-keung ist auch hier wie bei vielen anderen To-Werken verantwortlich für die düstere Farbgebung und den
grandiosen Einsatz von Licht. Da der Film 1999 in Macau spielt, also kurz bevor die portugiesische Kolonie an China
zurückgegeben wurde, gibt es einige schöne europäische Gebäude und Straßen zu bestaunen. Gleichzeitig ist das
Setting auch perfekt für unsere gesetzlosen Helden und Cops, die sich nicht darum scheren was in den Straßen geschieht,
sowie allerlei Machtspielereien zwischen verschiedenen Untergrundorganisationen. Der Wilde Westen mitten in Asien! Und
genauso fühlt es sich mit den ganzen stylischen Gun-Battles auch an. Gerade der großartige Soundtrack von Guy
Zerafa mit seinen
Acoustic- und E-Gitarrensounds unterstreicht diese geniale Atmosphäre noch mehr, genauso wie der ewig umherfliegende
Staub von den Pistolenschüßen. Ja, später im Film spielt sogar jemand am Lagerfeuer mit der Mundharmonika!
Ich konnte noch nie etwas mit Western anfangen, doch hier ist das etwas anderes. Johnnie To weiß einfach wie man die
Superlative von Coolness auf den Bildschirm bringt. Außerdem ist er ein Meister darin in erstaunlich langsamen Tempo
und mit wenigen Mitteln eine ungemein dichte und spannende Atmosphäre aufzubauen, so dass man nur darauf wartet, dass
die Stille endlich unterbrochen wird und die Hölle losbricht. Und das geschieht häufig genug! "Exiled" ist nämlich
wesentlich actionlastiger als "The Mission" und Regisseur To beweist dabei sogar noch, dass wir bei weitem nicht alles
gesehen haben, was Schießereien angeht. Staub- und Blutwolken werden in hervorragend zusammenkomponierten
Schießorgien durch den Raum getrieben und lassen dabei die Charaktere ungemein cool aussehen, ohne dass diese
dafür in Bullet-Time mit Dual-Guns durch die Luft fliegen müssten. Was John Woo in den 80ern/90ern war ist Johnnie
To heute, denn er bringt originelle Schießereien mit dem nötigen ästhetischen Flair auf den Bildschirm.
Die vielen Shoot-Outs sind dabei sehr gut über den Film verteilt und wenn es mal kein Kugel-Ballet gibt, dann
spielt der Film auf emotionaler Ebene weiter. Bruderschaft steht nämlich auch hier wieder stark im Vordergrund,
allerdings geht Johnnie To dabei auch mit der nötigen Selbstironie und dem passenden Humor vor. Gerade Simon Yam
darf hier einiges zeigen, wenn er sich z.B. in Unterhose beim Arzt versorgen lässt, weil er eine Kugel in eine etwas
unpraktische Gegend abbekommen hat, während er gleichzeitig dann auch noch an einer weiteren Schießerei teilnimmt.
Roy Cheung kann seine Begeisterung gar nicht unterdrücken als er einen "Kollegen" mit einem Scharfschützengewehr die
Gegner ummähen sieht (eine Anspielung auf seinen Charakter in "The Mission"?) und Anthony Wong darf sich anhören, dass
er wirklich Englisch lernen sollte, da er eh nicht wie ein Chinese aussieht. Dabei gibt es dann auch noch eine kleine
Anspielung auf seine ewig in Italienisch fluchende Nebenrolle in "Big Bullet". Einfach köstlich!
Wo wir gerade bei Anspielungen sind: Die letzte Schießerei findet statt nachdem unsere Jungs erstmal eine
Getränkedose durch die Luft gekickt haben, was ebenfalls eine Anspielung auf eine Szene in "The Mission" ist.
In dieser düsteren Welt der Gangster und Killer geht natürlich alles den Gang, den es gehen muss. Karma spielt auch hier
eine große Rolle und so sollte einen der ganze Film eigentlich nicht wirklich überraschen, auch wenn es hier und da
ein paar intelligente Storyeinstreuungen gibt. Wenn man To bei "Exiled" nämlich eines vorwerfen kann, dann dass der
Film bis ins kleinste Detail durchkomponiert ist, gerade deshalb aber ziemlich vorhersehbar wird. To liefert nämlich den
Zuschauern das, was sie sehen wollen und das auch noch mit Sahnehäubchen. Ein bisschen hat man also den Eindruck als
hätte Johnnie To das Beste aus seinen Filmen genommen und in sein neuestes Werk gepackt. Das bedeutet natürlich, dass
einige Szenen recht unglaubwürdig wirken. Gerade was die Story und einige Zufälle betrifft hätte man bei jedem anderen
Film schon mal die Augen verdrehen müssen, doch To verbindet dies immer gekonnt mit einem Augenzwinkern und gelungener
Selbstironie, ohne dabei die Grundstimmung seines Films aufs Spiel setzen zu müssen. Gerade im letzten Showdown als
die Truppe etwas angetrunken in das Hauptquartier des Bösewichts einmarschiert und nach dem Hinterhalt fragt und sobald
sich dieser offenbart erstmal am Automaten ein paar Fotos macht, zeigt sich der grandiose Humor.
Johnnie To schafft es seinen Darstellern perfekt in die Hände zu spielen und diese erwidern dies mit Bravour.
Am Ende erweist sich "Exiled" als nicht ganz so stimmig und gut wie "The Mission", doch To kann darüber mit extremer
Coolness seiner Charaktere, dem Humor auf der einen und der düster-nihilistischen Atmosphäre auf der anderen Seite,
sowie sehr stylishen Schießereien hinwegtrösten.
"Election" hatte einen schon befürchten lassen, dass To etwas nachlassen würde, auch wenn "Election 2" wiederum ganz
gut war, aber hier zeigt der Regisseur, dass er im Moment eindeutig die Nummer 1 des HK-Action & Crime Genres ist.
"Exiled" ist zwar weniger anspruchsvoll als manche von Tos anderen Werken, dafür aber unwahrscheinlich unterhaltsam
und genau auf den Fan der gehobenen HK-Action zugeschnitten. Pflichtprogramm!