Story: Tsim (Simon Yam) arbeitet als Polizist und steuert auf eine Midlife-Crisis zu. Seine Frau Ann (Annie Liu)
ist zwar hübsch und scheint ihn zu lieben, aber irgendwie geht er ihr dennoch öfter als nötig aus dem Weg. Das liegt
daran, dass Tsim irgendetwas zu fehlen scheint. Er ist auf der Suche nach etwas, ohne zu wissen, was dieses Etwas ist.
Doch alles ändert sich als er eines Tages Kwan (Nick Cheung) verhören muss, ein Mann, der dabei erwischt wurde wie er
Frauen auf der Toilette gefilmt hat. Was Tsim von Kwan zu hören bekommt ist absolut lächerlich und beinahe schon
komisch. Kwan behauptet nämlich, dass die Frauen dieser Welt sich vereinigt haben, um die Männer umzubringen. Eine
riesige Verschwörung umspannt diesen Planeten. Kwan hat lediglich versucht Beweise zu sammeln, um diese an die Öffentlichkeit
tragen zu können.
Natürlich glaubt Tsim dem Mann kein Wort, doch kurz darauf passiert etwas Merkwürdiges. Sein Report verschwindet
plötzlich und er muss Kwan erneut verhören. Kwan leugnet jetzt seine ganze Geschichte und erzählt, dass er lediglich
die Frauen wegen eines sexuellen Drangs beobachtet hat. Tsim kommt das sehr komisch vor und er findet heraus, dass
Kwan kurz nach dem ersten Verhör Besuch von Tsims Vorgesetzter Fong (Maggie Siu) bekommen hat. Ist an Kwans ursprünglicher
Geschichte etwas Wahres dran? Tsim ist entschlossen dem Ganzen auf den Grund zu gehen...
Kritik: Edmond Pang gehört für mich eindeutig zu den ganz großen Regisseuren Hong Kongs. Wem sein Werk "Beyond
our Ken" nicht zugesagt hat, den hat mit Sicherheit "Isabella" überzeugt. Allerdings kann man sich bei Pang niemals
sicher sein, ob einem sein neuester Streich auch wirklich gefallen wird. "AV" z.B. war kein wirklich toller Film, doch trotz
allem beweist der Regisseur immer wieder eines: Dass er sich an keine bestehenden Regeln hält und Filme auf seine ganz
eigene Art und Weise dreht. Somit sind seine Werke auf jeden Fall in gewisser Hinsicht immer Kunst. Schließlich entziehen
sie sich der breiten Masse. Außerdem versucht er in seine oftmals sehr eigenwilligen Werke auch immer wieder eine
Botschaft einzubauen, bzw. Stoff zum Nachdenken zu liefern. Und zwar vorzugsweise auf sehr ironische Weise und mit einer
gehörigen Portion schwarzen Humor. Leider bedeutet das auch, dass seine Filme Hit-und-Miss Phänomene sind. Entweder
man liebt sie, oder man kann nichts damit anfangen. Leider fällt "Exodus" für mich in letztere Kategorie.
Der Grundplot von Pangs Film dreht sich um eine Verschwörung, die sich so lächerlich anhört, dass es eigentlich schon
genial wäre, wenn sie wahr wäre. Hinter jedem Mord an einem Mann steckt eine Frau. Diese vergiften in den meisten Fällen
ihre Männer mit einem farb- und geruchslosem Gift, das man bei einer Obduktion nicht nachweisen kann. Hundert Mal hat
man Schluck-auf und dann stirbt man(n) - so kündigt sich der bevorstehende Tod an.
Was soll man von dieser Geschichte schon halten? Zuerst einmal nicht viel,
versteht sich. Die anfängliche Verhörszene trieft somit geradezu vor schwarzem Humor, und als dann Kwan plötzlich
seine Aussage zurücknimmt, versteht man gar nichts mehr. Sollte an der Geschichte etwa sogar was dran sein? Der
Zuschauer weiß niemals in welche Richtung der Regisseur sein Boot lenken will, und ob vielleicht Kwan einfach nur
verrückt ist und sich Tsim davon anstecken lässt. Fakt ist jedoch, dass Cop Tsim endlich etwas
gefunden hat, das seinem Leben einen Sinn gibt. Nämlich einer Antwort auf die Frage, ob es diese Verschwörung
tatsächlich gibt oder nicht, näher zu kommen.
Die Art wie Tsim versucht Antworten zu finden, zeigt dass er keineswegs ein besonders guter Polizist ist. Er geht an
Tatorte, verjagt ungewollt Verdächtige und geht in keinster Weise mit einer angemessen Portion an Diskretion an seine
Ermittlung. Zumindest soviel sollte man doch erwarten, wenn man versucht eine weltweite Verschwörung aufzudecken.
Trotzdem wird das Leben für Tsim nun endlich wieder interessant. Er manövriert sich aber durch sein unvorsichtiges
Vorgehen in einen ganzen Haufen Probleme. Er entfernt sich immer weiter von seiner Frau, und bietet sich potentiellen
Feinden auf einem Präsentierteller an. Noch schlimmer wird es als seine mittlerweile zur Obsession gewordene
Suche nach der Wahrheit ihn in eine Affäre hineinzulenken droht. Hier zeigt sich dann Pangs typische Herangehensweise
an seine Filmthemen. Er beleuchtet diese mit viel Ironie, bleibt dabei aber immer äußerst neutral und verwehrt dem
Zuschauer jegliche Form von Antwort. Ist Tsim vielleicht tatsächlich ein Mann, der es verdient hat von der Frauenwelt
ausgelöscht zu werden?
Wer sich schlussendlich eine Antwort wünscht, oder vielleich sogar hofft, dass der Film auf eine Botschaft hinarbeitet,
der wird wahrlich enttäuscht werden. Das Ende kommt sehr unspektakulär, aber mit einem schönen Augenzwinkern daher.
Das reicht aber nicht wirklich damit wir uns von diesem Film gefangen nehmen lassen können, denn dafür fehlt dem
Werk einfach der nötige
Spannungsbogen um des Zuschauers Interesse zu erhalten. Um genau zu sein passiert in "Exodus" oft nur sehr wenig. Es
wird auch nicht viel gesprochen. Stattdessen hält sich der Regisseur lieber daran Gefühle und Emotionen durch
kleine Gesten auf der Leinwand auszudrücken. Aber auch hier ist nur wenig wirkliche Bewegung vorzufinden. Oftmals
stagniert der Film und bietet uns ewig lange Bilder von den Charakteren, denen man wohl augenscheinlich ihr Innenleben
ansehen soll. Tatsächlich wirken diese Szenen mit der Zeit aber nur langweilig und ein wenig selbstverliebt. Ganz
klar, Simon Yam ("Election", "Triangle") ist ein großartiger Schauspieler und das rettet zum Teil auch seinen Charakter,
dem er eine gute Portion Charisma verleihen kann, aber es reicht nicht, dass wir uns mit ihm identifizieren können. Und
wenn wir uns nicht mit ihm identifizieren können, mit wem dann?
An dieser Stelle muss kurz Nick Cheungs großartige Leistung als fluchender und verrückter Verschwörungstheoretiker
herausgehoben werden. Auf technischer Ebene kann "Exodus" aber ebenfalls punkten. Charlie Lam ist wie in früheren Werken
Pangs für die Cinematographie verantwortlich und kann hier wirklich Beachtliches leisten. Und Gabriele Roberto
trägt einen schönen Soundtrack bei. Besonders in der Anfangsszene kommen diese beiden Pluspunkte
stark zur Geltung, so dass unsere Erwartungen eigentlich sehr hoch gesetzt werden. Dann jedoch verfällt der Film in
ein schneckenartiges Tempo und mag nie wirklich das Großartige leisten, das wir die ganze Zeit von ihm erwarten.
"Exodus" ist außergewöhnlich und in vielen Belangen einzigartig, doch mit Sicherheit handelt es sich hier auch um
Pangs bisher experimentalsten und publikumsunfreundlichsten Film. Ich ziehe meinen Hut vor diesem Regisseur, der tatsächlich
Filme ohne Kompromisse dreht, allerdings konnte diese Art des abgedrehten Art-House Kinos mich in keinster
Weise fesseln. Nur der schwarze Humor hat sich als ein sehr angenehmes Element bewiesen, das dem Film das gewisse
Etwas geben konnte. Nichtsdestotrotz kann ich den Film nicht wirklich weiter empfehlen. Viele Kritiker sehen das anders
als ich, aber so ist es eben mit Pangs Werken: Entweder sie sprechen einen auf eine außergewöhnliche Art und Weise
an - oder eben nicht...