Story: Polizist Baek Sung-chan (Han Suk-kyu) ist es Leid Verbrechern hinterher zu jagen, die dann einfach wieder auf freien Fuß kommen.
Als er gerade sein Kündigungsschreiben abgeben will, erregt ein neuer Fall seine Aufmerksamkeit. Ein Geldtransporter wurde überfallen und die
Gauner haben das Geld in ihre Hände gebracht, indem einer von ihnen Baeks Identität angenommen hat. Außerdem transportierte
der Geldtransporter 600 kg reinstes Gold, die dem zwielichtigen Geschäftsmann Kim (Song Young-chang) gehören. Baek ist schon seit langem hinter
Kim her, konnte ihm aber bisher nie ein Verbrechen nachweisen. Nun scheint sich der Gangster Ahn Hyon-min (Cha Seung-won) an Kim rächen zu wollen.
Das genaue Motiv kennt Baek nicht, aber seine Ermittlungen ergeben, dass es Ahn nur bedingt um das Gold ging. Er scheint Kim im Gefängnis sehen
zu wollen und so benutzt er Baek für ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel. Dieser ist wiederum nicht gewillt nach Ahns Regeln zu spielen und
hofft Ahn und Kim zugleich ins Gefängnis bringen zu können. Dafür muss er jedoch erst einmal Ahns Spiel durchschauen, denn dieser scheint der
Polizei immer einen Schritt voraus zu sein.
Kritik: "Eye for an Eye" ist ein auf den ersten Blick solider Actionthriller, der jedoch einige Probleme mit einer zu wirr
erzählten Story hat. Grund dafür mag sein, dass Regisseur Ahn Kwon-tae Probleme mit der Produktionsfirma bekam, sodass sein Mentor
Kwak Kyung-Taek den Rest des Films fertig drehte. Kwak ist einer der bedeutendsten Regisseure Koreas, ein Umstand, den er eigentlich
nur seinem Film "Friend" zu verdanken hat. Danach folgten eigentlich hauptsächlich Enttäuschungen, von "A Love" einmal abgesehen.
Dementsprechend muss ich an dieser Stelle betonen, dass Kwak für mich ein bei Weitem überschätzter Regisseur ist, was durch "Eye for
an Eye" nur noch weiter unterstrichen wird. Kwak versucht seinen Actionthriller technisch mit allerlei Finessen wie Splitscreens und Bildmontagen
aufzupeppen, doch was hilft das schon, wenn das Drehbuch unoriginell und unausgegoren ist? So wirklich schien man hier nämlich nicht zu
wissen, was für einen Film man abliefern wollte. Zuerst ein Cop-Thriller mit allerlei unschwer zu erkennenden Anleihen von diversen
Gangsterfilmen wird aus dem Film schließlich ein Rachethriller. Einen roten Faden vermisst man dabei.
Das Frustrierendste an dem Film sind aber die Charaktere. Hier hätte es einiger näherer Ausarbeitung bedurft. Han Suk-kyu ("Shiri", "Christmas
in August") ist sehr bemüht die Eigenheiten seines Charakter herauszustellen und wäre er kein so guter Darsteller, hätte er dabei leicht
die Grenze zum übertriebenen Schauspiel übertreten können. Doch was helfen seine Bemühungen die fast schon krankhaften Schattierungen seines
Charakter auszuarbeiten, wenn er als Mensch viel zu kühl bleibt? An einer Stelle foltert er einen Verbrecher sogar auf so abstoßende Weise
(dabei ist seine Brutalität keineswegs das Problem, sondern sein irrer Blick), dass der Zuschauer schnell seine Sympathien von ihm abwendet.
Das Team um Baek bleibt leider auch immer farblos, sodass uns nur Ahn und seine Männer als Sympathieträger bleiben. Leider bekommen wir aber
auch über diese nicht viel erzählt. Immerhin schafft es Cha Seung-won ("My Teacher, Mr. Kim", "Blood Rain") einen charismatischen Bösewicht
abzuliefern, der eigentlich keiner ist. Schnell fiebern wir mit ihm und seine durchdachten Pläne, bei denen nie jemand physisch zu Schaden
kommt, lassen ihn den Respekt des Zuschauers gewinnen.
Die Pläne, die Ahn sorgfältig bis ins kleinste Detail geschmiedet zu haben scheint, sind aber alles andere als lückenlos. Um genau zu sein
sind sie oft unwahrscheinlich an den Haaren herbeigezogen und zudem werden die Vorgänge unnötig verwirrend dargestellt. Es mag sein, dass dies
Spannung erzeugen soll, letztendlich kann es aber nur Frust und schließlich Desinteresse beim Zuschauer hervorrufen. Gegen Ende werden hier
und da noch ein paar Wendungen eingestreut, aber das lässt das gesamte Bild nur noch künstlicher erscheinen und uns über die unausgearbeiteten
Charaktere und ihre merkwürdigen Wandlungen ärgern. Besonders das Ende wirkt irgendwie so, als wenn man unbedingt Schluss machen musste. Das Schlimmste ist
aber, dass man als Zuschauer oft mit Fragezeichen über dem Kopf dasteht, weil Ahn/Kwak ihren Film drehen, als wenn sie daraus eine Ratestunde machen
wollten. Wer macht was und warum? Spannend soll das Ganze durch schnelle sowie ausgeklügelte Schnitte und viele Splitscreens werden,
tatsächlich machen uns diese technischen Tricks nur noch mehr bewusst, wie wenig nahe uns die Geschehnisse auf dem Bildschirm gehen. Die
technischen Spielereien wirken einfach zu forciert eingesetzt.
Immerhin gibt es einige gute Actionsequenzen in Form von Verfolgungsjagden. Wirklich spannend können aber auch diese nicht sein, da uns wie
gesagt einfach der Bezug zu den Charakteren fehlt. Han Suk-kyu hat sichtlich Spaß nach seiner 2-Jahres-Pause wieder einmal in einem Film
mitzuspielen, aber seinem Charakter mangelt es trotz allem an Ecken und Kanten, die ihn für uns interessant machen könnten. Fast schon glaubt man, dass
er manchmal seine eigene Rolle parodieren wollte. Das ist auch gar nicht so unwahrscheinlich, denn an einigen Stellen bietet der Film auch
subtilen schwarzen Humor. Das Problem ist nur, dass das zum Rest des Films nicht passen will.
Ebenfalls negativ fällt auf, dass das Ende fast schon für Kwak Kyung-Taek typisch einem Epilog gleich kommt. Etwas mehr Einfallsreichtum hätte
dem Drehbuch überdies wirklich nicht geschadet, denn gerade weil es versucht, besonders intelligente Wendungen zu verbauen, fällt umso mehr auf,
dass wir hier eigentlich nur einen durchschnittlichen Actionthriller vorgesetzt bekommen.
Koreanische Actionthriller haben irgendwie ein Problem. "Eye for an Eye" reiht sich zu solchen Filme wie "Bloody Tie" oder "Les Formidables" ein und
schafft es ebensowenig wie diese den Zuschauer wirklich zu fesseln. Das Problem ist natürlich das Script, aber vor allem die Charaktere, die einen
einfach nicht für sich begeistern können. Viel zu kühl ist "Eye for an Eye" und zu unausgearbeitet die Helden der Geschichte. Der teure Look,
einige nette stylistische Spielereien und zwei Darsteller, die versuchen ihr Bestes zu geben, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir
hier einen unoriginellen Actionthriller vor uns haben, der sich bei seinen Ideen auch gerne gnadenlos bei Hollywoodstreifen bedient. Vielleicht
sollte Korea lieber bei seinen Mafiafilmen bleiben, denn diese können zumindest manchmal mit ihrer düsteren Natur punkten, auch wenn da immer
noch Hong Kong die Nase vorne hat. "Eye for an Eye" ist in jedem Fall ein Film, der zwar leichte Unterhaltung bieten kann, ansonsten aber
schlichtweg uninteressant ist.